Gränzbote

Eine Entdeckung namens Sippi

Neuzugänge Süle, Rudy und Tolisso überzeugen beim teils rumpeligen 3:1 der Bayern gegen Leverkusen

- Von Filippo Cataldo

MÜNCHEN - Am Montag präsentier­t der FC Bayern München die teuerste Investitio­n der Saison. Um 13 Uhr eröffnet der Rekordmeis­ter mit einer Feier sein neues, 70 Millionen Euro teures, Jugendleis­tungszentr­um. In Betrieb ist der, inklusive kleines Stadion mit 2500 Plätzen, 30 Hektar große „FC Bayern Campus“zwar bereits seit Anfang August, doch da hatten Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) und Münchens Oberbürger­meister Dieter Reiter (SPD) wohl keine Zeit zum Vorbeikomm­en. „Er erfüllt uns alle mit Stolz“, sagte Bayerns Präsident Uli Hoeneß unlängst über die Kaderschmi­ede, die ja vor allem Meistersch­miede sein soll.

In den kommenden Wochen und Monaten wird Trainer Carlo Ancelotti aber noch nicht profitiere­n können von der Arbeit auf dem Campus. Vielleicht wird der Mister gar nicht mehr in München sein, bis die neuen Talente herangerei­ft sind. Bis auf Weiteres, also auch in der zweiten Runde des DFB-Pokals am 24. und 25. Oktober, in der die Münchner am Sonntag mit RB Leipzig einen recht knackigen Gegner zugelost bekommen haben, müssen es also die zugekaufte­n oder zurückgeho­lten Talente richten.

Salihamidz­ic als Schönredne­r

Niklas Süle etwa, 21 Jahre alter Zugang aus Hoffenheim, der am Freitag beim nie gefährdete­n, aber in der zweiten Halbzeit bemerkensw­ert unsouverän­en 3:1 (2:0) gegen Bayer Leverkusen per Kopf den Treffer zum 1:0 erzielte. Auf Vorlage seines alten und neuen Mannschaft­skollegen Sebastian Rudy etwa, der zwar mit 27 nicht mehr das klassische Talentealt­er hat, aber durch seine ruhige Art, das Spiel zu lenken, zur Entdeckung der letzten Wochen geworden ist. „Das war natürlich ein besonderer Tag für mich“, sagte Süle. Das „i-Tüpfelchen“sei gewesen, dass der Freistoß auf seinen Kopf von „Sippi“gekommen sei, wie Rudy schon in Hoffenheim genannt wurde.

Auch Hasan Salihamidz­ic darf getrost noch mit dem Label „Talent“versehen werden, er macht den Job als Sportdirek­tor ja erst seit ein paar Wochen. Außerdem wird er auch als 40-Jähriger noch Brazzo (Bürschchen) genannt. Im Gegensatz zu Süle und Rudy wurde er einst beim FC Bayern ausgebilde­t, wenn auch fachfremd, er war lange Profi. Hoeneß hatte vor ein paar Tagen geschwärmt, dass Salihamidz­ic in seinen ersten Wochen „intern mehr dazwischen- gehauen“habe als sein Vorgänger Matthias Sammer „in einem ganzen Jahr“. Vom öffentlich­en Dazwischen­hauen nach einem zumindest zeitweilig­en Rumpelauft­ritt scheint er aber nichts zu halten. Noch nicht? „Es läuft nach Plan“, sagte er mit einem Funkeln in den Augen. Auf die Frage, welche Defizite er denn gesehen habe, wurde er sogar fast ein wenig ungehalten. „Was die positiven Dinge waren, das wollen wir doch hören“, sagte er, „ich finde es nicht gut, wenn ihr jetzt nur negativ draufhaut.“

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