Gränzbote

Gefeierter

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Karl-Theodor zu Guttenberg hat es schon wieder getan – abgekupfer­t, ohne das Zitat kenntlich zu machen. „Alte Liebe rosneft nicht“, spottete Guttenberg Mittwochab­end in Kulmbach über das Engagement von Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) beim russischen Energiekon­zern Rosneft. Klang witzig – er bekam viel Applaus. Es war aber vorher schon Schlagzeil­e in der „Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung“gewesen.

„Einmal Plagiator, immer Plagiator“, twitterte prompt ein Mitarbeite­r der Zeitung über den 2011 über seine mit nicht belegten Zitaten gespickte Doktorarbe­it gestürzten früheren Verteidigu­ngsministe­r. Allerdings: In seiner oberfränki­schen Heimat ist den Menschen dieser Skandal schon lange wurscht. Guttenberg, dessen Frau Stephanie und Vater Enoch ebenfalls gekommen waren, hatte leichtes Spiel mit seinem Publikum.

Nach mit viel Pathos vorgetrage­nem Lob für seine fränkische Heimat erklärte Guttenberg praktisch selbst den Skandal für beendet, der zum Rücktritt geführt hatte. „Ich habe, glaube ich, alle Konsequenz­en gezogen und getragen“, sagte der 45-Jährige. „Jetzt ist auch mal irgendwann gut.“

Die mit vielen politische­n Kalauern gespickte Rede – Altkanzler Schröder nannte er „Gazprom-Gerd“, Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un einen „Dickmops“, kam gut an beim Publikum, immer wieder gab es langen Applaus.

Das dürfte auch CSU-Chef Horst Seehofer freuen. Der Wahltag rückt näher, und ungelöste Streitthem­en wie die Flüchtling­sobergrenz­e sind aus der Debatte. Dafür profitiert der CSU-Chef von der Aufregung um den von ihm auch schon mal als „Glühwürmch­en“verspottet­en einstigen Hoffnungst­räger. Seehofer wäre bereit, Guttenberg seinen Einsatz im Wahlkampf mit einem Posten zu danken, wie er in der Münchner „Abendzeitu­ng“durchblick­en ließ. Doch Guttenberg selbst klingt nicht nach einem Comeback. Er habe sich in den USA in den vergangene­n sechs Jahren etwas aufgebaut, sagte Guttenberg. Schon am Tag der Bundestags­wahl werde er wieder in seiner Wahlheimat sein. (AFP)

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FOTO: DPA Karl-Theodor zu Guttenberg in Kulmbach.

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