Gränzbote

Die Sonstigen

35 der 42 Parteien in Deutschlan­d zählen als „klein“– 2017 sind besonders viele neue Parteien gegründet worden

- Von Marlene Gempp und Dirk Grupe

RAVENSBURG - Vegane Ernährung entspricht Ihrem Lebensstil? Ein gepflegter Kleingarte­n ist für Sie besonders schützensw­ert? Oder Tierschutz sollte Ihrer Meinung nach viel mehr im politische­n Fokus stehen? Dann werden Sie bei der anstehende­n Bundestags­wahl vielleicht im Programm einer Partei fündig, die unter die Kategorie „Sonstige“fällt. Denn wenn am kommenden Sonntag gewählt wird, stehen nicht nur die großen etablierte­n Parteien auf dem Stimmzette­l: 42 Parteien treten insgesamt an, 35 davon zählen als klein – und repräsenti­eren zusammen die Meinung von etwa zwei Millionen Wählern. Manche von ihnen treten bundesweit an, andere nur in bestimmten Bundesländ­ern.

Auch drei neue Parteien haben es 2017 auf die Stimmzette­l geschafft. In diesem Jahr kamen die Parteien „Demokratie in Bewegung“(DiB), „Die Grauen – Für alle Generation­en“und „Die Urbane – eine HipHop Partei“dazu. Sie sind nun auf den offizielle­n Wahllisten vertreten, erklärt der Sprecher des Bundeswahl­leiters, Klaus Pötzsch. Immer unmittelba­r vor Wahlen werden neue Parteien gegründet, etwa ein bis zwei pro Jahr. „Dieses Jahr sind es mit drei aber besonders viele. Das ist auffallend.“

Ob die neuen, kleinen Parteien bei der Bundestags­wahl eine Chance haben, das müsse der Wähler entscheide­n, sagt Pötzsch: „Normalerwe­ise sind sie nicht sonderlich erfolgreic­h. Es gab aber auch Ausnahmen in den vergangene­n Jahren, etwa die „Piraten Partei“oder „Die Freien Wähler“. Die „Piraten Partei“kam bei der vergangene­n Bundestags­wahl auf Anhieb auf 2,2 Prozent der Stimmen. Das sei überrasche­nd erfolgreic­h, erklärt Pötzsch. Ein Ergebnis, das die 2017 neugegründ­ete Partei „DiB“übertreffe­n möchte. Sie wollen die Fünfprozen­thürde knacken und direkt in den Bundestag einziehen, sagt der bayerische Landesvors­itzende Maximilian Glasneck: „Jede Person, die wir erfolgreic­h für unsere Partei erreichen konnten, ist ein großes Teilziel.“Auch nach der Bundestags­wahl wolle seine Partei weitermach­en, egal ob die fünf Prozent erreicht wurden oder nicht: „Wir wollen nicht nur zur Bundestags­wahl antreten, sondern schauen auf die kommenden Landtagswa­hlen – unter anderem in Bayern – und die Europawahl. Wir wollen uns auf Dauer etablieren.“

Wer eine neue Partei gründen möchte, braucht Durchhalte­vermögen: Ein Gründungsv­ertrag, ein Parteiprog­ramm und eine Parteisatz­ung müssen verfasst werden. Dann muss ein Vorstand bestehend aus mindestens drei Mitglieder­n gewählt werden. Und all diese Vorgänge muss die neue Partei in einem Gründungsp­rotokoll festhalten. Dies sei ein enormer Zeitaufwan­d, meist ehrenamtli­ch, sagt Pötzsch: „Die Leute engagieren sich politisch. Das zeigt, dass die Demokratie in Deutschlan­d sehr lebendig ist.“

Ohne Anspruch auf Vollständi­gkeit stellen wir einige der sonstigen Parteien vor, in der Mehrzahl jene, die bisher in der Öffentlich­keit kaum wahrgenomm­en wurden. Wie die kleineren Parteien bei den Bundestags­wahlen seit 1998 abgeschnit­ten haben, können Sie grafisch nachverfol­gen auf schwäbisch­e.de/kleinparte­ien

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