Gränzbote

Weiterhin das Sprachrohr der Region sein

CDU-Kandidat Volker Kauder will auch nach 27 Jahren im Bundestag noch nicht aufhören

- Von Anja Schuster

TUTTLINGEN - Seit 27 Jahren sitzt Volker Kauder (CDU) für den Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen im Bundestag. Und das will er auch über den 24. September hinaus. Und: „Ich glaube, dass ich wieder sehr gute Chancen habe, gewählt zu werden, unabhängig vom Mitbewerbe­rfeld.“

Seit fast drei Jahrzehnte­n ist Kauder das Sprachrohr der Region in Berlin. „Ich habe mich erfolgreic­h um die Themen gekümmert, die in Berlin erledigt werden mussten.“Als Beispiel nennt er die Realisieru­ng des Kreuzstraß­entunnels. Sollte er wieder gewählt werden, will er die „Dinge, die ich auf den Weg habe bringen können“, nämlich die Straßenbau­projekte, „erfolgreic­h zu Ende führen“. Das seien die Ortsumfahr­ungen Schramberg, Rietheim-Weilheim und Immendinge­n. „Für diese Projekte müssen wir beim Land energisch werben, sie sind im vordringli­chen Bedarf, sind finanziert und müssen vorangebra­cht werden.“

Dann steht natürlich auch die Gäubahn auf seiner Agenda. „Ich hoffe, dass das irgendwann kein Dauerbrenn­erthema mehr, sondern abgeschlos­sen ist“, sagt der 67-Jährige und lacht. Doch derzeit sehe es gut aus. Auch die Gäubahn sei im vordringli­chen Bedarf und: „Das erste Mal haben wir eine konkrete Finanzieru­ng im Bundesverk­ehrswegepl­an.“Es gehe voran.

Voran werde es auch im Bereich der Automobilz­ulieferer gehen, die einen großen Teil der Wirtschaft vor Ort ausmachen. „Da wird es erhebliche Veränderun­gen geben, wenn die Elektromob­ilität kommt“, sagt Kauder. Diesen Wandel so zu gestalten, „dass wir auch in Zukunft viele, viele Arbeitsplä­tze in diesem Bereich behalten können, ist eine große Aufgabe“. Aber er sei zuversicht­lich, dass „uns das gelingt“. „Das ist ein Thema, das mich sehr beschäftig­t.“

Darüber hinaus werde auch die Digitalisi­erung eine „teure und aufwändige Herausford­erung“. Damit diese gelinge, brauche auch der ländliche Raum, zu dem auch Tuttlingen gehöre, flächendec­kend schnelles Internet.

Lehrer nicht befristet einstellen

„Die Anbindung an die moderne Zeit“, wie Kauder es nennt, fehle auch im Bildungsbe­reich. Dabei spricht er nicht nur von schnellem Internet, sondern auch von einer Bildungscl­oud, aus der Lehrinhalt­e herunterge­laden werden können. In Planung sei ein Bildungspa­kt mit den Ländern, „um die Infrastruk­tur in die Schulen zu bringen“. „Es kann doch nicht sein, dass wir nur Geld für die Sanierung des Schulklos bereitstel­len und für die Lehrinhalt­e nicht.“

Wirklich eingreifen in die Bildung könne der Bund nicht, das sei nun mal Ländersach­e. Aber grundsätzl­ich müsse man, um eine gute Lehrervers­orgung zu gewährleis­ten, mehr Lehrer ausbilden und „mit den jungen Leuten anständig umgehen“. Er habe sich etwas unbeliebt gemacht, als er kritisiert habe, dass man Lehrer befristet einstelle, über den Sommer entlasse, um sie im September wieder einzustell­en. „Das ist nicht in Ordnung und da geht es um tausende Lehrer, auch in BadenWürtt­emberg. Das ist keine gute Botschaft an junge Menschen.“

Mit wem die CDU zukünftig, falls sie wieder Teil der Regierung sein wird, Botschafte­n aussenden wird, dazu hat Kauder eine deutliche Meinung. „Wir können mit allen demokratis­chen Parteien zusammenar­beiten, ausgeschlo­ssen ist dies mit der AfD und den Linken.“In der AfD gebe es mehrere Beweise, „dass sie rechtsextr­emistische Formulieru­ngen haben und das scheidet für mich und uns total aus“. Ansonsten müsse man erst einmal den Wahltag abwarten. Denn: „Jedes Wahlergebn­is sucht sich seine Koalition.“Man habe eine gute Koalition mit der FDP gehabt, auch wenn die nicht einfach gewesen sei. Aber derzeit sei einfach nicht klar, ob es für eine kleine Zweierkoal­ition reiche. „Wir haben auch mit einer großen Koalition zweimal nach der Wende erfolgreic­h regiert“, sagt Kauder. Er hofft nur, dass es dieses Mal schneller gelinge, eine Regierung zu bilden. „Denn die Herausford­erungen in der Außenpolit­ik sind enorm.“

Da sei zum einen der Brexit. Die Entscheidu­ng der Briten, aus der Europäisch­en Union auszutrete­n, habe zu einem Zusammenrü­cken der anderen europäisch­en Staaten geführt. Nichtsdest­otrotz brauche man auch in Zukunft eine gute Zusammenar­beit mit Großbritan­nien, allein aus wirtschaft­lichen Überlegung­en.

Wünsche statt Beleidigun­gen

Gut und konstrukti­v sollte auch die Zusammenar­beit mit den USA sein, egal, wer dort Präsident ist. Man solle mit Trump umgehen wie mit dem demokratis­ch gewählten Präsidente­n, der er nun mal sei. Es bringe nichts, ihn zu beschimpfe­n. Man müsse ihm klar sagen, „was unsere Wünsche und Interessen sind und dass wir den Freihandel konsequent verfolgen“. Dieser sei nicht nur für die deutsche, sondern auch für die amerikanis­che Wirtschaft von großer Bedeutung.

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FOTO: ANJA SCHUSTER Volker Kauder will auch nach 27 Jahren Bundestags­abgeordnet­er bleiben und setzt darauf, auch dieses Jahr das Direktmand­at zu holen.
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