Gränzbote

Klosterhal­fen pulverisie­rt Bestzeit

Paukenschl­ag in Birmingham – 20-Jährige läuft auch über 3 000 Meter in die Weltspitze

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BIRMINGHAM (SID/dpa) - Bei der WM hatte Konstanze Klosterhal­fen noch Lehrgeld bezahlt, anderthalb Wochen später sorgte das „gereifte“Ausnahmeta­lent für einen Paukenschl­ag: Beim Diamond-League-Meeting der Leichtathl­eten in Birmingham knackte die 20 Jahre alte Leverkusen­erin den deutschen Rekord über 3000 Meter. In 8:29,89 Minuten blieb Klosterhal­fen eine halbe Sekunde unter der Marke, die Irina Mikitenko im Jahr 2000 erzielt hatte.

Klosterhal­fen, die ihre persönlich­e Bestzeit gleich um 17 Sekunden unterbot, wurde nach einem äußerst mutigen Rennen Zweite hinter der Niederländ­erin Sifan Hassan (8:28,90) und ließ sogar die frischgeba­ckene 5000m-Weltmeiste­rin Hellen Obiri (Kenia) hinter sich, die in 8:30,21 Minuten nur Vierte wurde. Die letzte in Europa geborene Läuferin, die schneller als Klosterhal­fen über 3000 Meter gelaufen ist, war im August 2002 die Rumänin Gabriela Szabo, die in 8:21,42 Minuten auch den Europareko­rd hält. Als erste Deutsche seit 17 Jahren erzielte Klosterhal­fen einen deutschen Rekord über eine „flache“Laufstreck­e von 100 bis 10 000 Meter.

Internatio­naler Höhepunkt der WM-Revanche mit rund 50 Medailleng­ewinnern der Titelkämpf­e von London war der letzte Auftritt des britischen Superstars Mo Farah bei einem Bahnrennen in seiner Heimat. Der sechsmalig­e Weltmeiste­r, der sich ab dem kommenden Jahr auf den Marathon konzentrie­ren will, siegte über 3000 Meter dank seiner berühmten starken Schlussrun­de in 7:38,64 Minuten. Der deutsche WM-Starter Richard Ringer (Friedrichs­hafen) wurde Sechster (7:49,92). Über 100 Meter gewann Jamaikas Olympiasie­gerin Elaine Thompson (10,90), die bei der WM nur Fünfte geworden war.

Die weiteren deutschen Starter zeigten im Alexander Stadium durchwachs­ene Leistungen. Der zweimalige Kugelstoß-Weltmeiste­r David Storl (Leipzig) war als Vierter mit 21,04 Meter immerhin deutlich stärker als in London (Platz zehn).

Hochspring­er Mateusz Przybylko (Leverkusen) wurde mit 2,24 Meter beim Sieg des überragend­en Weltmeiste­rs Mutaz Essa Barshim (Katar/2,40) Fünfter. Die frühere DiskusVize­weltmeiste­rin Nadine Müller (Halle/Saale) kam mit 61,47 Meter auf Rang sieben. Im Gegensatz zu Klosterhal­fen hatten sie nichts mehr im Tank.

Bei der eine Woche zuvor zu Ende gegangenen WM in London war Klosterhal­fen nach taktisch schwacher Vorstellun­g im Halbfinale über 1500 Meter gescheiter­t. Diesmal rannte sie clever im Sog der Favoritinn­en mit und klemmte sich auf dem letzten Kilometer an die Fersen Hassans, der WM-Dritten über 5000 Meter.

Für Klosterhal­fen ist es der Höhepunkt einer fabelhafte­n Saison, in der sie auf den Strecken von 800 bis 5000 Meter jeweils neue persönlich­e Bestzeiten erzielte. Über 1500 Meter war sie im Juni in Rom in 3:59,30 als erste Deutsche seit der Wiedervere­inigung unter vier Minuten geblieben. Klosterhal­fen wurde 2017 zur jüngsten Läuferin der Geschichte, der das Triple gelang, die 800 Meter unter zwei Minuten (1:59,65), die 1500 Meter unter vier und die 5000 Meter (14:51,38) unter 15 Minuten gerannt zu sein. Der zweite Rang von Birmingham öffnete der Deutschen auch die Tür zum Finale dieser Meeting-Serie am 1. September in Brüssel, wo sie über 5000 Meter starten würde. Nur Otaegui stärker als Siem: Der deutsche Golfer Marcel Siem hat bei den European Open in Bad Griesbach den Turniersie­g knapp verpasst. Der 37-Jährige aus Ratingen musste sich bei der mit einer Million Euro dotierten Veranstalt­ung in Niederbaye­rn erst im Finale dem Spanier Adrian Otaegui geschlagen geben. Alexander Knappe aus Paderborn belegte einen geteilten fünften Platz, der Heidelberg­er Florian Fritsch einen geteilten neunten und Maximilian Kieffer aus Düsseldorf einen geteilten 17. Rang. 64 Spieler traten bei dem Turnier im K.o.-Format an. „Das Duell Mann gegen Mann hat mir immer mehr Spaß gemacht, und ich habe am Sonntag meine beste Form erreicht“, sagte er.

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FOTO: AFP Sifan Hassan gratuliert Konstanze Klosterhal­fen (li.).

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