Gränzbote

Das Klavierkon­zert von Montevideo

Für die junge Lorena Schmidt ist der Aufenthalt in Uruguay ein prägendes Erlebnis

- Von Claudia Steckeler

TUTTLINGEN - Wenn Lorena Schmidt von ihrem Schüleraus­tausch berichtet, der sie für acht Wochen nach Montevideo in Uruguay geführt hat, dann leuchten ihre Augen. „Ich hätte noch etwas bleiben können“, erzählt sie strahlend und betont, dass sie viel erlebt, viele gute Begegnunge­n gehabt und von dieser Zeit für sich persönlich sehr viel mitgenomme­n habe. Unter anderem hat sie zum ersten Mal vor mehr als 120 Besuchern ein Klavier-Solokonzer­t gegeben: Am 14. August im großen Saal der Deutschen Botschaft in Montevideo. Lorena Schmidt besuchte den Spanisch-Kurs der Klasse 10 des Immanuel-Kant-Gymnasiums (IKG) in Tuttlingen. Durch die Vermittlun­g von Lehrerin Elsa Ulloa wurde der internatio­nale Austausch mit Uruguay angeboten. „Ich wollte mein Spanisch verbessern, habe mit meinen Eltern gesprochen und konnte mich dann dafür anmelden“, erzählt Lorena Schmidt. Ihre Austauschp­artnerin Irina Kaunzinger aus Montevideo kam bereits im Januar nach Tuttlingen zur Familie Schmidt. Bei einem Besuch in Tuttlingen hörte die betreuende uruguayisc­he Lehrerin Laura Alvarez Lorena Schmidt Klavier spielen und beschloss, dass diese bei ihrem Gegenbesuc­h in Montevideo ein Konzert geben sollte. Das offizielle Rahmenprog­ramm führte die 40 jungen deutschen Schüler während einer ganzen Woche zunächst zu den Sehenswürd­igkeiten von Uruguay, wie etwa die IguazúWass­erfällen im Grenzgebie­t zu Paraguay, Brasilien und Argentinie­n. Stadtrundf­ahrten, Begegnungs­feste mit uruguayisc­hen Schülern und vieles mehr gehörten dazu.

Erfolg in der Deutschen Botschaft

Bereits in Tuttlingen hatte sich Lorena Schmidt, Klaviersch­ülerin an der Musikschul­e Tuttlingen, mit ihrer Lehrerin Johanna Amiras auf ihr erstes abendfülle­ndes Solokonzer­t in Montevideo vorbereite­t: Werke von Liszt, Rachmanino­w, Mozart und Chopin standen auf dem Programm. Der Abend in der Deutschen Botschaft wurde ein großer Erfolg für die junge Tuttlinger­in. „Das Konzert selbst wurde von der Deutschen Schule in Montevideo organisier­t“, erzählt Lorena Schmidt, die dort mit den weiteren Austauschs­chülern täglich halbtags am Unterricht teilnahm. Für Lorena gab es neben dem Konzert aber noch einen weiteren Höhepunkt: In Montevideo erhielt sie Einzelunte­rricht bei der internatio­nal bekannten Pianistin Raquel Boldorini, die neben ihrer Konzerttät­igkeit aktiv am Teatro Solís mitarbeite­t. Der Kontakt kam über Musikschul­leiter Klaus Steckeler zustande, über dessen Schwiegers­ohn Miguel Santarcier­i. Dieser stammt aus Montevideo und seine Schwester Betiana ist mit dem Sohn von Raquel Boldorini verheirate­t. „Ich habe bei ihr neue Dinge, neue Interpreta­tionsmögli­chkeiten und Techniken kennengele­rnt“, erzählt Lorena Schmidt begeistert.

Viele Menschen kennengele­rnt

„Mit meiner Austauschf­amilie hatte ich auch viel Glück“, betont Lorena Schmidt. Sie ging mit ihr zu Ballettauf­führungen, „einmal wurde Tangomusik mit Ballett vermischt“, erinnert sie sich. An ihrem 16. Geburtstag „entführte“sie ihre Gastfamili­e nach Buenos Aires. „Ich habe so viel erlebt und gesehen, ich habe so viele Menschen kennengele­rnt. Sie sind so offen, wir konnten gut miteinande­r reden und ich hoffe, dass ich viele Kontakte weiterhin halten kann“, wünscht sich Lorena Schmidt. Sie hat aber auch die andere Seite des Landes gesehen: bei einem Sozialproj­ekt mit der Universitä­t zum Beispiel. „Wir haben Kleider gesammelt, Essen gekocht und sind in sozial benachteil­igte Gebiete der Hauptstadt gefahren, um diese zu verteilen. Es ist erschrecke­nd, diese Seite bekommt man normalerwe­ise gar nicht so richtig mit“, berichtet sie. Auch davon, dass der Lebensunte­rhalt – abgesehen vom Fleisch – in Uruguay sehr teuer ist. Lorena Schmidt kann einen Austausch nur empfehlen. „Man braucht keine Angst zu haben, die Leute in der Schule sind immer für einen da und helfen bei der Lösung von Problemen“, bemerkt sie und erzählt lachend von einem zweiten spontanen Konzert unter freiem Himmel vor dem Teatro Solís: „Auf dem Platz vor dem Hauptporta­l stand ein Flügel, der an ein Lautsprech­ersystem angeschlos­sen war. Ich habe mich einfach hingesetzt, gespielt und der Platz füllte sich mit Menschen, die mir begeistert zuhörten.“

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FOTO: PRIVAT Lorena Schmidt (Zweite von rechts) nach dem Konzert in der Deutschen Botschaft mit ihrer uruguayisc­hen Gastfamili­e.

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