Und Gerechtigkeit für alle
Wer gewinnt den Löwen? Venedig vor der Preisverleihung
Bisher 15 000 Besucher bei der Lenk-Ausstellung
ÜBERLINGEN (sz) - Die Jubiläumsausstellung zum 70. Geburtstag von Peter Lenk hat schon 15 000 Besucher in die Räume der Städtischen Galerie Überlingen gelockt. Das ist ein Rekord in der Geschichte der Städtischen Galerie seit ihren Anfängen im Jahr 1954. Die bisherige Bestmarke lag bei 14 500 Besuchern im Jahr 1995 bei der Schau „Rückkehr der Moderne“. Noch bis 15. Oktober präsentiert die Städtische Galerie „Fauler Pelz“die Werkschau „Peter Lenk. 40 Jahre Zoff und Zwinkern“.
134. Bodensee-Kunstauktion bei Zeller in Lindau
LINDAU (sz) - Vom 21. bis 23. September findet im Kunsthaus Zeller in Lindau die 134. Auktion statt. Zu den Spitzenlosen gehört ein Gemälde des Biberacher Malers Johann Baptist Pflug. Es zeigt die Schlacht von La Suffel und wird mit 27 500 Euro aufgerufen. Im OstasiaticaBereich werden Figuren einer Laksmi (Limit 7800 Euro), eines Ganesha (Limit 14 500 Euro) und eines Vajrapani (Limit 16 500 Euro) angeboten (Limit 18 500 Euro). Außerdem werden Möbel, Schmuck und Uhren aufgerufen. Vorbesichtigung: 11. – 19. September 2017, täglich von 11 bis 18 Uhr im Auktionshaus Michael Zeller, Bindergasse 7, Lindau (08382 - 9 30 20). Der Katalog ist auf der Webseite www.zeller.de zu finden. VENEDIG - Die Filmfestspiele in Venedig gehen morgen mit der Verleihung des Goldenen Löwen zu Ende. Jetzt, da der Wettbewerb seine Zielgerade erreicht, überfliegt man die Titel, wägt ab. Welcher Film ist schon wieder fast vergessen? Welcher wurde mit dem Abstand immer stärker. Obwohl die ersten Tage den Amerikanern gehörten, scheint eher, als sollten „The Shape of Water“, das Kalter-Krieg-Märchen des Mexikaners Guillermo del Toro am Samstag einen größeren Preis bekommen und „Foxtrott“vom Israeli Samuel Maoz.
Der neue Film von Abdellatif Kechiche, der 2013 die Goldene Palme für „Blau ist eine warme Farbe“in Cannes gewann, ist beim Filmfest in Venedig beim Publikum nicht gut angekommen. Der 56-jährige Regisseur erntete für „Mektoub, My Love: Canto Uno“Buh-Rufe. Doch warum?
Es ist das Tagebuch des Künstlers als junger Mann im Garten der Lüste. Ein Sommer in Frankreich an der Südküste, ein intimer Einblick in die französisch-tunesische Gemeinde. Mit diesem dreistündigen, facettenreichen Filmepos reist Abdellatif Kechiche zurück in seine eigenen Anfangsjahre als Regisseur. „Mektoub“bedeutet „Schicksal“.
Im Zentrum steht die Frage, was einen Menschen ausmacht, sein Selbst und seine Persönlichkeit. Ist es die Herkunft, die kulturelle und ethnische Identität, oder ist es die Gegenwart, das Ensemble der Erfahrungen, die uns prägen und die in jedem Leben anders sind? Kechiche macht es sich nicht leicht, schlägt sich aber klar auf die Seite des Letzteren. Er erzählt von einem jungen Filmemacher, der aus Paris über den Sommer in jene Küstengegend nahe Marseille zurückkehrt, in der er aufwuchs. Er trifft alte Freunde wieder, Familie und begehrenswerte Mädchen. Während er viel Zeit am Strand verbringt, arbeitet er auch an seinem ersten Film. „Mektoub“ist Kino mit vielen Figuren und Anekdoten. Man kann das zu lose und mäandernd finden, aber es ist auch ein Abbild des Lebens. Und wer Kechiches flanierenden, abwartenden Stil schätzt, wird auch an „Mektoub“seine Freude haben. Ob das auch für die Jury gilt?
Starkes Kino aus Asien
In den letzten Tagen erscheinen auch zwei Asiaten besonders stark: Die Chinesin Vivianne Qu hat mit „Angels Wear White“einen hervorragenden Film über junge Frauen in China gedreht: Alles spielt in einem Badeort, wo man sein Geld mit Tourismus Casinos und Nachtleben verdient. Zwei pubertierende Schulmädchen werden von einem Mann missbraucht, der zugleich der lokale Polizeichef ist. Im Zentrum steht Mia (Wen Qi), die als Rezeptionistin entscheidende Beobachtungen machtDoch die Autorität, die alles unter den Teppich kehren will, setzt sie unter Druck. Qu entfaltet ein dichtes Netz moralischer und ökonomischer Korruption, ohne dass ihr Film je vorhersehbar würde. Was bedeuten Justiz und Gerechtigkeit in einer Welt, in der die Wächter die Verbrecher sind, die Sicherheitsleute die Verunsicherer?
Ähnliche Fragen stellt der Japaner Hirokazu Kore-eda in „The Third Murder“. Drei Anwälte bemühen sich um die Verteidigung eines geständigen Mörders. Es geht nicht um Freispruch, sondern darum, die Todesstrafe zu vermeiden und um einen fairen Prozeß für jeden. Doch je länger das Verfahren dauert, um so mehr wachsen die Zweifel. Koreedas Film ist die Anatomie eines Verbrechens und der Justiz. Bald ist klar: Auch die Justiz kann weder Wahrheit, noch Gerechtigkeit herstellen, sondern bestenfalls die Ordnung. Im Zentrum steht der Shigemori, der Chef der Kanzlei, der zwischen einem alten und abgebrühten Kollegen und dem jungen, unerfahrenen und idealistischen Novizen vermittelt. Masaharu Fukuyama wirkt als pragmatischer, aber hartnäckiger Wahrheitssucher wie ein japanischer James Stewart.
Um eine andere Form der Gerechtigkeit geht es in „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“vom Iren Martin McDonagh. Auch er steht hoch im Kurs für einen Hauptpreis: Frances McDormand spielt die Mutter eines vergewaltigten und ermordeten Teenager-Mädchens, die den Täter sucht, und sich gegen eine ignorante Macho-Welt durchsetzen muss. Es ist ein Blick in den Abgrund des ländlichen Amerika, ins TrumpCountry.