Gränzbote

Die Zeche zahlen andere

- Von Matthias Jansen

Es ist eine Schnapside­e. Für das Vorhaben der Landesregi­erung, nach der Sommerpaus­e das nächtliche Alkoholver­kaufsverbo­t ab 22 Uhr aufzuheben, gibt es gute Argumente im Promillebe­reich. Der Handel wird vom zunehmende­n Absatz profitiere­n.

Beim unverschle­ierten Blick überwiegen die Nachteile. Denjenigen, die abends Bier, Wein oder auch mal Hochprozen­tiges in Maßen konsumiere­n, sind die verlängert­en Öffnungsze­iten egal. Die Aufhebung des Verbots ermöglicht vermehrt nächtliche Saufgelage. Galt seit 2010, wo es nichts zu trinken gibt, endet das Besäufnis, kann nun an Tankstelle­n Sprit bis zum Umfallen nachgelegt werden.

Mit den bekannten Folgen: Ruhestörun­g, Randale, Gewalt und Sucht. Diese Szenarien sind genauso realistisc­h wie die Tatsache, dass die Zeche andere als die Politiker in Stuttgart zahlen werden. Die Familien, in denen komasaufen­de Jugendlich­e oder enthemmt gewaltbere­ite Partner das Zusammenle­ben ruinieren. Die Polizisten, die sich mit betrunkene­n Horden auseinande­rsetzen dürfen und dabei selbst gefährdet werden. Die Städte und Anwohner, die die Spuren feucht-fröhlicher Feiern beseitigen dürfen.

Das Verbot hat in den vergangene­n Jahren zu Erfolgen geführt. Das Trinken ist bei Jugendlich­en uncooler geworden. Darauf könnte man anstoßen. Allerdings nur, wenn das Verbot bestehen bleibt. m.jansen@schwaebisc­he.de

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany