„Das Ländle wird bis zum Ende des Jahrhunderts völlig zubetoniert sein“
Ein Leserbrief zu unserem Bericht vom 4. September über den Besuch Guido Wolfs in Durchhausen hat uns erreicht: „Es ist ja verständlich, dass man sich darüber freut, wenn die Wirtschaft floriert. Es ist aber höchste Zeit, sich über die Folgen des unkontrollierten und gewiss nicht ökologisch verträglichen oder nachhaltigen Wirtschaftswachstumsfetischismus Gedanken zu machen. Anscheinend ist man auf Ebene der Regierungspräsidien in der Richtung besser im Bilde, als im Landtag. Denn von jenen Präsidien hört man immer wieder das Verlangen nach einem schonenden Verbrauch von Landschaft. Und das ist gut und notwendig so, weil bei einer Fortsetzung des derzeitigen Landschaftsverbrauchs das Ländle zum Ende dieses Jahrhunderts völlig zubetoniert sein wird.
Das sind statistische Angaben aus dem Regierungspräsidium Tübingen. Und in Anbetracht dessen, dass besonders Trossingen sich anderer Ländereien ermächtigt, nämlich dem Gebiet Neuen in Durchhausen, ist doch die Frage zu stellen, wer da eigene „Ausgleichsflächen“in umliegenden Dörfern benötigt, um die eigenen, inzwischen abhanden gekommenen Baukapazitäten zu kompensieren. Wobei dieser exzessive Landschaftsverbrauch zu hinterfragen ist, um ihn zu zügeln und die Ursachen des Flächenmangels festzustellen (z. B. die Flatbauindustrialisierungsnorm), bevor dieser expansive, betonlastige „Ausgleichsbedarf“auch Dörfer und Landschaften erfasst, die vom Flächenfraß infolge unkontrollierten und undemokratischen Verscherbelns von natürlicher Landschaft noch nicht missbraucht sind.
Werte CDU, wir leben nicht mehr in den 50er-Jahren des vorherigen Jahrhunderts, wo man nur eine Richtung kannte. Diese Zeiten sind vorbei. Und wer das nicht wahrhaben will, soll nach Texas, Florida und Bangladesch schauen, oder auch nach Bayern, Österreich und in die Schweiz mit ihren Überschwemmungen und Murenabgängen.
Alles Folgen des unkontrollierten und exzessiven Landschaftsverbrauchs, der nach Darstellung der konservativen schwäbischen Ideologen des zügellosen Wirtschaftswachstums und des Heilix Blechle ja niemanden schadet und nur nützt. Torsten Kelpin, Spaichingen