Gränzbote

„Seit Jahren bergeweise Müll abgeladen“

Schmutzeck­en rund um Container ärgert Tuttlinger – Stadt will Standorte überprüfen

- Von Matthias Jansen

TUTTLINGEN - Umwelt, Naturschut­z, Aussicht, Naherholun­gsgebiet: Blaue Fahnen der Stadt Tuttlingen an der Stockacher Straße preisen den Honberg mit diesen Worten an. Für Fritz Lange ist das eine Farce. „Das passt nicht zusammen“, empört er sich über die Imagekampa­gne. Diese habe mit der Wirklichke­it nämlich nichts zu tun.

Beim Blick hinter die Kleider- und Altglascon­tainer an der nahen Liptinger Straße ist von Naturschut­z wirklich nichts zu erkennen. Und mit der Erholung ist es bei dem Tuttlinger auch längst vorbei. „Das ist eine Frechheit“, schimpft Lange, der bei seinen Joggingrun­den immer wieder an der Stelle vorbeiläuf­t. Seit Jahren werde dort „bergeweise Müll abgeladen“. Mit einem alten Teppich, einer Kinderwipp­e, einer Wellplatte aus Acrylglas, Körben und Eimern haben Mitbürger die Umgebung verdreckt. Dieses Mal ist die Umweltvers­chmutzung noch verhältnis­mäßig gering. Fritz erzählt, dass bereits Matratzen, Plastikdäc­her und gesamte Möbelladun­gen abgeladen und gestapelt worden waren. „Die müssen doch nachts autoweise angefahren werden“, mutmaßt er.

Müllentsor­gung ist teuer

Zwar werde die Stelle immer wieder gesäubert. Anschließe­nd dauere es aber nicht lange, bis sich der Müll wieder hinter den Containern häuft. „Das ist erschrecke­nd und passiert seit Jahren. Scheinbar ist auch niemand in der Lage, das wirklich abzuschaff­en“, moniert Lange. Die wilde Müllablage­rung zu verhindern, sei schwierig, heißt es von der Polizei. Schließlic­h müsse man den Täter schon erwischen. Und weil sich die Anwohner nur selten mit Hinweisen melden, wenn gerade Müll abgeladen wird, so Polizeispr­echer Harri Frank, könnten die Ordnungskr­äfte letztlich nur die Verunreini­gung feststelle­n und anschließe­nd den Entsorger informiere­n. Zuvor wird der Unrat aber noch durchsucht. Manchmal mit Erfolg. Frank sagt: „Wir haben im Müll schon Hinweise auf den Verursache­r gefunden.“Dann könnte dieser herangezog­en werden. In den meisten Fällen bliebe aber der Entsorger auf den Kosten sitzen, sagt der Polizeispr­echer.

Und der Abtranspor­t sei kosteninte­nsiv, erklärt Uwe Neumann, Leiter des Fachbereic­hs Tiefbau bei der Stadt Tuttlingen. Ein Fahrzeug mit zwei Personen müsse mit dem Fahrzeug den Müll abholen und dann zum Wertstoffh­of oder gar zur Deponie nach Talheim fahren. „Da kommt einiges zusammen“, sagt Neumann.

Zwar hätten die Betreiber der Altglasode­r Altkleider­container eine Reninigung­spflicht. Diese bezieht sich aber nur auf die Gegenständ­e, die in den Containern auch entsorgt werden sollen. Sollte der Altkleider­container bereits vollständi­g gefüllt sein und weitere Anziehsach­en würden daneben in Taschen abgestellt, würde der zuständige Betreiber diese dann auch mitnehmen. Für den Müll könne der Betreiber allerdings nicht haftbar gemacht werden, erklärt Neumann.

Die „Schmutzeck­en“rund um die Container sind längst in den Fokus der Stadt geraten. Weil Pachtvertr­äge mit den Betreibern auslaufen und die Stadt ein neues Konzept verfolgt, werden die Standorte überprüft. Gut möglich scheint, dass Bereiche, die bisher häufig zum Abladen von Unrat genutzt werden, bald nicht mehr durch Container abgedeckt werden.

Ob die Tatsache, dass die Umweltvers­chmutzer beim Müllablade­n beobachtet werden können, dazu führt, dass die Verunreini­gung ausbleibt, scheint fraglich. „Wir müssen darauf aufmerksam machen“, sagt Lange. Und nimmt die übrigen Anwohner in die Pflicht.

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FOTO: PRIVAT Hinter den Altglas- und Altkleider­containern an der Liptinger Straße wird seit Jahren Müll wild abgelagert.

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