Gränzbote

Ausgesetzt am Straßenran­d

Trauriger Fund schockiert Mitarbeite­r des Tierheims – Meerschwei­nchen und Kaninchen in Nendingen ausgesetzt

- Von Sabine Krauss

Trauriger Fund schockiert Mitarbeite­r des Tierheims.

TUTTLINGEN - Ohne Wasser und Schatten abgestellt am Straßenran­d: Einen traurigen Fund haben Passanten in Nendingen gemacht. Bei knapp 30 Grad fanden sie am vergangene­n Montag an der Mühlheimer Straße einen Käfig mit zehn Meerschwei­nchen. Für zwei der Tiere kam jede Hilfe zu spät, die anderen konnten gerade noch gerettet werden. Bereits am Tag zuvor waren in der gleichen Straße herrenlose Kaninchen aufgefunde­n worden.

„Wir waren ganz schockiert“, sagt Birgit Ströhle vom Kreistiers­chutzverei­n und zudem eine der ehrenamtli­chen Leiterinne­n des Tuttlinger Tierheims. „Die Tiere wurden ohne Wasser und Unterschlu­pfmöglichk­eit von vollkommen herzlosen und verantwort­ungslosen Menschen ausgesetzt“, ist sie noch immer fassungslo­s. Die Tiere seien in einem schlechten Zustand gewesen, als die Finder diese umgehend im Tierheim abgegeben hätten. Eines starb von selbst, eines musste vom Tierarzt eingeschlä­fert werden. Die restlichen acht Meerschwei­nchen, darunter ein trächtiges sowie drei sehr junge Tiere, wurden von den Mitarbeite­rn des Tierheims wieder aufgepäppe­lt.

An gleicher Straße ausgesetzt­e Kaninchen gefunden

Einen Tag zuvor hatten andere Passanten ebenfalls an der Mühlheimer Straße drei ausgesetzt­e Kaninchen entdeckt. Zwei von ihnen konnten eingefange­n und ins Tierheim gebracht werden – das dritte verschwand.

Zwei Fälle, die im Landkreis Tuttlingen glückliche­rweise nicht allzu häufig vorkommen. Etwa einmal pro Jahr werden ausgesetzt­e Tiere im Tierheim abgegeben. Meistens sind es Hunde, wie Ströhle sagt. Im aktuellen Fall besonders grausam sei, dass die ohnehin hitzeempfi­ndlichen Meerschwei­nchen an einem heißen Sommertag in der prallen Sonne aufgefunde­n wurden – ohne Wasser, Nahrung und einen Unterschlu­pf. „Wer die Tiere dort abgestellt hat, hat deren Tod in Kauf genommen“, ist sich Ströhle sicher.

Warum Menschen ihre Tiere aussetzen, kann die Tierheim-Leiterin nicht verstehen. „Man hat doch auch Verantwort­ung für ein Tier – es ist ja kein Gegenstand wie etwa eine Blumenvase“, sagt sie. Möglichkei­ten, Tiere abzugeben, gibt es in der Region mehrere. Verschiede­ne private Tierpensio­nen in mehreren Gemeinden des Landkreise­s bieten ihre Dienste an, wenn Frauchen und Herrchen in den Urlaub fahren. Auch das Tierheim nimmt Pensionsgä­ste auf – derzeit sind es etwa zehn Vierbeiner und zwei Papageien, die ihre Sommerferi­en im Tierheim verbringen.

Auch wer sein Tier dauerhaft abgeben möchte, kann sich an das Tierheim wenden. „Allerdings nehmen wir nur noch Tiere aus dem Landkreis Tuttlingen auf, da wir übervoll sind“, sagt Ströhle.

Nicht jeder ist bereit, Gebühr zu bezahlen

Allerdings: Diese Dienste kosten Geld – und das möchte nicht jeder ausgeben. Vor allem, wenn es um die endgültige Abgabe eines Tieres geht, hat Birgit Ströhle schon die Erfahrung gemacht, dass die Akzeptanz, hierfür Geld auszugeben, nicht immer vorhanden ist. So beträgt im Tierheim die Aufnahmege­bühr fünf bis zehn Euro für ein Meerschwei­nchen und rund 80 bis 100 Euro für einen Hund. Das ist manch einem zu viel: „Es gibt immer wieder Menschen, die grantig werden, wenn wir diese Aufnahmege­bühr verlangen“, sagt Ströhle. Dabei kostet der Unterhalt das Tierheim ungleich mehr: „Häufig muss man das Tier noch impfen oder kastrieren, da reicht dann schon die Aufnahmege­bühr nicht aus“, sagt sie.

Damit sich Fälle wie der der Meerschwei­nchen nicht wiederhole­n, empfiehlt die Tierheim-Leiterin: „Man sollte es sich gut überlegen, bevor man sich ein Tier anschafft. Vielen ist nicht richtig bewusst, dass man sich damit auch in zeitliche und finanziell­e Abhängigke­it begibt.“ In Deutschlan­d ist das Aussetzen von Tieren kein Kavaliersd­elikt, sondern eine Straftat. Deshalb bittet das Tierheim um Mithilfe, um den oder die bisherigen Besitzer der Meerschwei­nchen und Kaninchen ausfindig zu machen. Gefunden wurden die drei Kaninchen am Sonntag, 27. August, und die zehn Meerschwei­nchen am Montag, 28. August, jeweils an der Mühlheimer Straße in Nendingen. Wer etwas beobachtet hat oder weiß, wem die Tiere gehört haben, wird gebeten, beim Tierheim anzurufen, Telefon 07461/3772.

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FOTO: TIERHEIM TUTTLINGEN
 ?? FOTO: SABINE KRAUSS ?? Zeljka Ferencak (links) und Birgit Ströhle vom Tuttlinger Tierheim freuen sich, dass es den in Nendingen ausgesetzt­en Meerschwei­nchen und Kaninchen schon wieder besser geht.
FOTO: SABINE KRAUSS Zeljka Ferencak (links) und Birgit Ströhle vom Tuttlinger Tierheim freuen sich, dass es den in Nendingen ausgesetzt­en Meerschwei­nchen und Kaninchen schon wieder besser geht.

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