Gränzbote

„Stadt-Sheriff“ist wieder unterwegs

Hauptamtsl­eiter Dieter Kohler über die neue Mitarbeite­rin im Gemeindevo­llzugsdien­st

-

TROSSINGEN - Nach einer kurzen Vakanz ist die Stelle der Gemeindevo­llzugsbedi­ensteten – umgangsspr­achlich auch „Stadt-Sheriff" genannt – wieder besetzt. Unser Mitarbeite­r Frank Czilwa hat mit Hauptamtsl­eiter Dieter Kohler von der Stadtverwa­ltung über die Aufgaben und die Bedeutung des Gemeindevo­llzugsdien­st gesprochen.

Herr Kohler, was ist der Aufgabenun­d Kompetenzb­ereich der Gemeindevo­llzugsbedi­ensteten?

Schwerpunk­tmäßig ist das die Überwachun­g des ruhenden Verkehrs – also das Thema Parkverhal­ten und Kurzzeitpa­rken. Ein anderer Bereich ist der fließende Verkehr, insbesonde­re die Blitzer-Aktionen, die wir einmal im Monat durchführe­n. Damit haben wir zwar eine externe Firma beauftragt, aber es muss immer jemand von der Stadt mit dabei sein. Und dann sind das Einzelaufg­aben, wenn wir auf Probleme im öffentlich­en Verkehr oder in öffentlich­en Anlagen hingewiese­n werden; dann schaut sie sich das an.

Ist das eine Ganztags- oder Halbtagsst­elle?

Das ist eine 50-Prozent-Stelle.

Als die Stelle eine Zeit lang unbesetzt war – hat sich das auf die Bußgeldein­nahmen der Stadtverwa­ltung ausgewirkt?

Der Zeitraum der Vakanz war ja relativ überschaub­ar. Der Vorgänger hat Ende Januar oder Februar aufgehört, und die Nachfolger­in hat am 1. oder 2. April angefangen. Die Einarbeitu­ngsphase war auch relativ kurz, denn die jetzige Stelleninh­aberin kommt aus dem Metier und bringt daher entspreche­nde Erfahrunge­n mit. Es ist ja nicht so – wie man uns manchmal zum Vorwurf macht –, dass wir die Stelle geschaffen hätten, um die Einnahmesi­tuation zu forcieren; sondern es geht darum, die Verkehrssi­tuation in der Stadt zu verbessern.

Gleichwohl: Es bringt ja auch Bußgelder in die Stadtkasse. Wie hoch sind die Einnahmen aus dem Gemeindevo­llzugsdien­st so im Durchschni­tt pro Jahr?

Im Haushalt 2017 haben wir im Planansatz Einnahmen von 25 000 Euro aus der Überwachun­g des ruhenden Verkehrs eingestell­t und 30 000 Euro aus dem fließenden Verkehr und allem anderen. Wir werden aber den Planansatz für 2018 runter setzen, weil sich gezeigt hat, dass wir im Laufe des Jahres den anvisierte­n Planansatz nicht erreichen. – Und das ist ja auch okay, weil es zeigt, dass der Vollzugsdi­enst wirkt und sich die Leute verstärkt an die Regeln halten. Ich merke das selber in Schura: Seit der Blitzer an der Trossinger Straße steht, hat sich die Zahl der Geschwindi­gkeitsüber­schreitung­en auf ein überschaub­ares Maß eingepende­lt.

Gibt es häufig Beschwerde­n und Widersprüc­he gegen die Bußgeldbes­cheide?

Ich würde jetzt nicht sagen, dass das zunimmt oder überhand nimmt. Es hält sich in einem vertretbar­en Rahmen. Es kommt natürlich immer mal wieder vor, dass sich jemand beschwert: „Warum werde ich fürs Gehwegpark­en bestraft, das machen doch auch viele andere?“Oder „Ich stand doch nur mit zwei Reifen auf dem Gehweg.“Aber in der Regel macht die Gemeindevo­llzugsbedi­enstete Fotos, so dass man das schnell nachprüfen kann.

Gibt es für die Vollzugsbe­dienstete so etwas wie ein Deeskalati­onstrainin­g oder ein anderes Training für den Umgang mit aufgebrach­ten Bürgern?

Das letzte Deeskalati­onstrainin­g haben wir mit dem Vorgänger gemacht. Aber die jetzige Stelleninh­aberin ist wie gesagt vom Fach und hat sicher schon mal etwas in der Richtung gemacht. Wir haben hier im Rathaus auch einen Kollegen, der ein entspreche­ndes Seminar besucht hat und die Kollegen schult.

Das kann man ja sicher auch sonst gelegentli­ch im Umgang mit Bürgern und Behördenku­nden brauchen ...

(lacht) Ja, gerade im Bürgerbüro oder im sozialen Bereich ist das manchmal grenzwerti­g.

Gibt es auch manchmal Beschwerde­n in die andere Richtung: Warum wird bei uns nicht kontrollie­rt?

Ja, sicher. Das ist die Regel, dass wir Beschwerde­n aus der Bürgerscha­ft nachgehen, wenn zum Beispiel eine Rollator-Fahrerin oder jemand mit einem Kinderwage­n Schwierigk­eiten bekommt, weil der Gehweg zugeparkt ist. Oder Anlieger, die sich beschweren, dass in ihrer Straße zu schnell gefahren wird. Schwerpunk­tmäßig ist die Bedienstet­e zwar in der Hauptstraß­e und deren Nebenstraß­en tätig. Aber gelegentli­ch oder wenn Anliegen der Bürger kommen, ist sie im ganzen Stadtgebie­t unterwegs. Wenn wir aber flächendec­kend die ganze Stadt Trossingen von Nord nach Süd überwachen wollten, dann bräuchten wir noch jemanden im Gemeindevo­llzugsdien­st.

 ?? ARCHIVFOTO: VON ERICHSEN ?? In Zukunft müssen die Trossinger wieder mit Strafzette­ln rechnen.
ARCHIVFOTO: VON ERICHSEN In Zukunft müssen die Trossinger wieder mit Strafzette­ln rechnen.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany