Aus Solisten werden Ensembles
Die Sieger des Bundeswettbewerbs Jugend musiziert haben gezeigt, dass noch viel mehr in ihnen steckt
TROSSINGEN – Gut besuchte Matinee: Der 53. Kammermusikkurs für Bundespreisträger des Wettbewerbs Jugend musiziert hat am Samstag mit einem hochkarätigen Konzert abgeschlossen. Der künstlerische Leiter Dirk Mommertz hatte dafür zehn Stücke aus dem Kursprogramm ausgewählt.
Dem Dozententeam war es gelungen, innerhalb von zwölf Tagen die 44 Teilnehmer zu kleinen Ensembles zu schmieden. Keine leichte Aufgabe, denn die herausragenden Nachwuchsmusiker aus ganz Deutschland haben ihre Erfolge bei „Jugend musiziert“zumeist als Solisten erzielt. Das hervorragende Zusammenspiel der Gruppen – vom Duo bis zum Oktett – war eines der erreichten Ziele des vom Deutschen Musikrat getragenen Förderprojekts.
Sechs der 26 am Kurs teilnehmenden Streicher ließen zum Konzertauftakt den ersten Satz des Opus 18 von Johannes Brahms erklingen: das Allegro ma non troppo. Samtiger Schmelz der beiden Celli, ein fast gemütliches Pizzicato und ein Wechsel zwischen lässig und intensiv kennzeichnen den ersten Satz des 1860 in B-Dur gesetzten Steichersextetts.
Drei ganz unterschiedliche TrioWerke folgten: Spritzig und frisch das Allegro furioso, in dem Erwin Schulhoff den ungarischen Tanz „Fuirant“verarbeitet hat und bei dem Ronja Macholdt an der Pikkoloflöte brillierte. Das 27-taktige gravitätische Adagio und das folgende dramatische Allegro vivace des ersten Satzes aus Beethovens Klaviertrio op. 1, Nr. 2 wurden perfekt intoniert von drei jungen Männern, deren Altersschnitt knapp über 17 Jahren liegt.
Sanft und berührend schließlich der erste Satz aus Carl Maria von Webers fast 200 Jahre altem Trio g-Moll, bei dem die erst 14-jährige Charlotte Henckel aus dem bayerischen Uffing ihr ausgezeichnetes Vibratospiel unter Beweis stellte.
Etwas schwere Kost für eine Matinee, doch tadellos interpretiert, war Gustav Mahlers Quartettsatz für Klavier und Streichtrio. Fein und edel erklang die in a-Moll gehaltene Komposition des damals gerade erst 16jährigen Böhmen, der fern von zuhause in Wien studierte.
Dimitri Schostakowitsch hatte bei seiner Viola-Sonate op. 147 eigentlich ein Klavier als Zweitinstrument geplant. Dass sich aber auch Bratsche und Akkordeon bestens vertragen, zeigten Oskar Herfurth und Daniel Salzmann, beide17 Jahre alt bei dem angeregten Diskurs der beiden Instrumente.
Alpine Gefühle kamen bei Franz Dopplers „Souvenir du Rigi“auf, einem der Höhepunkte der Matinee. Es gelang der Flötistin Nina Kristin Grund, dem Hornisten Marten Götz und dem aus Canterbury angereisten Pianisten Timon Stähler eine hohe Spannung aufzubauen, akzentuiert von dem Glöckchen, das Franziska Mayer am anderen Saalende erklingen ließ.
Junge Talente
Unglaublich tiefe Töne erzeugte der 18-jährige May Bäumler mit Bogen und Kontrabass bei Astor Piazzollas „KICHO“, einem der jüngsten Stücke des Programms. Mal träumerisch, dann wieder lebendig begleitete ihn der gleichaltrige Pianist Constantin Siebert.
Überaus munter und keck wirkte die „Tarantelle“, von Camille SaintSaëns 1857 im 6/8-Takt komponiert und von einem homogen agierenden Trio bestens umgesetzt.
Das strahlende Finale bildete der erste Satz aus dem Oktett Es-Dur op. 20 von Felix Mendelssohn Bartholdy, bei dem Bratschist Anton Brezinka und sieben Kursteilnehmerinnen die Angabe „Allegro moderato ma con fuoco“bestens umsetzten.
Als Felix das feurige Stück schrieb, war er 16 und lag knapp unter dem Altersschnitt der 44 Kursteilnehmer, die den langanhaltenden und kräftigen Beifall wie Profis entgegennahmen.