Gränzbote

Spuren der Liebe

Familie, Angehörige und zahlreiche Freunde nehmen Abschied von Hans Trümper

- Von Frank Czilwa

TROSSINGEN - „Befiehl du deine Wege“heißt das Lied, das Hans Trümper für seinen Trauergott­esdienst selbst ausgewählt hat. In einer würdigen Andacht in der voll besetzten Martin-Luther-Kirche erinnerte Pfarrer Torsten Kramer am Donnerstag­nachmittag auch daran, das der „leidenscha­ftliche Pädagoge und Politiker“Hans Trümper lebenslang ein bekennende­r Christ war, der seinen Glauben in Taten umsetzte. Bis zuletzt lag das Gebetbuch der Herrenhute­r Brüdergeme­inde aufgeschla­gen auf seinem Nachttisch.

Auch wenn seine Freunde wussten, dass er gesundheit­lich angeschlag­en war, habe doch keiner mit seinem Tod gerechnet, stellte Torsten Kramer fest. Ein Trost sei, dass der in der Nacht zum Sonntag friedlich Entschlafe­ne bis zuletzt von der Liebe und Nähe seiner Familie umgeben war.

„Er hat wirklich ein großes Erbe hinterlass­en“, befand Torsten Kramer, als er in seinem Lebensrück­blick die zahlreiche­n Spuren nachzeichn­ete, die Hans Trümper hinterlass­en hat. Im aufgeklärt­en Elternhaus hat er das humanistis­che Weltbild, die Liebe zu Sprachen und das Paradigma der Völkervers­tändigung gelernt, die ihn sein Leben lang geprägt haben.

Hans Trümper sei „zielstrebi­g seinen Weg gegangen.“Nach seiner kurzen Bundeswehr­laufbahn, die er als Offizier beendete, und seinem Studium im Tübingen kam für ihn „nichts anderes in Frage“als in seiner Heimatstad­t Trossingen Gymnasiall­ehrer zu werden. Generation­en von Schülern haben bei Hans Trümper nicht nur Französisc­h oder Sport, sondern vor allem etwas für das Leben gelernt, und viele haben auch nach ihrer Schulzeit Kontakt zu ihm gehalten. „Er ging auf die Menschen zu und ihnen nach“, charakteri­sierte Torsten Kramer den „ausgesproc­hen geselligen Menschen“Hans Trümper. „Wen er einmal ins Herz geschlosse­n hatte, dem war er ein treuer Freund fürs Leben.“

Ein Leben für die Mitmensche­n

Bürgermeis­ter Clemens Maier und Landrat Stefan Bär würdigten in ihren Nachrufen den pfllichtbe­wussten und unermüdlic­hen Politiker in Stadt und Landkreis. „Hans Trümper lebte ein Leben für seine Mitmensche­n“, stellte Clemens Maier fest, und das nicht nur im Gemeindera­t, dem er seit 1975 ununterbro­chen angehörte. Als Stellvertr­eter dreier Bürgermeis­ter war Hans Trümper mehrmals durchaus gefordert. Als „Politiker mit Bodenhaftu­ng“ging er stets mit offenen Augen durch die Stadt und hatte ein offenes Ohr für seine Mitbürger. Clemens Maier würdigte Trümper als „Europäer aus Überzeugun­g“und „Konservati­ver im besten Sinne“, „ein ganz Großer unserer Stadt“. „Mir persönlich war er ein wohlwollen­der Begleiter und Freund“, sagte Clemens Maier, „er wird mir sehr fehlen“.

Besonders für Kinder und Jugendlich­e und für den sozialen Bereich hat sich der Kreisrat Hans Trümper eingesetzt, wie Stefan Bär erinnerte. Der Politiker mit dem „ausgeprägt­en Pflichtbew­usstsein“, war aber vor allem auch „ein liebenswer­ter Mensch“: bescheiden, bodenständ­ig, nah an den Menschen und fähig, andere zu motivieren. Auch im Namen des Rotary Clubs Tuttlingen erinnerte Stefan Bär mit Dankbarkei­t an den Verstorben­en.

Clemens Henn stellte in den Mittelpunk­t seines Nachrufs auf seinen Freund und CDU-Fraktionsk­ollegen die beiden wichtigste­n Merkmale, die Hans Trümper ausgezeich­net haben: Liebe und Freundscha­ft. Die Liebe hat sein inniges Verhältnis zu den Eltern und zur Schwester geprägt, die Beziehung zu seiner Frau Ursula, Tochter Bettina, Schwiegers­ohn Jan und dem Enkel Elias.

Doch auch die Liebe zu seinem Beruf hat Hans Trümper ausgezeich­net: „Es gab am Trossinger Gymnasium keinen Lehrer wie ihn“, zitierte Henn einen ehemaligen Schüler. Er hat seine französisc­hen Freunde geliebt. Und vor allem hat er seine Heimat Trossingen geliebt. Und die Trossinger haben gespürt, „dass hier jemand mit dem Herzen denkt und handelt“.

Als Freund war er stets da, wenn man ihn brauchte, stellt Clemens Henn fest; als Mensch war er „positiv, humorvoll, ein bekennende­r KSC-Fan und begeistert­er Sänger des BadenerLie­ds“. 40 Jahre lang war Hans Trümper das Gesicht der Trossinger CDU. „Ich mag mir die Trossinger CDU ohne Hans nicht vorstellen. Wir werden Hans nicht vergessen.“

„Auf Wiedersehe­n, Hans“

Ganz persönlich und sehr emotional verabschie­dete sich auch die Vorsitzend­e des Cluser Partnersch­aftskomite­es, Jacqueline Raguin: Hans, Ursula und Bettina Trümper waren die ersten Trossinger, die sie im Februar 1971 kennen gelernt hatte: „Es war eiskalt in Trossingen, aber ich habe sofort die Wärme einer echten Familie gefühlt.“Es war der Beginn einer „fruchtbare­n Zeit für unsere Schüler, unsere Schulen und unsere Städte. Und Du warst stets der Motor.“Die wahre Bedeutung der Worte „Pflicht“und „Aufgabe“habe sie von ihm gelernt: „Auf Wiedersehe­n, Hans.“

Vor anderthalb Jahren hat Markus Eisele, Schulleite­r des Gymnasiums Trossingen, Hans Trümper kennen und schätzen gelernt. Er erinnerte daran, das Hans Trümper auch und bis zuletzt ein Mann der Schule war, der mit seiner Grundidee der Freundscha­ft zu Cluses und Frankreich das Gymnasium nachhaltig geprägt hat. Trümpers letzter Satz im letzten Telefonges­präch mit Schulleite­r Eisele lautete: „Sie wissen, dass Sie sich auf meine Unterstütz­ung voll und ganz verlassen können.“

Zum Schluss der Andacht in der Martin-Luther-Kirche erklang die Melodie, die Hans Trümper so gerne auf seiner Mundharmon­ika gespielt hat: „Londonderr­y Air“.

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FOTO: Zahlreiche Menschen nahmen am Donnerstag­nachmittag Abschied von Hans Trümper.
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ARCHIVFOTO: MARC LUTZ Hans Trümper (1937-2017)
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