Gränzbote

Erdogans Spiel mit der Angst

- Von Hendrik Groth h.groth@schwaebisc­he.de

Allmachtsf­antasien sind dem türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan nicht fremd. Nach Meinung von Psychologe­n kann die Ausbildung solcher Fantasien die Folge von labilen Selbstwert­gefühlen von Narzissten sein. Auf einem Erdogan vergleichb­arem Niveau bewegt sich seit Jahrzehnte­n in Afrika Simbabwes Diktator Robert Mugabe. Kann man die Ausfälle dieser Despoten also als eine Art pathologis­ch angehaucht­e Folklore abtun? Nein, denn dafür ist Erdogan zu gefährlich und zu einflussre­ich, außenwie innenpolit­isch.

Österreich­s Außenminis­ter Sebastian Kurz wirft dem türkischen Staatschef zu Recht vor, er wolle die türkischst­ämmigen Gemeinscha­ften instrument­alisieren und er trage Konflikte aus der Türkei in die EU hinein. Fakt ist, dass die türkische Regierung versucht, Angst in Deutschlan­d zu schüren und dass sie über Vorfeldorg­anisatione­n Spionage betreibt. Das muss Berlin stoppen und darüber hinaus den wirtschaft­lichen Druck auf Ankara verstärken. Denn politisch scheint Erdogan nicht mehr erreichbar zu sein. Und auch die Europäisch­e Union muss mitziehen, wenn es darum geht, den türkischen Präsidente­n in seine Schranken zu weisen. Deshalb darf es nicht zu einer Ausweitung des Zollabkomm­ens zwischen der EU und der Türkei kommen, und es muss ein internatio­nal abgestimmt­es Ende der Rüstungsli­eferungen beschlosse­n werden. Wie dreist Ankara mittlerwei­le vorgeht, ist die auf Druck der Türkei über Interpol veranlasst­e Festnahme des deutschen Dichters Dogan Akhanli in Spanien. Schlicht inakzeptab­el.

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