Kritik an Bahn nach Tunnelpanne bei Rastatt wird lauter
Konzern verspricht, Rückstau des Güterverkehrs im Rheintal in den nächsten Tagen aufzulösen
KARLSRUHE (lsw) - Knapp eine Woche nach der Sperrung der Rheintalbahn steht die Deutsche Bahn massiv in der Kritik – auch wegen ihrer Krisenkommunikation.
Baden-Badens Erster Bürgermeister Alexander Uhlig kritisierte die Bahn wegen mangelnder Informationen scharf. „Ich habe bis gestern Nachmittag meine Informationen der Zeitung entnommen“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. Auch der Rastatter Bürgermeister Wolfgang Hartweg forderte lückenlose Informationen.
Gleichzeitig arbeitet das Unternehmen weiter daran, den aufgestauten Güterverkehr umzuleiten und den betroffenen Streckenabschnitt zu stabilisieren. Informationen zum Zeitplan will die Deutsche Bahn Anfang der Woche geben.
Nach einem Erdrutsch an einer Tunnelbaustelle am vergangenen Samstag in Rastatt war die europäische Nord-Süd-Hauptstrecke zwischen Rastatt und Baden-Baden gesperrt worden. Er verstehe, dass die Bahn nach der plötzlichen Havarie Zeit brauchte, sagte Bürgermeister Uhlig. Aber wenigstens Ansprechpartner hätten zur Verfügung stehen müssen. Man müsse schon die Frage stellen, ob die Bahn für solche Krisen gewappnet sei.
Das Netzwerk Europäischer Eisenbahnen (NEE) forderte eine Sondersitzung des Bundestags-Verkehrsausschusses. „Während die Zeit verrinnt und jeden Tag größere betriebs- und volkswirtschaftliche Schäden aufgetürmt werden, tappen die Betroffenen im Dunkeln“, kritisierte NEE-Vorstandschef Ludolf Kerkeling. Seinen Angaben zufolge haben die bisherigen Umleitungen im Schienengüterverkehr erst ein Niveau von etwa zehn Prozent des normalen Volumens erreicht. Auf der Strecke rechnet die Deutsche Bahn in Spitzenzeiten mit bis zu 200 Güterzügen pro Tag.
Das Unternehmen erwartet keine Versorgungsengpässe für die Bevölkerung durch die Einschränkungen. Die Ersatzkonzepte würden in der kommenden Woche greifen und die Lage verbessern. Der Rückstau der Güterzüge solle bis Anfang der Woche aufgelöst sein.
Das baden-württembergische Verkehrsministerium warb am Freitag um Verständnis für die Einschränkungen durch die Umleitung von Güterzügen. Betroffen sind die Neckar-Alb-Bahn von Plochingen über Reutlingen und Tübingen nach Horb und die Gäubahn bis Singen. Das Land habe bei der nächtlichen Nutzung für den Güterverkehr kein Mitspracherecht, teilte das Ministerium nach einem Treffen mit Vertretern der betroffenen Kommunen am Freitag in Stuttgart mit.