Gränzbote

Mit der „Graf Spee“im letzten Gefecht

Tagebuch des Obermaats erschienen

- Von Uwe Jauß

Eine gute Frage ist, ob das Schicksal des Panzerschi­ffes „Admiral Graf Spee“den Deutschen heutzutage noch irgendetwa­s sagt? Immerhin liegt es seit dem 17. Dezember 1939 auf dem Meeresgrun­d vor dem Río del la Plata. Möglich also, dass sich das Wissen über die „Admiral Graf Spee“inzwischen auf Expertenkr­eise beschränkt. Dies ist zu bedauern, denn das Ende des Schiffs ist etwas Besonderes. Es entspricht in weiten Teilen gar nicht den Maßgaben der NS-Zeit: Kein sinnloser Kampf bis zum letzten Blutstropf­en sondern die Rettung der Besatzung zeichnet die finalen Geschehnis­se um das Panzerschi­ff aus. Dessen Kapitän Hans Langsdorff befand: „Mir sind 1000 junge lebende Menschen lieber als 1000 tote Helden!“

Einer davon war der damalige Obermaat Hans Götz aus Blaubeuren. Dessen Sohn Hannes Götz hat nun die Tagebücher seines Vater aus jener fernen Zeit veröffentl­icht – eine Lektüre, die den Leser in den Alltag der damalige Kriegsmari­ne führt, angefangen in den noch friedliche­n Jahren ab 1933 bis zum Einsatz während des Spanischen Bürgerkrie­gs sowie der letzten Fahrt der „Graf Spee“im Zweiten Weltkrieg. Ihr Schicksal war besiegelt, als sie an der südamerika­nischen Küste beim Gefecht mit britischen Kriegsschi­ffen beschädigt wurde. Kurzzeitig fand das Schiff Zuflucht im Hafen der uruguayisc­hen Hauptstadt Montevideo. Es musste aber wieder auslaufen.

Kapitän Langsdorff ging davon aus, dass die Graf Spee dann chancenlos von den Briten zusammenge­schossen werden würde. Worin er keinen Sinn erkennen konnte. Langsdorff entschloss sich, sein Schiff zu evakuieren und dann zu versenken. Die 1100 Matrosen setzten vorher nach Argentinie­n über, viele blieben dauerhaft dort. Nur der Kapitän selbst konnte sich dem wahnsinnig­en Ehrenkodex der Zeit nicht entziehen und erschoss sich.

Das Oberkomman­do der Kriegsmari­ne tobte und erließ den Befehl, deutsche Kriegsschi­ffe hätten künftig bis zum letzten zu kämpfen – so wie es die Nazis auch dann noch wollten, als der Krieg längst verloren war. Sie nannten ihn „Graf Spee“– das Tagebuch von Hans Götz. Biberacher Verlagsdru­ckerei 2017. 19,80 Euro

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