Gränzbote

EU plant Behörde für Cybersiche­rheit

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BRÜSSEL (AFP/tja) - Angesichts rasant zunehmende­r Hackerangr­iffe hat die EU-Kommission die Schaffung einer europäisch­en Behörde für Cybersiche­rheit vorgeschla­gen. Sie solle die „Mitgliedst­aaten unterstütz­en, wirksam Cyberangri­ffe zu verhindern“, erklärte die Kommission am Dienstag. Geplant sind demnach europaweit­e Cybersiche­rheitsübun­gen sowie ein „besserer Austausch zu Informatio­nen über Bedrohunge­n“. Auch Baden-Württermbe­rg plant, seine Kräfte im Kampf gegen Hacker aufzustock­en.

Die Gefahr von Cyberattac­ken steigt. Nach Angaben der EUKommissi­on mussten 80 Prozent der europäisch­en Unternehme­n im vergangene­n Jahr mindestens einen Hackerangr­iff abwehren. Vor diesem Hintergrun­d will die EU-Kommission die Sicherheit im Netz zu einem ihrer Arbeitssch­werpunkte machen. Dazu sollen sämtliche Unternehme­n, staatliche Stellen und Softwareen­twickler in der EU sicherheit­stechnisch auf den gleichen Stand gebracht werden. Die bereits bestehende EUAgentur Enisa für digitale Sicherheit soll ein erweiterte­s Mandat, ein höheres Budget und doppelt so viel Personal wie bisher erhalten. Sie wird von 84 auf 125 Mitarbeite­r aufgestock­t und erhält ein Budget von jährlich 23 Millionen Euro (bisher: elf Millionen Euro). Die Frage, ob eine für künftige Technologi­en derart wichtige Behörde ihren Sitz ausgerechn­et auf der abgelegene­n Mittelmeer­insel Kreta haben sollte, wurde von Kommission­svertreter­n mit Achselzuck­en quittiert. Für diese Entscheidu­ng seien die Mitgliedss­taaten verantwort­lich, die EU-Kommission habe dabei kein Mitsprache­recht. Aufgabe der Sicherheit­sagentur wird es sein, Erkenntnis­se über Hackerangr­iffe, Schadsoftw­are und neue Betrugstec­hniken allen EU-Mitglieder­n zugänglich zu machen. Sie soll außerdem ein Zertifikat entwickeln, das für besonders hackerresi­stente Software und Geräte verliehen wird und in allen Mitgliedss­taaten anerkannt wird. Für 50 Millionen Euro will die Kommission ein Pilotproje­kt zur Zertifizie­rung auf den Weg bringen. Am Ende des Prozesses würden netzwerkfä­hige Geräte mit einem Label versehen, das der CE-Kennzeichn­ung entspricht, mit der Hersteller die EU-konformen technische­n Standards ihrer Geräte bekräftige­n. Die EU-Kommission will damit das derzeit existieren­de Flickwerk für Sicherheit­slabel beenden. Frankreich, Großbritan­nien und die Niederland­e haben je ein eigenes System, das in anderen Mitgliedsl­ändern nicht anerkannt wird. Zwölf Mitgliedss­taaten plus Norwegen testen außerdem ein länderüber­greifendes Zertifikat, das später in dem EU-Label aufgehen könnte. (dw)

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