Insolvenzverfahren für Trokamed eröffnet
Geisinger Medizintechnik-Unternehmen nimmt wegen Klagen seine Morcellatoren vom Markt
GEISINGEN (sz) - Über die Firma Trokamed ist beim Amtsgericht Rottweil das Insolvenzverfahren eröffnet worden. Das berichtet der Südfinder in seiner aktuellen Ausgabe. Der in die Geschäftsleitung eingetretene Insolvenzspezialist Thomas Kaiser sieht laut des Blattes aber gute Chancen für das Überleben des Medizintechnik-Unternehmens.
Seit dem Frühsommer läuft beim Rottweiler Gericht bereits das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung mit dem Ziel der Sanierung der Gesellschaft (wir berichteten). Jetzt ist das eigentliche Insolvenzverfahren ebenfalls in Eigenverwaltung angelaufen. Die Gläubigerversammlung ist auf den 22. November terminiert worden, so der Freiburger Rechtsanwalt Thomas Kaiser von der Kanzlei Kaiser & Sozien. Er war auch bislang schon in das Verfahren eingebunden.
Auslöser für die Überschuldung waren laut Südfinder Produkthaftungsklagen aus den USA – Trokamed hatte dort so genannte Morcellatoren auf den Markt gebracht, die seit einigen Jahren im Verdacht stehen, bei Frauen Krebs auszulösen, wenn mit ihnen nicht als bösartig erkannte Tumore in der Gebärmutter zerkleinert und abgesaugt werden. Bislang liegen konkret fünf Klagen gegen den Einsatz dieses Produkts vor, drei weitere seien angekündigt worden, so Thomas Kaiser.
Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA hatte bereits im Jahr 2014 Hinweise auf die möglichen Schäden durch Morcellatoren gegeben, von einem Produktrückruf aber abgesehen. Ähnliche Probleme mit diesen Geräten haben mehrere Medizintechnik-Hersteller, darunter die US-Niederlassung von Karl Storz, die sich ebenfalls mit mehreren Klagen konfrontiert sehen. Der Weltmarktführer Johnson & Johnson hat sich hingegen bereits vor Jahren mit Klägerinnen im Vergleichswege, sprich Zahlungen, geeinigt und ihre Morcellatoren vom Markt genommen.
Keine weiteren Kündigungen
Beim vergleichsweise kleineren Unternehmen Trokamed aus Geisingen hatten die Klagen eine Gesamtsumme angenommen, die die Firma, wirtschaftlich eigentlich gesund, substanziell bedrohten. In den vergangenen Monaten haben die auf Insolvenzrecht spezialisierte Kanzlei Schulze & Braun (Achern), Thomas Kaiser und die nach wie vor aktive Geschäftsleitung das Unternehmen saniert. Das heißt vor allem, dass man sich vom Produkt Morcellatoren getrennt hat; dabei waren beim Unternehmen auch einige Entlassungen vonnöten.
Jetzt geht es im Wesentlichen um die Auseinandersetzung mit den amerikanischen Klägern (in Deutschland liegen keine Klagen gegen Morcellatoren vor). Dazu kommen, im geringerem Umfang, einige weitere (deutsche) Gläubiger wie die Agentur für Arbeit oder regionale Banken. Das heißt: Mit den US-Klägern über Quoten verhandeln, da die bestehende Produkt-Haftpflichtversicherung nicht alles abdeckt.
Thomas Kaiser unterstreicht im Gespräch mit dem Südfinder, dass die Geschäfte von Trokamed laufen und man sogar „leicht über Plan“liege: „Die machen da einen guten Job“, sagt der Rechtsanwalt. Weitere Kündigungen seien derzeit nicht vorgesehen. Und: „Wir gehen fest davon aus, dass wir die Firma da raus bekommen.“