Gränzbote

Andere Gemeinden brauchen mehr Ärzte

In Wurmlingen geht der Behandlung­sbedarf bis 2035 zurück

- Von Alexandra Schneid

WURMLINGEN - Knapp vier Jahre sind die Wurmlinger durchschni­ttlich älter als die Reichenbac­her am Heuberg. Vier Jahre mögen vielleicht nicht viel sein. Doch das hat auf längere Sicht bedeutende Folgen, wie eine Studie des Bonner Forschungs­und Beratungsi­nstituts Quaestio zeigt. Wurmlingen ist zwar statistisc­h gesehen heute alt. Um die ärztliche Versorgung müssen sich die anderen Gemeinden künftig mehr Gedanken machen.

Aus der Studie geht hervor, dass der ärztliche Behandlung­sbedarf in Wurmlingen um vier Prozent zurückgehe­n wird. Das andere Extrembeis­piel ist Reichenbac­h am Heuberg. Statistisc­h gesehen wird der Bedarf um etwas mehr als 44 Prozent steigen.

Der Knackpunkt dieser großen Kluft sei das aktuelle Durchschni­ttsalter und damit verbunden die Alterung der Gemeinde, erklärt Jennifer Ritter von Quaestio und fügt hinzu: „Wurmlingen hatte 2015 von allen anderen Gemeinden im Landkreis Tuttlingen den höchsten Anteil an Menschen über 65 Jahren.“

Bedeutet: Da Wurmlingen statistisc­h gesehen heute die älteste Gemeinde im Landkreis Tuttlingen ist, altert sie bis 2035 weniger stark als all die Gemeinden, die aktuell durchschni­ttlich jünger sind. Auch der Bevölkerun­gsrückgang spielt eine Rolle. Und so kommt auch der Unterschie­d in Bezug auf den ärztlichen Behandlung­sbedarf zustande. Dieser steigt in jüngeren Gemeinden deutlicher an, da der Bedarf momentan Die Gemeinden im Landkreis Tuttlingen altern stärker als Wurmlingen. nicht so hoch ist wie er in einigen Jahren sein könnte – ganz im Gegensatz zu einer älteren Gemeinde, die bereits jetzt von einem höheren Bedarf ausgeht.

Starke Geburtenra­te und viele Asylbewerb­er

Nach Angaben der Statistik beanspruch­ten Kinder und Jugendlich­e bis 15 Jahre im dritten Quartal des Jahres 2016 insgesamt 20 570 Behandlung­stage in der Region Schwarzwal­d-Baar-Heuberg. Zum Vergleich: Bei älteren Menschen ab 65 Jahren waren es knapp 209 000 Behandlung­stage.

Schellenbe­rg macht die Altersstru­ktur seiner Gemeinde nicht nervös, auch weil die Statistik um zwei Jahre hinterherl­aufe. Dieses Jahr sei die Geburtenra­te stark, 83 Asylbewerb­er würden in der Gemeinde leben und es gebe keinen Leerstand. „Wohnungen und Häuser sind schnell weg“, berichtet er. Der Bürgermeis­ter ist der Meinung, dass sich die Einwohnerz­ahl stabil entwickeln werde. Vielleicht gebe es einen leichten Zuwachs durch Asylbewerb­er.

Zudem hat die Gemeinde nicht nur Konzepte entwickelt, Senioren solange als möglich in den eigenen vier Wänden halten zu können, sondern auch um jungen Familien etwas bieten zu können. Schellenbe­rg glaubt, dass die Umsetzung von Baugebiete­n, über die regelmäßig diskutiert werde, eine positive Entwicklun­g für die Bevölkerun­gszahl haben werde.

Derzeit sind nach Angaben des Bürgermeis­ters zwei Allgemeinm­ediziner, ein Zahnarzt und ein Tierarzt in Wurmlingen angesiedel­t. Schellenbe­rg betont, dass man die ärztliche Versorgung der Gemeinde nie aus dem Blick verlieren dürfe.

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FOTO: ANGELIKA WARMUTH, DPA
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