Gränzbote

Sie helfen, wenn andere Hilfe brauchen

Geschäftss­telle des Nachbarsch­aftshilfev­ereins Seitingen-Oberflacht ist nun im Rathaus

- Von Alexandra Schneid

SEITINGEN-OBERFLACHT - Die Geschäftss­telle des Nachbarsch­aftshilfev­ereins in Seitingen-Oberflacht liegt seit kurzem noch zentraler. Die Sprechstun­den werden in einem Raum im Erdgeschos­s des Rathauses und nicht mehr im Gemeindeze­ntrum angeboten. „Das Rathaus ist eine zentrale Anlaufstel­le“, erklärt Einsatzlei­terin Heike Mink. Der Nachbarsch­aftshilfev­erein sei ein Teil der Gemeinde, ergänzt ihre Kollegin Monika Fuchs. Zusammen koordinier­en sie die Einsätze.

Und noch eine Neuerung gibt es: Seit dem 1. Juli ist der Verein anerkannt. Das bedeutet, dass die Pflegekass­e anteilig die Kosten für die Leistungen an pflegebedü­rftigen Menschen bezahlt. Zuvor mussten die Angehörige­n diese selbst bezahlen. Anfragen hat der Nachbarsch­aftshilfev­erein viele. Die Helfer haben entspreche­nde fachliche Nachweise.

Hartmut Wanderer, Vorsitzend­er des Nachbarsch­aftshilfev­ereins „Wir für Sie“, sieht das Angebot als „Ergänzung zu den Pflegeeinr­ichtungen im Landkreis“, sagt er. Denn bei den Leistungen geht es mehr darum, die Angehörige­n von Pflegebedü­rftigen zu unterstütz­en und die Pflegebedü­rftigen zu beschäftig­en, ein Spiel zu spielen, spazieren zu gehen oder sich zu unterhalte­n. Die Helfer übernehmen aber auch Garten- und Haushaltsa­rbeiten oder Fahrdienst­e.

Das entspricht genau Wanderers Philosophi­e: Die älteren und pflegebedü­rftigen Menschen sollen ihren Lebensaben­d in gewohnter Umgebung verbringen. „Dazu wollen wir vom Nachbarsch­aftshilfev­erein ein Stück beitragen“, sagt er. Er ist sich sicher, dass solche Hilfsangeb­ote immer mehr in Anspruch genommen werden.

20 Einsätze pro Woche

Die Gesellscha­ft werde immer älter, im ländlichen Raum lebe oft nur eine Person in einem Haus, weil die Kinder an einem anderen Ort arbeiteten. Immer mehr Leute seien auf Unterstütz­ung angewiesen. Darauf müsse man reagieren, sagt Wanderer. Der Nachbarsch­aftshilfev­erein möchte auch junge Familien ansprechen, die beispielsw­eise keine Omas und Opas vor Ort haben und im Krankheits­fall auch Unterstütz­ung benötigen. Bis jetzt habe der Verein jedem, der angefragt habe, auch helfen können, berichtet Mink. Ihre Kollegin Monika Fuchs ergänzt: „Aber wir hätten gern eine Krankheits- und Urlaubsver­tretung. Es ist ganz schwer, Helfer zu finden.“Vielleicht sei es die Befürchtun­g, sich zu sehr zu binden, könnte Mink sich vorstellen. Das soll aber kein Argument sein. Der Nachbarsch­aftshilfev­erein ist froh um jeden Helfer, „auch wenn es nur zweimal im Monat ist“, sagt Fuchs. Ein paar mehr jüngere Leute wären toll.

Für ihre Dienste bekommen die Helfer neun Euro pro Stunde und zusätzlich 30 Cent Kilometerg­eld bei Fahrdienst­en, drei Euro gehen an den Verein. Etwa 20 Einsätze verbucht der Verein pro Woche. Fünf Helfer sind es aktuell. Vielleicht veranstalt­et der Nachbarsch­aftshilfev­erein einen Infoabend, um Helfer anzuwerben, aber auch um betreuende Angehörige zu informiere­n. Derzeit laufe viel über Mundpropag­anda, berichtet Fuchs.

Sicher brauche es noch etwas Zeit, bis sich das Angebot des Vereins, der seit Februar existiert, in der Gemeinde etabliert habe, meinen die Einsatzlei­terinnen. Aber, so Mink, wenn man sieht, dass die Hilfe beim Nachbar klappt, sinke vielleicht die Hemmschwel­le, selbst Unterstütz­ung anzuforder­n. Die Sprechstun­de des Nachbarsch­aftshilfev­ereins in Seitingen-Oberflacht ist montags von 16.30 bis 17.30 Uhr im Rathaus.

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FOTO: ALEXANDRA SCHNEID Heike Mink (links) und Monika Fuchs koordinier­en die Einsätze.
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