Sie helfen, wenn andere Hilfe brauchen
Geschäftsstelle des Nachbarschaftshilfevereins Seitingen-Oberflacht ist nun im Rathaus
SEITINGEN-OBERFLACHT - Die Geschäftsstelle des Nachbarschaftshilfevereins in Seitingen-Oberflacht liegt seit kurzem noch zentraler. Die Sprechstunden werden in einem Raum im Erdgeschoss des Rathauses und nicht mehr im Gemeindezentrum angeboten. „Das Rathaus ist eine zentrale Anlaufstelle“, erklärt Einsatzleiterin Heike Mink. Der Nachbarschaftshilfeverein sei ein Teil der Gemeinde, ergänzt ihre Kollegin Monika Fuchs. Zusammen koordinieren sie die Einsätze.
Und noch eine Neuerung gibt es: Seit dem 1. Juli ist der Verein anerkannt. Das bedeutet, dass die Pflegekasse anteilig die Kosten für die Leistungen an pflegebedürftigen Menschen bezahlt. Zuvor mussten die Angehörigen diese selbst bezahlen. Anfragen hat der Nachbarschaftshilfeverein viele. Die Helfer haben entsprechende fachliche Nachweise.
Hartmut Wanderer, Vorsitzender des Nachbarschaftshilfevereins „Wir für Sie“, sieht das Angebot als „Ergänzung zu den Pflegeeinrichtungen im Landkreis“, sagt er. Denn bei den Leistungen geht es mehr darum, die Angehörigen von Pflegebedürftigen zu unterstützen und die Pflegebedürftigen zu beschäftigen, ein Spiel zu spielen, spazieren zu gehen oder sich zu unterhalten. Die Helfer übernehmen aber auch Garten- und Haushaltsarbeiten oder Fahrdienste.
Das entspricht genau Wanderers Philosophie: Die älteren und pflegebedürftigen Menschen sollen ihren Lebensabend in gewohnter Umgebung verbringen. „Dazu wollen wir vom Nachbarschaftshilfeverein ein Stück beitragen“, sagt er. Er ist sich sicher, dass solche Hilfsangebote immer mehr in Anspruch genommen werden.
20 Einsätze pro Woche
Die Gesellschaft werde immer älter, im ländlichen Raum lebe oft nur eine Person in einem Haus, weil die Kinder an einem anderen Ort arbeiteten. Immer mehr Leute seien auf Unterstützung angewiesen. Darauf müsse man reagieren, sagt Wanderer. Der Nachbarschaftshilfeverein möchte auch junge Familien ansprechen, die beispielsweise keine Omas und Opas vor Ort haben und im Krankheitsfall auch Unterstützung benötigen. Bis jetzt habe der Verein jedem, der angefragt habe, auch helfen können, berichtet Mink. Ihre Kollegin Monika Fuchs ergänzt: „Aber wir hätten gern eine Krankheits- und Urlaubsvertretung. Es ist ganz schwer, Helfer zu finden.“Vielleicht sei es die Befürchtung, sich zu sehr zu binden, könnte Mink sich vorstellen. Das soll aber kein Argument sein. Der Nachbarschaftshilfeverein ist froh um jeden Helfer, „auch wenn es nur zweimal im Monat ist“, sagt Fuchs. Ein paar mehr jüngere Leute wären toll.
Für ihre Dienste bekommen die Helfer neun Euro pro Stunde und zusätzlich 30 Cent Kilometergeld bei Fahrdiensten, drei Euro gehen an den Verein. Etwa 20 Einsätze verbucht der Verein pro Woche. Fünf Helfer sind es aktuell. Vielleicht veranstaltet der Nachbarschaftshilfeverein einen Infoabend, um Helfer anzuwerben, aber auch um betreuende Angehörige zu informieren. Derzeit laufe viel über Mundpropaganda, berichtet Fuchs.
Sicher brauche es noch etwas Zeit, bis sich das Angebot des Vereins, der seit Februar existiert, in der Gemeinde etabliert habe, meinen die Einsatzleiterinnen. Aber, so Mink, wenn man sieht, dass die Hilfe beim Nachbar klappt, sinke vielleicht die Hemmschwelle, selbst Unterstützung anzufordern. Die Sprechstunde des Nachbarschaftshilfevereins in Seitingen-Oberflacht ist montags von 16.30 bis 17.30 Uhr im Rathaus.