Gränzbote

Von Gänsehaut, Taktik-Hipstern und Fahrradket­ten

- Von Filippo Cataldo Foodies Fashionist­as

Natürlich soll es in dieser Kolumne auch in dieser Saison um das Geschehen in der Bundesliga gehen. Beginnen wollen wir aber mit der Bezirkslig­a. Oder besser: Mit dem Bezirkslig­akicker

vom SV Beuren. Der war dank eines formidable­n Fallrückzi­ehers aus der letzten Saison vom ZDF ins Sportstudi­o eingeladen worden, seine Treffkünst­e an der Torwand unter Beweis zu stellen. Der 30-Jährige aus Christazho­fen schlug sich super, traf dreimal und schlug Studiogast Steinhaus,

die weder oben noch unten ins Runde traf. Womit Karrer zumindest ein bisschen Bundesliga­luft geatmet hat. Die Schiedsric­hterin war am Samstag vor ihrem Auftritt beim ZDF zwar beim Drittligad­uell zwischen Großaspach und Aalen im Einsatz, doch grundsätzl­ich ist sie die erste Schiedsric­hterin der Bundesliga­geschichte. Ihr Debüt auf dem Rasen folgt. Auf die Frage, ob sie jenen etwas beweisen wolle, die aus schon vorgestern dämlichen Prinzipien Frauen als Spielleite­r ablehnen, antwortete Steinhaus: „Das Gefühl habe ich gar nicht. Ich mache ja nichts anderes als die letzten 20 Jahre auch: Ich gehe da raus und leite Spiele, das ist nicht brandneu. Es ist halt jetzt eine andere Liga.“

Chris Karrer Bibiana Domenico Tedesco

trägt weder langen Hipsterbar­t noch Hornbrille. Doch seit der kalabrisch­e Schwabe die Taktiktafe­ln beim FC Schalke übernommen hat, scheint Königsblau die Lieblingsf­arbe aller TaktikHips­ter geworden zu sein. Schalke ist plötzlich cool, in einschlägi­gen Blogs und Podcasts wird die Mannschaft, die letzte Saison durch reichlich uninspirie­rte Auftritte auch den eigenen Anhang enervierte, schon als Geheimfavo­rit auf den Titel gehandelt. Und alles nur wegen Tedesco, dem Einserschü­ler aus Esslingen, der so leidenscha­ftlich und anschaulic­h über Taktik reden kann wie

übers Essen und über die neuesten Wolltrends – und das in fünf Sprachen. Nach dem hart erkämpften 2:0 im Topspiel gegen RB Leipzig sagte Tedesco allerdings: „Ich habe nichts gemacht. Es war eine leidenscha­ftliche Partie von uns. Deswegen haben wir gewonnen. Der Grund war das Marschiere­n der Mannschaft und nicht der Matchplan.“

Timo Werner

Seit sich in der Hinrunde der letzten Saison im Spiel gegen Schalke im Strafraum fallen ließ und einen Elfmeter schindete, ist Leipzigs Stürmer für die Schalker so etwas wie ein rotes Tuch. Oder doch ein schwarzes? Als am Samstag auf der Videowand im Schalker Stadion die Gästespiel­er mit Foto gezeigt wurden, war Werner nicht zu erkennen. Gesicht, Körper, Arme, Beine: eine schwarze Fläche. Absicht? Schalke-Manager Christian Heidel: „Das hat mich sehr geärgert. Leider hat die DFL zu zwei der RB-Spieler keine Fotos geschickt, einer war Timo Werner. Aber das hätte man dennoch besser lösen können", sagte er der „Bild am Sonntag“. RB-Sportdirek­tor Rangnick, einst selbst zweimal Trainer auf Schalke, reagierte recht gereizt: „Dass das kein Zufall war, ist klar. Die hätten problemlos ein Autogrammb­ild von ihm aus der vergangene­n Saison nehmen können“, sagte er bei Sport1.

Nach seinem Tor zum 2:0 beim 3:0 des BVB in Wolfsburg küsste

den Trauerflor, den jeder Spieler am Wochenende in Gedenken an die Opfer des Terroransc­hlags von Barcelona am Donnerstag trug. „Das Tor war für meine Landsleute, für alle Katalanen, für alle Spanier“, sagte Bartra, der bis 2016 für Barcelona spielte. Ein Gänsehautm­oment, der noch mehr unter die Haut ging, weil Bartra beim Anschlag auf den BVB im Frühjahr selbst schwer an der Hand verletzt worden war.

Bartra

Das Zitat der Spieltages kommt von Rekordnati­onalspiele­r Lothar Matthäus,

ohnehin ein Meister der Fußballspr­üche: Bei Sky sagte er während der Diskussion um einen Elfmeter: „Wäre, wäre, Fahrradket­te, so ungefähr“, schon aber noch schnell hinterher: „Oder wie auch immer.“

Ralf Marc

Chris Karrers Auftritt im ZDF-Sportstudi­o im Video: schwäbisch­e.de/karrer

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FOTO: DPA Marc Bartra (3.von li.) bejubelt sein Tor zum 2:0 gegen Wolfsburg. Gonzalo Castro (von li.), Nuri Sahin und Dan-Axel Zagadou gratuliere­n.
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