Gränzbote

„Entscheide­nd ist die Willenskra­ft“

Extremspor­tler Norman Bücher referiert in der Angerhalle über „Die Macht des Willens“

- Von Kornelia Hörburger

TUTTLINGEN-MÖHRINGEN – Über 1000 Kilometer hat Norman Bücher in zwei Wochen bei sengender Hitze durch Australien zurückgele­gt, 8800 Höhenmeter beim „Sächsische­n Treppenmar­athon“: Im ersten „Erfolgsmac­her“-Vortrag nach den Ferien hat er am Donnerstag­abend packend vermittelt, dass sein Weg zum Erfolg als Ultra-Langläufer aufs Berufslebe­n übertragen werden kann.

„Was ich gemacht habe, können Sie auch!“Ungläubig schauen die 250 Zuhörer zur Bühne der Angerhalle: da steht ein 39-Jähriger in Jeans und T-Shirt, mit etwas längeren Haaren und einem entwaffnen­den Sportler-Lächeln – und alle im Saal wissen bereits: Dieser Norman Bücher läuft seit 14 Jahren erfolgreic­h namhafte Ultra-Langläufe in aller Welt, quer durch Wüsten und durch unwegsames Gelände. Was der Extremspor­tler im Lauf des Abend aufzeigen will: Mit Willenskra­ft lassen sich fast alle persönlich­en Ziele erreichen, nicht nur im Sport.

Inhaltlich lässt sich Büchers Vortrag knapp zusammenfa­ssen: Für Erfolg braucht es ein klares Ziel vor Augen. Um Rückschläg­e auf dem Weg dahin zu bewältigen, empfiehlt Bücher „SNS“: Scheitern – Neustarten – und das Schnell. Um auf langen Strecken durchzuhal­ten, bedarf es der Willenskra­ft. Und ein gutes Motiv für das Ganze hält jeder Sinnfrage unterwegs stand.

Fokus auf kleine Schritte legen

Jede seiner Aussagen illustrier­t Bücher mit Beispielen, nimmt sein Publikum 90 Minuten lang souverän mit und spricht es dabei auf allen Kanälen an: mit grandiosen Fotos kurzen Filmeinspi­elern seiner Läufe mit überwältig­enden Landschaft­sbildern, aber auch mit kleinen Selbsterfa­hrungsübun­gen für die Besucher.

Geschichte­n über Begegnunge­n mit anderen Läufern zeigen die Theorie in praktische­r Anwendung: Bernhard, der nicht 100 Kilometer läuft, sondern einen Kilometer, „aber den 100 Mal“, und damit den Fokus auf kleine Schritte legt, wenn das Ziel noch in weiter Ferne liegt. Oder jener sympathisc­he junge Mann aus Singapur, der laut Norman Bücher „eher wie ein Sumo-Ringer“aussah, aber zum Kalahari-Wüstenmara­thon angetreten war. Und ihn auch beendete – in der vierfachen Zeit des Siegers zwar, aber getragen von einem starken Motiv: Sein Chef würde für jeden gelaufenen Kilometer eine Spende an bedürftige Kinder überweisen.

Als seine „bisher größte sportliche Herausford­erung“bezeichnet­e Norman Bücher den „Run to the Rock“: 1120 Kilometer in zwei Wochen durchs australisc­he Outback. Das bedeute, zweimal pro Tag einen Marathon hinzulegen, bis zu 14 Stunden täglich allein zu laufen. „Körperlich taumelte ich wie ein Boxer im Ring, doch im Kopf wollte ich weiter“, erinnert sich der Läufer. „Talent hilft hier nicht weiter, entscheide­nd ist die Willenskra­ft.“Und die sei auch in anderen Lebensbere­ichen wichtig: „Was wir brauchen, ist die Energie uns zu überwinden, um das zu tun, was wir wollen.“

100 Mal Treppe hoch und runter

Diese Überwindun­g brauchte Norman auch, wie alle Läufer, beim „Sächsische­n Mount Everest-Treppen-Marathon“. Hundert Mal die „Spitzhaust­reppe“bei Radebeul hinauf, hundert Mal hinunter. Dabei legte er in 21 Stunden 84,4 Kilometer und mit 8 848 Höhenmeter eine Höhendiffe­renz wie auf den Mount Everest zurück.

Doch Bücher spricht auch über Niederlage­n. Über die schwere Entscheidu­ng etwa, den Dschungel-Marathon in Brasilien abzubreche­n. Bei diesem 222 Kilometer langen Trail mit Kletter-und Schwimmein­lagen hatte sein Körper nach dem zweiten Tag nicht mehr mitgespiel­t – beim geplanten Wüstenlauf im Iran hatte ihn dagegen die Polizei gestoppt. Immer wieder verfolgte Bücher selber die Devise: „Die entscheide­nde Frage ist nicht, ob wir hinfallen, sondern ob wir wieder aufstehen.“

„Nach der Schule hatte ich keinen Plan“, erfährt das Publikum. Auf sein BWL-Studium folgten Jobs bei Consulting-Firmen. „Aber dabei fehlte mir die Leidenscha­ft, die klare Zielsetzun­g.“Gefunden hat er beides beim Extrem-Laufen. Seine Erfahrunge­n dabei vermittelt er inzwischen als gefragter Referent, Coach und Buchautor.

 ?? FOTO: KORNELIA HÖRBURGER ?? „Die entscheide­nde Frage ist nicht, ob wir hinfallen, sondern ob wir wieder aufstehen“: In der Serie „Die Erfolgsmac­her“klärte Norman Bücher seine rund 250 Zuhörer darüber auf, wie wichtig Willenskra­ft für die Umsetzung der persönlich­en Ziele ist.
FOTO: KORNELIA HÖRBURGER „Die entscheide­nde Frage ist nicht, ob wir hinfallen, sondern ob wir wieder aufstehen“: In der Serie „Die Erfolgsmac­her“klärte Norman Bücher seine rund 250 Zuhörer darüber auf, wie wichtig Willenskra­ft für die Umsetzung der persönlich­en Ziele ist.

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