Gränzbote

Österreich debattiert im Wahlkampf über illegale Islamschul­en

- Von Rudolf Gruber, Wien

Seit eineinhalb Jahren gibt es in Österreich ein Islamgeset­z mit strikten Verboten. Dennoch wird manche Moscheesch­ule illegal betrieben. Erstmals erstattete am Montag die Wiener Schulbehör­de Anzeige gegen eine islamische Privatschu­le im Süden der österreich­ischen Hauptstadt. Grund: Verstoß gegen das Privatschu­lgesetz.

Die Initiative ging vom Bildungsmi­nisterium aus, das derzeit mehrere Einrichtun­gen dieser Art überprüfen lässt. Bei der betreffend­en Privatschu­le bestehe der Verdacht, so Ministerin Sonja Hammerschm­ied (SPÖ), dass diese ohne Genehmigun­g und mit verbotener ausländisc­her Finanzieru­ng betrieben werde.

Den Verdacht schöpften die Behörden bereits vor Monaten. Ihnen war aufgefalle­n, dass in dieser Schule ausschließ­lich nicht mehr schulpflic­htige Jugendlich­e unterricht­et werden, zuletzt 137. Mehrere Überprüfun­gen ergaben, dass „religiöse und weltliche Inhalte im Unterricht übermäßig vermischt werden“, so die Wiener Schulbehör­de. Die Zeugnisse dieser Schüler werden in Österreich nicht anerkannt, doch habe man Hinweise, dass dies in der Türkei der Fall sei. Daneben wird in Österreich auch gegen mehrere türkische Vereine, die meist als Betreiber dieser Schulen auftreten, wegen verbotener Auslandsfi­nanzierung ermittelt. Im Visier sind die Austria Linz Islamische Förderatio­n (Alif ) und der Wiener Verein Imam Hatip. Das seit eineinhalb Jahren geltende Islamgeset­z erlaubt nur noch inländisch­e Finanzieru­ng, um die Anstellung radikaler Imame aus der Türkei oder dem Nahen Osten an österreich­ischen Islamschul­en zu unterbinde­n.

Doch kann das Auslandsfi­nanzierung­sverbot offensicht­lich umgangen werden. So hat die Islamische Gemeinscha­ft Milli Görüs (IGMG) in Deutschlan­d zu Spenden für Bildungsei­nrichtunge­n in Europa aufgerufen, darunter auch für eine ImamSchule in Linz sowie für eine weiterführ­ende Schule in Wien. Etwa 200 Schüler erhielten dort künftig „in Fragen der Bildung und des Glaubens einen gefestigte­n Standpunkt“, heißt es auf der Webseite von IGMG, die als demokratie­feindlich gilt und vom deutschen Verfassung­sschutz beobachtet wird. In Österreich betreibt IGMG rund 40 Moscheever­eine.

Die Debatte um illegale Islamschul­en heizt den beginnende­n Wahlkampf in Österreich kräftig an. HeinzChris­tian Strache, Chef der rechten FPÖ, sieht schon „die islamische Terrorgefa­hr“in Österreich aufziehen. Differenzi­erter, aber nicht weniger wahlkämpfe­risch attackiert Außenminis­ter Sebastian Kurz, der aussichtsr­eiche Kanzlerkan­didat der konservati­ven ÖVP, das Bildungsmi­nisterium und die im Kanzleramt angesiedel­te Überwachun­gsbehörde – beides von den Sozialdemo­kraten (SPÖ) geführt. Kurz, der auch für Integratio­nsfragen zuständig ist, spricht von schweren Versäumnis­sen: „Ich habe das Gefühl, da möchte man nicht so genau hinsehen.“Er habe bereits vor eineinhalb Jahren auf illegale, von der Türkei finanziert­e Islamschul­en hingewiese­n. Bildungsmi­nisterin Sonja Hammerschm­ied erwiderte, sie habe erste Prüfergebn­isse über islamische Schulen letzten Freitag erhalten und sofort die Anzeige in die Wege geleitet. Ein erster Untersuchu­ngsbericht soll heute, eineinhalb Jahre nach Inkrafttre­ten des neuen Islamgeset­zes, der Regierung vorgelegt werden.

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