Der Freiheit beraubt
Das neue, haarige Familienmitglied hält uns derzeit wirklich auf Trab. Das ist auch gut so, denn wie wir alle wissen: Wer rastet, der rostet.
Rosten werden wir so schnell nicht. Das steht schon mal fest. Eigentlich – und die Betonung liegt auf eigentlich – fährt der Vierbeiner bei uns im Kofferraum. Das war bei der Vorgängerin kein Problem. Bei Madame „Ich bin erst sechs Monate alt und habe nur Flausen im Kopf“hingegen schon. Sie will partout auf die Rückbank. Ob man da mehr sieht oder einfach nur näher bei den Leuten ist, keine Ahnung. Nachdem sie sich neulich beim Vorklettern während der Fahrt fast die Beine verhakt hätte, darf sie halt auf die Rückbank. Ich weiß, das ist pädagogisch nicht wertvoll.
Weil ich in unserem Kellerchaos das Autogeschirr nicht sofort gefunden habe, genoss sie so also ein paar Tage unbeschwerte Freiheit. Zu ihrer Freude und unserem Unmut.
Doch dann entdeckte ich das gute Stück in einer Tasche und damit war Schluss mit dem Gegurke auf dem Rücksitz. Etwas kritisch, aber noch ohne Argwohn, wurden das Geschirr und ich beäugt, aber Madame ließ es sich anstandslos anlegen. Doch im Auto angekommen hielt sie so gar nichts davon, sich damit an den Gurt schnallen zu lassen. Mit etwas sanftem Druck gelang es schließlich – unter anklagenden Blicken. Und dann folgte ohrenbetäubendes Gejammer, das in der Hundesprache sicherlich so etwas hieß wie: „Hilfe, Freiheitsberaubung.“Weil aber kein tapferer Rüde kam, um sie zu retten, musste sie sich irgendwann ihrem Schicksal ergeben. (ajs)