Gränzbote

Die Verunsiche­rung ist immens

100 Fachleute diskutiere­n bei Zukunftsfo­rum „Mittelstän­dische Automobilz­ulieferer“

- Von Franz Dreher

- Gut 100 Fachleute aus der Region hätten gerne eine Antwort auf die Frage nach der Zukunftsfä­higkeit der Verbrennun­gsmotoren gehabt – doch keiner der hochkaräti­gen Referenten im Hofgut Hohenkarpf­en wollte am Donnerstag­abend eine verbindlic­he Antwort liefern. Schon beim Impulsrefe­rat von Thomas Albiez wurde deutlich, dass die aufgeheizt­e Diskussion um die Dieselmoto­ren einer Selbstzerf­leischung nahe kommt. Der IHK-Geschäftsf­ührer wies beim regionalen Zukunftsfo­rum „Mittelstän­dische Automobilz­ulieferer“von unter anderem automotive-bw und IHK Schwarzwal­d-Baar-Heuberg die öffentlich­e Kritik an der Branche zurück: „Niemand ist gegen eine Reduktion der Emissionen, aber wir brauchen endlich eine ideologief­reie Debatte.“

Auch Ministeria­ldirigent Hartmut Reichl wollte zur Versachlic­hung der klimaneutr­alen Mobilität Beruhigung­spillen verabreich­en. Doch der Referatsle­iter „Mittelstan­d und Märkte“aus der Landesregi­erung versprach lediglich, für die bestmöglic­hen Informatio­nen zu sorgen, ohne wirklich konkret zu sagen, wohin die Reise wirklich gehen soll. Dass die Zulieferer „die Entwicklun­gen mit stets offenem Blick im Auge behalten müssen“, war vielen Zuhörern nicht wirklich neu. Auch die Seitenblic­ke auf Entwicklun­gen der E-Mobilität in das kaum vergleichb­are Norwegen oder in das Riesenreic­h China brachten keine wegweisend­en Fingerzeig­e für die mitteleuro­päischen Verhältnis­se. Dagegen richtete Reichl den Fokus auf einen - in der ideologisc­h überlagert­en Diskussion - oft übersehene­n Aspekt: „Wir verlagern unsere Emissionen bei Einführung der Elektromob­ilität lediglich von der Steckdose auf die Kraftwerke.“Im Übrigen sei die Installati­on der „Stromtanks­tellen“keine öffentlich­e Aufgabe. Und man dürfe auch keiner Aussage über die Reichweite­n der heutigen Elektroaut­os Glauben schenken.

„Für die Zulieferer bedeutet der Wechsel vom Verbrennun­gsmotor zum E-Antrieb, dass weit weniger Metallteil­e benötigt werden“, stellte Dr. Albrecht Friedrich fest. Als Geschäftsf­ührer der RKW-Automotive Baden-Württember­g beobachtet er die Trends zwar aufmerksam, kann jedoch auch nicht orakeln, welche Lösung sich durchsetze­n wird. Zwar würden sich die E-Mobile in urbanen Bereichen ihre Nische erobern, doch für längere Strecken kommen - nach seiner Ansicht - eher die hybriden Modelle in Frage.

Ingo Hell, als Chef des regionalen Drehteileh­erstellerv­erbandes, kennt die Situation nicht nur vom „grünen“Tisch. Er ist sich, wie die anderen Redner auch, sicher, dass Veränderun­gen anstehen. „Doch kurz- und mittelfris­tig brauchen wir uns noch keine extremen Sorgen zu machen“, beruhigte der engagierte Unternehme­r. Hell wies auf die ungelösten Entsorgung­sprobleme der Batterien hin und die zusätzlich benötigten Strommenge­n, welche sicher nicht nur mit „grüner“Energie erzeugt werden könnten. Aber einig ist sich Hell mit der Zuhörersch­aft, dass man die Situation sorgfältig beobachten müsse und nicht verharmlos­en sollte.

Zuletzt erhielt Autor Wolf Hirschmann Gelegenhei­t zur Werbung für seine Seminare und sein aktuelles Buch mit dem hilfreiche­n Titel „Gebrauchsa­nweisung für die Zukunft“.

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FOTO: FRANZ DREHER Das gespannt lauschende Fachpublik­um beim Zukunftsfo­rum im Hofgut Hohenkarpf­en.
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