Ein Hund steigt in die Lüfte
Beim elften Leibertinger Drachenfest gibt es ganz unterschiedliche Drachen zu bestaunen
LEIBERTINGEN - Zum elften Mal hat der Flugsportverein Leibertingen am Wochenende das Drachenfest ausgerichtet, das rund 70 Drachenfreunde aus ganz Deutschland und der Schweiz angezogen hat. Dabei haben die Besucher die unterschiedlichsten Flugobjekte in allen Größen und Farben bestaunen dürfen.
Der September schien in diesem Jahr eine Wette mit dem April in Sachen Unbeständigkeit abgeschlossen zu haben, denn stundenweise goss es wie aus Gießkannen, dann wieder schien die Sonne von einem blankgefegten Himmel. Das hielt ganz hartgesottene Drachenfreaks jedoch nicht davon ab, ihre Flugobjekte – denn von „Drachen“konnte hierbei nicht die Rede sein – steigen zu lassen. Thomas und Beatrix Baumüller aus Esslingen sowie Peter Buder aus Bad Dürrheim und Manfred Möllers aus Dettingen/Teck hielten unbeirrt Wache bei ihren Großdrachen. Ein riesiger Gecko von rund 20 Metern Länge und vier Metern Breite trotzte in voller Pracht stoisch dem Regen. Unter ihm – mit Leinen miteinander verbunden – tat sich ein noch riesigerer Hund schwerer, sich aufzurichten und die Luft in seinem Körper zu halten, denn die Nässe gab dem imposanten Gebilde natürlich zusätzliches Gewicht.
Ganz oben über den beiden großen Luftwesen schwebte eine Flugmatte, die ebenfalls mit Gecko und Hund verbunden war. „Das ist der sogenannte Lifter“, erklärte Baumüller. „Er sorgt durch seine Tragflächen und Luftsäcke für weiteren Auftrieb der unter ihm hängenden Teile.“
Das überdimensionale Trio war mit kräftigen Erdankern im Boden befestigt, denn „bei starkem Wind und entsprechendem Auftrieb könnten wir die Drachen nicht halten“. Das Material und die Leinen müssten bei Drachen dieser Größe rund 800 Tonnen Zug aushalten, erzählte Baumüller.
Im strömenden Regen fast allein auf dem Feld
Seit vielen Jahren geht Baumüller mit seiner Frau auf Drachenfeste im ganzen Land. Das sei wie ein Fieber, das einen nicht mehr loslasse, wenn es einen einmal gepackt habe. Dabei haben die Baumüllers auch die Freunde Peter Buder und Manfred Möllers kennengelernt, mit denen sie ihre Leidenschaft für das Drachenfliegen teilen. Im strömenden Regen stand das Quartett fast allein auf dem Feld, beobachtete seine luftigen Gebilde und freute sich, als der Hund es schaffte, sich komplett in die Luft zu erheben.
Ein Großteil der Drachenfreunde hatte sich in den Hangar bei Bratwurst und Kaffee zurückgezogen: „Weicheier“, sagte Baumüller mit liebevollem Spott, „bei schönem Wetter kann jeder seine Drachen steigen lassen.“Ob das nicht ein sehr teures Hobby sei? „Jedes ordentliche Hobby ist teuer“, meinte der Esslinger lakonisch. „Andere fahren Motorrad, sammeln seltene Briefmarken – wir lieben die Drachen und den Wind.“