Per Doppel-Axel ins Krankenhaus
Müller verletzt sich bei Torjubel schwer – HSV macht seinem Image wieder alle Ehre
HAMBURG (dpa/SID) - Selbst der Torjubel geht beim Hamburger SV daneben – Als Nicolai Müller nach dem frühen Siegtor zum 1:0 (1:0) über den FC Augsburg zum Jubel ansetzte, eingesprungene Pirouetten drehte – dem Axel-Sprung im Eiskunstlauf nicht unähnlich – ,dabei die Eckfahne umwarf und auf dem Boden landete, war das nicht gerade der kreativste Jubel. Anders dagegen die Konsequenzen für den Stürmer: Er verdrehte sich so sehr das Knie, dass das vordere Kreuzband riss. Sieben Monate Pause.
„Das ist extrem bitter. Er ist ein extrem wichtiger Spieler für uns“, kommentierte Dennis Diekmeier den Ausfall. Papadopoulos fand es einfach nur „scheiße“. Denn Müller, Opfer der kuriosesten aller kuiosen Sportverletzungen, ist der torgefährlichste Mann beim HSV. In der Vorsaison gelangen fünf Treffer und sieben Vorlagen, auch deshalb kursierten bis zuletzt Gerüchte über einen Wechsel des 29-Jährigen. Doch daraus wird nun nichts. Der HSV wird dagegen auf den Ausfall wohl reagieren. „Wir werden uns zusammensetzen und überlegen, welche Konsequenzen zu ziehen sind. Der Trainer muss sagen, was zu tun ist“, kündigte HSV-Vorstandschef Heribert Bruchhagen im „Doppelpass“bei Sport1 an.
Müllers grotesker Unfall und seine fatalen Folgen waren der passende Abschluss einer wieder mal turbulenten Woche beim HSV. Begonnen hatte es fünf Tage zuvor mit der peinlichen Pokalpleite beim sieglosen Drittligisten VfL Osnabrück (1:3). Verrückt wurde das Treiben, als HSV-Investor und Club-Aktionär Klaus-Michael Kühne zum Rundumschlag ausholte. Da wurde erst der Trainer abgewatscht, dann der Vorstand als Reisender „auf der falschen Chaussee“gerügt und schließlich Sportdirektor Jens Todt Unfähigkeit beim Verkauf gut verdienender Profis vorgeworfen. Zumindest, so Kühne, gebe Todt sich Mühe.
Die HSV-Verantwortlichen kochten, aber sie bissen sich auf die Zunge. Als der 80-jährige Kühne den HSV als Hort der „Luschen“sowie den Fünfjahresvertrag für Pierre-Michel Lasogga und dessen Gehalt als „Flop des Jahrhunderts“bezeichnete, platzte HSV-Chef Bruchhagen der Kragen. „Ich kann es nicht akzeptieren, dass er in seiner Enttäuschung eine solche Diktion wählt“, rüffelte er den Milliardär bei Sky. Im „Doppelpass“erklärte er, Kühne habe ihn „wissen lassen“, dass dieser seine Aussagen nun bedauere.
Umso erleichterter waren die Verantwortlichen, dass der Sieg zu einer Beruhigung der aufgeheizten Atmosphäre beitrug – da war die erschütternde Diagnose für Müller aber noch nicht bekannt. Trotzdem lief beim HSV spieltechnisch wenig, immerhin wurde gekämpft.
Keinen Grund zum Schmunzeln hatten derweil die Augsburger. „Wir waren nicht zwingend genug und sind deswegen sehr angefressen. Am Ende des Tages müssen wir uns an die eigene Nase fassen, weil wir unsere Chancen nicht genutzt haben“, sagte Trainer Manuel Baum. Innenverteidiger Martin Hinteregger sagte nach dem nächsten Kapitel der FCAMisserfolgsgeschichte: Wie verpatze ich den Start in eine Bundesligasaison? „Wenn ich sehe, wie die feiern, da fehlen mir einfach die Worte. Wir haben es dominiert, wir waren unheimlich gut, haben gekämpft.“
Am Ende steht aber doch nur der Ausbau einer unrühmlichen Serie: Nur unmittelbar nach ihrem Aufstieg in die Bundesliga 2011 konnten die Fuggerstädter am ersten Spieltag ein Unentschieden erzielen und wenigstens einen Punkt holen – alle anderen Spiele wurden verloren. Fortsetzung folgt am Samstag gegen Mönchengladbach.