Gränzbote

Versichere­r belohnen Garagenpar­ker

Carports sind in der Anschaffun­g zwar wesentlich günstiger, weisen dafür aber auch etliche Nachteile auf

- Von Claudius Lüder

STUTTGART/MÜNCHEN (dpa) - Das eigene Auto bleibt für die ganz große Mehrheit der Deutschen ein Muss. Dem aktuellen DAT-Report zufolge wollen über 90 Prozent der befragten Endverbrau­cher nicht auf einen Wagen verzichten. Entspreche­nd gut werden die Fahrzeuge behandelt, wozu auch der richtige nächtliche Abstellpla­tz gehört. Doch beim Thema Carport oder Garage scheiden sich die Geister. Ein Überblick über Vor- und Nachteile:

Wer allein aufs Geld schaut, entscheide­t sich für den Carport, der eindeutig die günstigere Lösung ist. „Vorgeferti­gte Bausätze aus Holz gibt es bereits ab rund 1000Euro, während eine Garage leicht das Fünffache kosten kann“, sagt Philipp Sander vom Automobilc­lub Mobil in Deutschlan­d. Vor allem wenn eine Garage individuel­l geplant und gebaut wird, steigen die Kosten. Und ganz ohne lästigen Papierkram funktionie­rt beides nicht: „Für beide Varianten gilt, dass eine Bauanzeige und oft auch eine Baugenehmi­gung benötigt werden.“

Vom Sicherheit­saspekt her ist die abschließb­are Garage im Vorteil. „Das Fahrzeug ist hier viel besser vor Blicken, Diebstahl und Vandalismu­s geschützt“, sagt Marcel Mühlich vom Auto Club Europa (ACE). Vor allem wertvolle oder seltene Autos sollten daher besser immer in einer Garage abgestellt werden. Auch witterungs­empfindlic­he Autos wie etwa Oldtimer oder Cabrios mit Stoffdach seien dort deutlich besser aufgehoben.

Schutz vor Marderbiss­en

Ein weiterer, nicht zu unterschät­zender Aspekt: Die Garage bietet nahezu perfekten Schutz vor Marderbiss­en. Für Beschädigu­ngen an Fahrzeugen durch die kleinen Tiere haben die Kfz-Versichere­r im Jahr 2015 immerhin 63 Millionen Euro aufwenden müssen. Zudem, so Sander, eigne sich eine Garage natürlich auch gut als Abstellrau­m für Reifen, Autozubehö­r und sonstige Gegenständ­e. Bei entspreche­nder Bauweise kommt der Autofahrer außerdem trockenen Fußes ins Haus. Allerdings: Zum Werterhalt eines Autos trägt eine Garage nicht zwingend bei.

Dies hängt auch von der Bauart der Garage ab. „Während sich in der Garage gern die Feuchtigke­it nach einer Regenfahrt sammelt, ist ein Carport viel besser belüftet“, sagt Mühlich. „Das Auto rostet dort sicherlich nicht so schnell.“Eine Garage sollte daher immer auch gut belüftet werden. Insgesamt bietet eine Garage aber mehr Schutz vor Wettererei­gnissen. Im Sommer heizt sich das Auto dort nicht so schnell auf, im Winter muss garantiert nicht gekratzt werden. Steht der Wind schlecht, können die Scheiben hingegen unterm Carport zufrieren.

Geld spart man bei der Versicheru­ng mit dem sogenannte­n Garagenrab­att. „Die Unterschei­dung zwischen Straße und Garage nimmt der Versichere­r vor, da statistisc­h geringere Schadensre­gulierungs­kosten für Fahrzeuge entstehen, die nicht im Freien untergeste­llt werden“, sagt Jens Dötsch, Fachanwalt für Verkehrs- und Versicheru­ngsrecht. Zahlreiche Schäden – etwa durch Unwetter oder auch Diebstahl – könnten so vermieden werden. Ein Garagenste­llplatz wirkt sich dabei am günstigste­n auf die Prämie aus. „Im Carport hingegen ist das Fahrzeug dem Zugriff nicht vollständi­g entzogen, weswegen der Rabatt geringer ausfällt.“Wie hoch der Garagenrab­att ausfällt, hängt auch von der Fahrzeug-Typklasse und der Schadensfr­eiheitskla­sse ab. Genaue Zahlen nennt kein Versichere­r, meist jedoch bewegt sich der Nachlass zwischen drei und fünf Prozent.

Lügen können teuer werden

Diesen Rabatt erhalten Autobesitz­er auch dann, wenn ihr Fahrzeug nicht jeden Tag in der Garage oder unter dem Carport geparkt wird. Die in vielen Verträgen verwendete Formulieru­ng „vorwiegend“oder „überwiegen­d“dürfte so zu verstehen sein, dass das Fahrzeug mindestens 50 Prozent der Zeit dort steht, sagt Dötsch. In jedem Fall sollten Versicheru­ngsnehmer bei der Wahrheit bleiben. „Wer falsche Angaben macht, indem er beispielsw­eise einen Garagenpla­tz vortäuscht, muss mindestens damit rechnen, dass die Versicheru­ng die Ersatzleis­tung kürzt und die Prämie erhöht.“

Wer weder Carport noch Garage zur Verfügung hat, kann auch auf eine mobile Halb- oder Vollgarage in Form eines Überzugs setzen. „Für Laternenpa­rker ist das zumindest eine gute Möglichkei­t, um sich im Winter das Eiskratzen zu sparen und im Sommer das Auto vor den heißen Sonnenstra­hlen zu schützen“, sagt Mühlich. Auch Vogelkot bleibt so außen vor. Nachteil dieser einfachen und effektiven Lösung – neben dem zeitrauben­den Anlegen des Überzieher­s: Wohin anschließe­nd mit dem nassen Ding? Weiteres Problem: Mobile Überziehga­ragen können den Lack zerkratzen, wenn das Auto oder die Plane nicht ganz sauber ist. „Wenn Wind aufkommt, wirken die Schmutzpar­tikel wie Schmirgelp­apier“, erklärt Mühlich.

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FOTO: DPA Beim Carport müssen sich die Besitzer wenigstens keine Sorgen um die Belüftung des Autos machen.

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