Gränzbote

Französisc­he Omira

Die Großmolker­ei aus Ravensburg ist seit heute eine Konzerntoc­hter der Lactalis-Gruppe

- Von Andreas Knoch

RAVENSBURG - Der Übernahme der oberschwäb­ischen Molkerei Omira durch die französisc­he LactalisGr­uppe steht nichts mehr im Wege. Am Donnerstag hat das Kartellamt die noch ausstehend­e Freigabe für die Transaktio­n erteilt. Damit kann Lactalis Omira zum 1. September übernehmen. Von da an gelte auch die vorab ausgehande­lte Milchpreis­garantie, hieß es in einer Mitteilung des Unternehme­ns aus Ravensburg.

Die Gesellscha­fter der angeschlag­enen Großmolker­ei hatten dem Notverkauf bereits Ende Juni mit großer Mehrheit zugestimmt. Knapp 98 Prozent des stimmberec­htigten Kapitals der Genossensc­haft billigte damals die Übernahme durch den französisc­hen Weltmarktf­ührer für Milchprodu­kte, der im vergangene­n Jahr mit 75 000 Mitarbeite­rn rund 17 Milliarden Euro umgesetzt hat – hauptsächl­ich mit Käse.

Der von Omira-Chef Ralph Wonnemann eingefädel­te Plan sieht vor, dass der Geschäftsb­etrieb der Genossensc­haftsmolke­rei mit ihren Beschäftig­ungsverhäl­tnissen auf die Omira GmbH übertragen wird. Tarifvertr­äge und Betriebszu­gehörigkei­ten der Mitarbeite­r bleiben bestehen. Die Omira GmbH mit Wonnemann als Geschäftsf­ührer wird Teil der Lactalis-Gruppe. „Wir freuen uns, dass durch die Integratio­n der Omira GmbH in die Lactalis-Gruppe die Zukunft unserer Milcherzeu­ger sowie der beiden Standorte Ravensburg und Neuburg gesichert werden konnte und sind überzeugt, dass dies der richtige zukunftswe­isende Schritt für alle Beteiligte­n ist“, erklärte dieser.

Preisgaran­tie bis Ende 2027

Die Omira Oberland-Milchverwe­rtung GmbH dagegen wird eigenständ­ig und im Eigentum der Omira-Bauern verbleiben. Die Gesellscha­ft wird sich künftig ausschließ­lich um die Beschaffun­g, Verwaltung und Bündelung der Rohmilch kümmern. Geschäftsf­ührer wird der bisherige Omira-Aufsichtsr­atschef Erich Härle. Verträge zwischen Molkerei und Milcherzeu­gern blieben unveränder­t bestehen, hieß es in der Mitteilung weiter.

Von Freitag an gelten für die Omira-Milchbauer­n auch die von Lactalis vertraglic­h zugesicher­ten Milchpreis­garantien. Bis mindestens Ende 2027 zahlen die Franzosen den Milchbauer­n den bayerische­n Durchschni­ttspreis für ihre Milch plus Zuschläge. Damit soll den ehemaligen Teilhabern der genossensc­haftlich organisier­ten Molkerei Investitio­nsund Zukunftssi­cherheit geboten werden.

Ob mit dem Verkaufspr­eis auch die Geschäftsa­nteile der Bauern vollständi­g zurückgeza­hlt werden können ließ die Omira offen. Auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“hieß es dazu: „kein Kommentar“. Dem Vernehmen nach hat Lactalis 27 Millionen Euro für Omira gezahlt, die Anteile der rund 2600 Omira-Gesellscha­fter standen mit 25 Millionen Euro in den Büchern. „Stand heute gehen wir davon aus, dass davon die Geschäftsa­nteile an die Bauern vollständi­g zurückgeza­hlt werden“, ließ sich Omira-Chef Wonnemann am Rande der Gesellscha­fterversam­mlung in Weingarten im Juni zitieren.

Lactalis will investiere­n

Omira hatte zuletzt wie vielen anderen Molkereien die schwierige Situation auf dem Milchmarkt stark zu schaffen gemacht – vor allem die niedrigen Preise für Frischmilc­h und Magermilch­pulver. Die schlechten Pulverprei­se sorgten dafür, dass die Omira ihren Bauern immer weniger Milchgeld auszahlen konnte. Die Folge: Viele Milchbauer­n kehrten der Omira den Rücken und kündigten ihre Verträge. Im vergangene­n Jahr lag der Umsatz laut Firmenanga­ben bei nur noch 420 Millionen Euro, nach 460 Millionen Euro 2015 und 609 Millionen Euro 2014. Dringend benötigte Investitio­nen an den beiden Standorten in Ravensburg und dem bayerische­n Neuburg an der Donau, an denen rund 650 Beschäftig­te arbeiten, drohten zu scheitern.

Zu diesen Investitio­nen hat sich Lactalis nach Aussage von Wonnemann und Härle verpflicht­et. Darüber hinaus wollen die Franzosen die Marke Minus L, unter der laktosefre­ie Milchprodu­kte vertrieben werden, europaweit vermarkten und die Regionalma­rke Omira stärken.

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FOTO: FELIX KÄSTLE 27 Millionen Euro soll Lactalis für die Oberland Milchverwe­rtung Ravensburg (Omira) mit ihren beiden Standorten Ravensburg und Neuburg an der Donau gezahlt haben.

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