Auf Augenhöhe mit Experten
Nachwuchserfinder Sven Mauthe wird ins Verkehrsministerium eingeladen
REICHENBACH - Missstände beseitigen, Dinge erleichtern oder verbessern – das dürften des schwäbischen Tüftlers Grundimpulse sein. Sven Mauthe hat sie jedenfalls. Der 14-Jährige hat in drei aufeinander folgenden Jahren Dinge erfunden, die einmal Blinden, einmal Autofahrern das Leben erleichtern – oder sogar retten – sollen. Sein jüngstes Projekt hat der junge Reichenbacher jetzt mit Fachleuten des Bundesverkehrsministeriums in Berlin diskutiert.
Denn die Idee des jungen Tüftlers traf auf ähnliche Überlegungen des Referats „Satellitennavigation/Galileo“. Sven Mauthe hat eine Vorrichtung erfunden, mit der etwa bei einem Stau oder beim Überfahren des Seitenstreifens einige hundert Meter weiter Lichter in Leitpfosten anfangen zu blinken und damit die anbrausenden Fahrer warnen. Er hatte sich noch für Sensoren, die einen Stromkreis schließen, entschieden und auch das Modell so gebaut, mit dem er beim Regionalwettbewerb Jugend Forscht den ersten, im Landeswettbewerb den zweiten Preis gewonnen hatte.
Mit den Fachleuten im Ministerium diskutierte der 14-Jährige dann eher die GPS-Lösung, also dass die Lage der Fahrzeuge via Satellit den Impuls für die Warnungen auslösen würde.
Erfindungen, die Blinden das Leben leichter machen
Sven Mauthe hatte zuvor einfach ein kleines Video nach Berlin geschickt und dort genauso sachlich und uneitel seine Überlegungen zur Problemlösung geschildert wie jetzt auch der Heimatzeitung. Schon früher hat er Dinge erfunden, die Menschen das Leben leichter machen sollen, blinden Menschen nämlich.
Als ihm beim Brettspiel ein Würfel hinunter auf den Boden fiel und unters Sofa kugelte, kam ihm damals mit Elf der Gedanke, wie dieselbe Situation wohl für Blinde wäre. Die würden den Würfel wohl kaum mehr finden, geschweige denn mitbekommen, auf welcher Zahl er liegengeblieben war. Also erfand er den sprechenden Würfel, der innen eine Kugel hat, die, sobald im entsprechenden „Fach“gelandet, die gewürfelte Zahl sagt.
Die zweite Erfindung war „die helfende Stimme“. Die setzt voraus, dass an Hindernissen oder anzusteuernden Zielen wie Briefkästen ein Sender eingebaut ist, der mit der „helfenden Stimme“um den Hals der Blinden kommuniziert und diese dann sagt, was da genau steht.
Mit dem Warnsystem auf Autobahnen hat er eine andere Zielgruppe im Blick. Er habe so oft in der Zeitung gelesen oder im Radio gehört, dass ganze Familien über Auffahrunfälle oder Sekundenschlaf und ähnliches verunglückt seien. Da fing er an zu überlegen, wie man das technisch verhindern könnte, und so entstand sein Warnsystem „Flash“.Ganz von ungefähr kommt die Liebe zur Elektronik nicht. Obwohl Vater Alwin Mauthe bei Uhren-Hermle als Zerspanungsmechaniker arbeitet – auch Mutter Silke arbeitet dort –, ist der Vater begeistert von Elektronik. Er erklärt dem Sohn die Zusammenhänge, etwa wenn er in der Werkstatt etwas repariert, sagt Sven.
Inspiration durch Zeitungslektüre
Die Gedanken, was nun aber zu verbessern oder zu lösen wäre, kommen ihm vor allem, wenn er Zeitung liest. Auch sonst lese er viel. Er spiele auch am Computer, aber immer nur eine Dreiviertelstunde oder so. Natürlich hat so ein 14-Jähriger auch weitere Hobbys, Fußball und ein strategisches Kartenspiel namens Yu-gi-oh.
Und bald wird’s wohl mit der Experimentiererei und Erfinderei in der väterlichen Werkstatt nicht mehr weit her sein, befürchtet er. Die Schule werde jetzt schon mehr anziehen.
Im Übrigen sei das Technische ganz und gar Hobby, sagt Sven. Er wolle beruflich schon seit langem Polizist werden, dort auch studieren. „Der Wunsch hat sich bei mir immer hartnäckig gehalten.“
Über die wertschätzende Aufnahme im Verkerhsministerium mit Exklusiv-Führung für Eltern und Sohn sowie das 90-minütige Fachgespräch habe er sich jedenfalls sehr gefreut. Dort war man von dem aufgeweckten Reichenbacher offenbar auch sehr angetan. Immerhin gibt es jährlich so 38 000 Zuschriften – ohne dass eine solche Einladung folgt. Und was weiter mit seiner Idee wird, das erfahre er dann auch. „Wir stehen im E-Mail-Kontakt.“