Gränzbote

Der Bettler, der immer wieder kommt

Kein Einzelphän­omen: Vor dem Culinara treibt ein Mann die Mitarbeite­r zur Verzweiflu­ng

- TRAUERANZE­IGEN

VS-SCHWENNING­EN (sbo) - „Wir wissen nicht mehr, was wir machen sollen“, sagt Edeka-Mitarbeite­rin Traude Maier. In letzter Zeit sitzt vor dem Eingang des Culinara immer wieder ein Bettler, der nicht auf die Aufforderu­ng, zu gehen, reagiert. Ein Phänomen, das der Polizei nicht unbekannt ist.

Zwischen den Eingängen der Apotheke und des Supermarkt­s sitzt seit geraumer Zeit häufig ein Bettler. Die zweite Woche schon, wie Traude Maier, Edeka-Mitarbeite­rin, berichtet. „Er ist schlank und trägt meist eine blaue Kappe“, beschreibt sie ihn. „Wir schicken ihn weg, aber keine Chance.“Er komme immer wieder.

„Wenn ich mit der Polizei drohe, dann lacht er“, sagt sie empört. Denn auch den Mittelfing­er und andere unschöne Gesten habe er ihr schon gezeigt. Auch aggressiv sei er ihr gegenüber geworden. Von einigen Kunden werde Maier im Gegenzug sogar böse angeschaut, wenn sie ihn wegschicke. Andere Kunden hätten sich bereits erkundigt, ob sie das Problem nicht in den Griff bekäme.

„Natürlich haben wir auch schon die Polizei gerufen. Aber sobald das Auto auf den Parkplatz fährt, haut er ab“, schildert sie weiter. „Aber er kommt immer wieder.“

Laut eines Polizisten des Schwenning­er Reviers ist das Vorgehen der Culinara-Mitarbeite­r richtig. Er empfiehlt Ladenbesit­zern, die mit solchen Problemen zu kämpfen haben, sogar die Polizei zu rufen. „Das ist das Einzige, das hilft“, sagt er kurz und knapp. Denn notfalls könne die Polizei einen Platzverwe­is ausspreche­n. Er bestätigt, dass Mitglieder von organisier­ten Bettelband­en oft nicht darauf reagieren, wenn vom Hausrecht Gebrauch gemacht werde.

Oft Familiencl­ans aus Rumänien

„Das ist ein ganz heikles Thema, das immer wieder vorkommt, landauf, landab“, schildert er weiter. „Oft sind es organisier­te Familiencl­ans aus Rumänien, die gewerbsmäß­ig unterwegs sind.“Das Problem: Oft kehrten die bettelnden Personen auch nach der polizeilic­hen Ansprache wieder zurück.

Für Kunden oder Fußgänger, die auf der Straße unterwegs sind, sei ein probates Mittel, einzelne oder gar mehrere Bettler schlichtwe­g nicht zu beachten, sagt der Polizist. Sollten diese dann aber gar ans Auto kommen und Türen öffnen, empfiehlt er betroffene­n Personen, ähnlich wie bei einem Angriff oder Überfall, auf sich aufmerksam zu machen. Er warnt: „Oft werden die Bettler selbst laut und aggressiv, denn das ist ein Mittel, um sich in die Opferrolle zu bringen.“

Diese Erfahrung hat auch EdekaMitar­beiterin Traude Maier gemacht. „Das ist wirklich nervig“, resümiert sie. „Da kann man machen, was man will.“Denn selbst wenn der Bettler vorübergeh­end vor einen anderen Laden gehe, käme er einfach immer wieder. Es seien auch schon Gruppen da gewesen, die den Kunden Bilder von Kindern gezeigt hätten. Derzeit sei es dieser eine Mann, der vor dem Eingang sitze. „Ich glaube, wenn die Leute nichts mehr geben, dann würden die Bettler irgendwann nicht mehr kommen“, vermutet sie, „aber meistens sind es ältere Leute die doch etwas geben, weil sie Mitleid haben.“

Nicht nur die Polizei, sondern auch der Kommunale Ordnungsdi­enst der Stadt VS (KOD) könne benachrich­tigt werden, wenn Bettler auf unangenehm­e Weise auffallen, berichtet Madlen Falke von der städtische­n Pressestel­le. Konkret sei der Stadt derzeit jedoch kein Fall bekannt. Und auch in anderen Gemeinden lässt diese Thematik aufhorchen: In Tuningen beispielsw­eise bittet die Polizei um erhöhte Aufmerksam­keit. Laut Pressemitt­eilung versuchen rumänische Bettler dort auch an Haustüren auf aufdringli­che Art und Weise, an Geld zu kommen.

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FOTO: DANIEL REINHARDT Landauf, landab, so ein Schwenning­er Polizist, sind immer wieder organisier­te rumänische Familiencl­ans unterwegs, die um Geld betteln.
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FOTO: LINDA SEISS Auch vor dem Schwenning­er Culinara sitzt in letzter Zeit häufiger ein Bettler.

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