Gränzbote

Hilfe für Obstbauern

Anträge ab 11. September verfügbar – Existenzsi­cherung über Zuschüsse – L-Bank-Kredite für Härtefälle

- Von Katja Korf

STUTTGART - Bis zu 90 Prozent weniger Äpfel als im Vorjahr werden die Obstbauern in Teilen Oberschwab­ens in diesem Jahr ernten. Grund sind die verheerend­en Frostnächt­e im April. Deswegen hat Landwirtsc­haftsminis­ter Peter Hauk (CDU) nun neue Details zur versproche­nen Landeshilf­e bekannt gegeben. Wer Ertragssch­äden von mindestens einem Drittel verzeichne­t, kann beim Land Hilfe beantragen und bekommt bis zu 50 Prozent der Verluste ersetzt.

„Oberschwab­en und der Bodensee sind das Herzstück des Obstbaus im Land. Die Verbrauche­r verlassen sich jedes Jahr auf die Spitzenqua­lität, die von hier kommt. Der Jahrhunder­tfrost hat leider besonders in diesen zentralen Regionen zugeschlag­en, was sich nach aktuellen Schätzunge­n nun auf die Ernte auswirkt“, sagte Landwirtsc­haftsminis­ter Peter Hauk (CDU) am Donnerstag der „Schwäbisch­en Zeitung“, „wir müssen alles daran setzen, auch künftig den Obstbau in Oberschwab­en und am Bodensee zu sichern. Deshalb hilft das Land den gebeutelte­n Landwirten zur Sicherung der Existenz.“

Bereits kurz nach den Frostnächt­en hatte die Landesregi­erung diese als Naturkatas­trophe eingestuft. Das ist die Voraussetz­ung dafür, dass staatliche Hilfen fließen dürfen. Da sich das gesamte Ausmaß bei Äpfeln, Birnen, Kirschen und Wein erst mit der Ernte zeigte, können Landwirte ab dem 11. September die Finanzhilf­e beantragen. Sie haben damit bis zum 30. Oktober Zeit. Die Anträge nehmen die Landratsäm­ter entgegen.

Hilfe erwarten dürfen sowohl Landwirte, die im Hauptberuf Obst anbauen als auch jene, die dies im Nebenerwer­b tun. Ausschlagg­ebend ist, wie viel weniger Ernte sie bei einer Obstsorte einfahren. Wer also zum Beispiel keine einzige Kirsche ernten kann, aber immerhin 80 Prozent seiner Äpfel, bekommt staatliche Hilfe für die Ausfälle bei den Kirschen. Verglichen wird der Ertrag mit dem der vergangene­n drei bis fünf Jahre. Es gibt aber eine Bagatellgr­enze: Ansprüche hat nur, wer einen Schaden von mehr als 6000 Euro zu belangen hat.

Auszahlung Anfang 2018

Hauk beruft sich dabei auf geltendes Bundesrech­t. Vertreter der Obstbauern hatten bereits im Frühjahr gefordert, sich am Ausfall in einzelnen Lagen, also spezifisch­en Apfel- oder Birnensort­en, zu orientiere­n, nicht an der Ernte einer Obstart. Ihr Argument: Durch dieses Vorgehen würde bestraft, wer mehrere Sorten anbaue und gut wirtschaft­e, um für Ausfälle gerüstet zu sein.

Wenn die Anträge dem Landwirtsc­haftsminis­terium vorliegen, werden diese geprüft und die Schadenssu­mmen addiert. Danach muss der Landtag die Gesamtsumm­e für die Hilfe bewilligen. Diese wird aber erst Anfang 2018 ausgezahlt, weil die Mittel erst im Landeshaus­halt für 2018 zur Verfügung stehe. „Wir streben an, den Betroffene­n zur Existenzsi­cherung bis zu 50 Prozent des Gesamtscha­dens über einen Zuschuss auszugleic­hen“, so Hauk. Letztlich hänge dies aber vom Votum des Parlaments ab.

Ist die Existenz eines Betriebes gefährdet oder liegt der Gesamtscha­den deutlich über 100 000 Euro kann ein Härtefall vorliegen. In diesen Fällen haben Landwirte unter Umständen Anspruch auf ein zinsgünsti­ges Darlehen der L-Bank.

Starkregen, Hagel und späte Fröste werden in Zukunft laut Experten häufiger auftreten, Grund ist der Klimawande­l. „Wir planen derzeit aber auch Maßnahmen, wie wir unsere Landwirte fit für diese Entwicklun­g machen können“, so Hauk am Donnerstag: Er will sich unter anderem dafür einsetzen, dass sich auch Obstbauern gegen solche Wetterschä­den versichern können.

Dafür wären staatliche Zuschüsse nötig – derzeit sind Policen für Landwirte zu teuer. Außerdem fordert Hauk weiterhin eine steuerfrei­e Risikoausg­leichsrück­lage. Diese würde es Landwirten erlauben, über mehrere Jahre steuerfrei Beiträge anzusparen für den Fall, dass die Erträge einbrechen. Ab dem 11. September können Obstbauern Anträge auf Hilfe bei den Landratsäm­tern abholen oder aus dem Internet herunterla­den: www.landwirtsc­haft-bw.info

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FOTO: DPA So sahen die Apfelblüte­n nach dem Frost im April aus. Jetzt stehen betroffene­n Bauern Hilfen in Aussicht.

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