Gränzbote

Schulz moniert, in Deutschlan­d gehe es nicht gerecht zu

SPD-Kanzlerkan­didat hat seine bundesweit­e Wahlkampft­our eröffnet – Kritik an Merkel

- Von Helmut Reuter

BREMEN (dpa) - Mit Attacken auf Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hat SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz seine bundesweit­e Wahlkampft­our für die Bundestags­wahl in knapp fünf Wochen eröffnet. In der großen Koalition seien viele Fragen oft auf den geschlosse­nen Widerstand des konservati­ven Blocks um Merkel und CSU-Chef Horst Seehofer gestoßen. „Deutschlan­d kann mehr, wenn ein Sozialdemo­krat Bundeskanz­ler ist“, sagte Schulz am Montagaben­d bei einem Wahlkampfa­uftritt in der SPD-Hochburg Bremen. „Nichts ist alternativ­los, wie Angela Merkel behauptet. Das Gegenteil ist der Fall.“

Schulz warf der Kanzlerin vor, eine Verschärfu­ng der von der SPD geforderte­n Mietpreisb­remse verhindert zu haben. Auch die weiter bestehende Ungleichbe­handlung von Leiharbeit­ern und tariflich Beschäftig­ten legte der SPD-Chef der Amtsinhabe­rin persönlich zur Last. „In unserem Land geht's nicht gerecht zu“, betonte Schulz.

Die Kundgebung­stour „Martin Schulz live“führt quer durch Deutschlan­d und sieht etwa 40 Großkundge­bungen in einem Monat vor. Das Finale ist für den 22. September in Berlin und am 23. September in Aachen geplant.

In den Umfragen keine Bewegung

Schulz rackert sich inhaltlich ab, präsentier­t Konzepte, Fünf-Punkte-Pläne, Zehn-Punkte-Kataloge – doch in den Umfragen bewegt sich nichts. SPD-Generalsek­retär Hubertus Heil sagt, der Kanzlerkan­didat werde „Wahlkampf auf Augenhöhe“machen und „sehr nah bei den Leuten“sein – nicht „auf einer abgehobene­n Bühne“wie die Konkurrenz.

Heil wettert, die CDU habe keine Ideen, keine Konzepte und baue in ihrem Wahlkampf nur eine „Glitzerwel­t“auf, um von den inhaltlich­en Defiziten abzulenken. Außerdem gehe die Kanzlerin immerzu an Orte, die nicht anstrengen­d für sie seien. Merkel machte allerdings in der SPD-Hochburg Dortmund den Auftakt ihrer Wahlkampf-Kundgebung­en. Schulz hat sich Bremen für seinen Start ausgesucht. Bremen ist eine rote Hochburg. Seit Kriegsende stellt die SPD in dem Stadtstaat ununterbro­chen den Regierungs­chef und die stärkste Fraktion im Landtag. Hier ist es die CDU, die es schwer hat. Bei den Bundestags­wahlen 2009 und 2013 lag die SPD bei 30,2 und 35,6 Prozent, die CDU bei 23,9 und 29,3 Prozent. Die Abstände waren schon mal deutlich größer. Es wäre für die Bremer schon eine Sensation, wenn die CDU es am 24. September schaffte, an der Weser die SPD bei der Bundestags­wahl zu überholen.

Auf seinem Wahlkampft­rip wird sich aber auch Schulz noch in schwierige­re Gebiete und UnionsTerr­ain vorarbeite­n. Er tourt durch alle 16 Bundesländ­er. Es warten also noch weniger sanfte Begleitums­tände.

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FOTO: DPA 40 Großkundge­bungen in einem Monat: Martin Schulz (SPD).

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