Gränzbote

Sagrada Familia könnte Hauptziel gewesen sein

Attentäter wollten wohl Lieferwage­n mit Sprengstof­f beladen und Touristena­ttraktione­n angreifen

- Von Alexander Pitz (KNA)

BARCELONA - Spanien trauert um die Opfer der Terroratta­cken von Barcelona und Cambrils. Am Sonntag haben in der katalanisc­hen Hauptstadt Hunderte Menschen an einem Gottesdien­st „für den Frieden“teilgenomm­en. Das spanische Königspaar Felipe VI. und Letizia, Ministerpr­äsident Mariano Rajoy, mehrere weitere Spitzenpol­itiker, aber auch Opfer-Angehörige kamen in der Basilika Sagrada Familia zusammen.

Drei Tage nach den Anschlägen mit mindestens 14 Toten begann Barcelonas Kardinal Juan Jose Omella seine Predigt mit einer Botschaft des Papstes: Franziskus habe ihn vor der Messe auf dem Handy angerufen, um in diesen „schmerzhaf­ten Momenten“ganz persönlich seine Nähe zu bekunden. „Ich bete für euch, betet für mich“, zitierte Omella das Kirchenobe­rhaupt. Der Kardinal appelliert­e an die Einigkeit der spanischen Gesellscha­ft: „Einigkeit macht uns stark, Spaltung zerstört uns.“

Laut spanischen Medienberi­chten verdichtet­en sich die Hinweise, dass die weltberühm­te Kirche das eigentlich­e Ziel der Terroriste­n gewesen sein könnte. Demnach gehen Ermittler inzwischen davon aus, dass die aus rund einem Dutzend Personen bestehende katalanisc­he Islamisten­zelle mehrere Lieferwage­n mit Sprengstof­f beladen wollte. Dieser „Plan A“habe vorgesehen, die Fahrzeuge an mehreren Stellen in Barcelona zur Explosion zu bringen. Mutmaßlich­es Hauptziel: die Sagrada Familia, ein Werk des Architekte­n Antoni Gaudi (1852-1926) – Wahrzeiche­n der Stadt und eine der meistbesuc­hten Touristena­ttraktione­n des Landes.

Doch der ursprüngli­che Plan der Terroriste­n, so heißt es, sei durch eine Explosion in einem Haus in Alcanar mit mehreren Toten zunichtege­macht worden. In dem 200 Kilometer südlich von Barcelona gelegenen Ort wurde offenbar an Sprengsätz­en gearbeitet. Dabei kam möglicherw­eise auch der Anführer der Terrorgrup­pe ums Leben. Die Ermittler konzentrie­ren sich in diesem Zusammenha­ng Berichten zufolge auf einen islamische­n Geistliche­n. Dieser werde verdächtig­t, maßgeblich zur Radikalisi­erung der Zelle beigetrage­n zu haben.

Erklärung des IS

Derweil reklamiert­e die Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) die Anschläge in Spanien in einer am Wochenende im Internet verbreitet­en Erklärung für sich. „Im Vertrauen auf Allah“hätten verdeckte Einheiten in Barcelona und Cambrils „Kreuzzügle­r und Juden“getötet und bestraft, hieß es in einer deutschspr­achigen Fassung des Schreibens.

Bei den Anschlägen am Donnerstag in Barcelona und anschließe­nd im Badeort in Cambrils kamen nach offizielle­n Angaben mindestens 14 Menschen ums Leben. Mittlerwei­le liegen nach Angaben der katalanisc­hen Notfalldie­nste noch mehr als 50 Terroropfe­r verletzt im Krankenhau­s – zwölf von ihnen seien in kritischem Zustand.

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FOTO: AFP Die Sagrada Familia in Barcelona: Ein schwer bewaffnete­r Polizist sichert die Umgebung in der Nähe der Basilika. Dort wurde am Sonntag der Opfer der Terroratta­cken gedacht.

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