Die Verunsicherung ist immens
100 Fachleute diskutieren bei Zukunftsforum „Mittelständische Automobilzulieferer“
- Gut 100 Fachleute aus der Region hätten gerne eine Antwort auf die Frage nach der Zukunftsfähigkeit der Verbrennungsmotoren gehabt – doch keiner der hochkarätigen Referenten im Hofgut Hohenkarpfen wollte am Donnerstagabend eine verbindliche Antwort liefern. Schon beim Impulsreferat von Thomas Albiez wurde deutlich, dass die aufgeheizte Diskussion um die Dieselmotoren einer Selbstzerfleischung nahe kommt. Der IHK-Geschäftsführer wies beim regionalen Zukunftsforum „Mittelständische Automobilzulieferer“von unter anderem automotive-bw und IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg die öffentliche Kritik an der Branche zurück: „Niemand ist gegen eine Reduktion der Emissionen, aber wir brauchen endlich eine ideologiefreie Debatte.“
Auch Ministerialdirigent Hartmut Reichl wollte zur Versachlichung der klimaneutralen Mobilität Beruhigungspillen verabreichen. Doch der Referatsleiter „Mittelstand und Märkte“aus der Landesregierung versprach lediglich, für die bestmöglichen Informationen zu sorgen, ohne wirklich konkret zu sagen, wohin die Reise wirklich gehen soll. Dass die Zulieferer „die Entwicklungen mit stets offenem Blick im Auge behalten müssen“, war vielen Zuhörern nicht wirklich neu. Auch die Seitenblicke auf Entwicklungen der E-Mobilität in das kaum vergleichbare Norwegen oder in das Riesenreich China brachten keine wegweisenden Fingerzeige für die mitteleuropäischen Verhältnisse. Dagegen richtete Reichl den Fokus auf einen - in der ideologisch überlagerten Diskussion - oft übersehenen Aspekt: „Wir verlagern unsere Emissionen bei Einführung der Elektromobilität lediglich von der Steckdose auf die Kraftwerke.“Im Übrigen sei die Installation der „Stromtankstellen“keine öffentliche Aufgabe. Und man dürfe auch keiner Aussage über die Reichweiten der heutigen Elektroautos Glauben schenken.
„Für die Zulieferer bedeutet der Wechsel vom Verbrennungsmotor zum E-Antrieb, dass weit weniger Metallteile benötigt werden“, stellte Dr. Albrecht Friedrich fest. Als Geschäftsführer der RKW-Automotive Baden-Württemberg beobachtet er die Trends zwar aufmerksam, kann jedoch auch nicht orakeln, welche Lösung sich durchsetzen wird. Zwar würden sich die E-Mobile in urbanen Bereichen ihre Nische erobern, doch für längere Strecken kommen - nach seiner Ansicht - eher die hybriden Modelle in Frage.
Ingo Hell, als Chef des regionalen Drehteileherstellerverbandes, kennt die Situation nicht nur vom „grünen“Tisch. Er ist sich, wie die anderen Redner auch, sicher, dass Veränderungen anstehen. „Doch kurz- und mittelfristig brauchen wir uns noch keine extremen Sorgen zu machen“, beruhigte der engagierte Unternehmer. Hell wies auf die ungelösten Entsorgungsprobleme der Batterien hin und die zusätzlich benötigten Strommengen, welche sicher nicht nur mit „grüner“Energie erzeugt werden könnten. Aber einig ist sich Hell mit der Zuhörerschaft, dass man die Situation sorgfältig beobachten müsse und nicht verharmlosen sollte.
Zuletzt erhielt Autor Wolf Hirschmann Gelegenheit zur Werbung für seine Seminare und sein aktuelles Buch mit dem hilfreichen Titel „Gebrauchsanweisung für die Zukunft“.