Junge verschwindet bei Nendinger Flohmarkt
13-Jähriger löst umfangreiche Suchaktion aus und wird abends bei Böttingen gefunden
TUTTLINGEN-NENDINGEN (skr/ pz) - Aufregung beim traditionellen Nendinger Flohmarkt: Gegen 15 Uhr war dort am Samstag ein 13-jähriger autistischer Junge nach einem Toilettenbesuch spurlos verschwunden. Eine umfangreiche Suchaktion der Polizei und des DRK begann. Erst in den Abendstunden wurde der Vermisste wieder gefunden – zwölf Kilometer entfernt bei Böttingen.
Fünf Betreuer und mehrere Kinder und Jugendliche aus einer Einrichtung bei Furtwangen waren gemeinsam nach Nendingen gefahren, um dort den jährlichen Flohmarkt zu besuchen. Gegen 15.15 Uhr musste der 13-Jährige auf die Toilette. Die Betreuer vereinbarten mit ihm, er solle im Anschluss vor der Tür warten.
Doch dies war nicht der Fall. Als einer der Betreuer den 13-Jährigen dort abholen wollte, war der autistische Junge spurlos verschwunden. Die Betreuer schließlich alarmierten die Polizei, die schnell eine umfangreiche Suche einleitete. In diese waren neben den 18 eingesetzten Beamten der Polizei rund 60 Kräfte des DRK, unter anderem mit MantrailerHundeführern, eingesetzt. Auch ein Polizeihubschrauber beteiligte sich an der Suche, die mit einem polizeilichen Suchaufruf über soziale Netzwerke ergänzt wurde. Etliche Nendinger Bürger beteiligten sich ebenfalls an der Suche.
Lied „Frère Jacques“soll Jungen anlocken
Nachdem die Betreuer den Polizeibeamten mitteilten, dass das Lied „Frère Jacques“beruhigend auf den Jungen wirke, wurde dieses mehrfach über Lautsprecher gespielt – „in der Hoffnung, ihn dadurch anzulocken“; wie Polizeisprecher Dieter Popp sagte.
„Die Schwierigkeit war in diesem Fall, dass autistische Menschen sich anders verhalten und auch oft menschenscheu sind“, sagt Popp. Ein ,normaler’ 13-Jähriger hätte sich irgendwie zu helfen gewusst, doch in diesem Fall sei nicht klar gewesen, was den 13-Jährigen umtreibe. Hinweise gab es, dass der Junge vermutlich Richtung Ursental gegangen sei – doch auch hier fand sich zunächst keine Spur.
Einer Frau aus Böttingen war es schließlich zu verdanken, dass der 13-Jährige nicht auch noch eine Nacht durchstehen musste. Die Frau hörte bei der Altbergkapelle in Böttingen Schreie. „Sie hat nachgeschaut und dort den Jungen gefunden, von dem sie sofort gemerkt hat, dass mit ihm etwas nicht stimmt“, so Popp. Wie die Polizei später rekonstruierte, war der ortsfremde Junge von Nendingen aus wohl durch das ganze Ursental bis zur Kapelle bei Böttingen gewandert – eine Strecke von rund zwölf Kilometern. Der Junge konnte daraufhin, zwar hungrig und durstig, aber ansonsten wohlbehalten an die erleichterten Betreuer der Gruppe übergeben werden.