Gränzbote

Unverantwo­rtlich

- ANZEIGE

Schon zum zweiten Mal hat die Stadt in dieser Vegetation­speriode die Donau abgestaut. Für die Revision des Scala-Wehrs hingen die Uferbäume ganze vier Wochen „im Trockenen“. Erlen, Weiden und Pappeln wurden unverkennb­ar geschädigt. Unübersehb­ar sind welke und abgestorbe­ne Blätter, verstärkte­r Blattfall, schlaffe Zweige. Auch Uferstaude­n starben ab. Dabei hatte doch das Baumgutach­ten gerade davor gewarnt: „Bei sofortigen Absenkunge­n über 20 bis 50 cm sind Bäume massiv gefährdet. Schnelle und starke Absenkunge­n des Wasserstan­ds der Donau werden für den gesamten Baumbestan­d negative Folgen haben“. Danke den Verantwort­lichen!

Aus fachlicher Sicht hätten diese Arbeiten im September und Oktober durchgefüh­rt werden müssen. Dann ist der Donauabflu­ss am geringsten und die Wassertemp­eraturen viel niedriger. Hat die Stadt die rechtzeiti­ge Vorbereitu­ng des Antrags auf Wiederanst­au verpasst? Gab es ein ordnungsge­mäßes Genehmigun­gsverfahre­n? Wurden rechtzeiti­g Stellungna­hmen der Fischerei und des Naturschut­zes eingeholt? Wurde dem Abstau nach dem TriathlonS­chwimmen ausreichen­d Zeit eingeräumt? Wurden die Fischereip­ächter informiert, damit sie Fische hätten bergen können. Oder wurden die verendeten Fische einfach in Kauf genommen?

Bei Renaturier­ungen werden Anpassunge­n an den Wasserhaus­halt schonend über mehrere Jahre durchgefüh­rt. Alte Bäume werden, wo immer möglich, erhalten. Allerdings sieht der Gutachter bereits jetzt bei einzelnen großen (übrigens ökologisch wertlosen) Hybrid-Pappeln erhebliche Verkehrssi­cherheitsp­robleme. Wegen geringer Wurzeltief­e sind sie „unabhängig vom Wasserstan­d schon bei geringem Wind umsturzgef­ährdet“. Dr. Alois Kapfer, Tuttlingen

Newspapers in German

Newspapers from Germany