Das Ringen um Quadratmeter
Der evangelische Kirchengemeinderat stimmt für Neubau eines Gemeindehauses
TROSSINGEN - Seit Dienstagabend ist klar: An der Trossinger MartinLuther-Kirche wird ein neues Gemeindehaus für 2,58 Millionen Euro entstehen. Die Einstimmigkeit, die der Kirchengemeinderat Kritikern gegenüber zu präsentierten versuchte, bröckelte bei seiner Abstimmung mit 14 Ja-, einer Nein-Stimme und zwei Enthaltungen. In den vergangenen Monaten hatte das Gremium in der Gemeinde um Verständnis für das neue Immobilienkonzept geworben. Der Oberkirchenrat in Stuttgart hatte es der Gemeinde zur Auflage gemacht, seinen Bestand auf zwei Gemeindehäuser zu reduzieren. Das Dietrich-Bonhoeffer-Haus, das Johannes-Brenz-Gemeindehaus und das Pfarramt Süd sollen verkauft und vom Erlös ein neues Gemeindehaus am Kirchplatz entstehen. Alle Versuche, das Brenz- und das BonhoefferHaus zu behalten, seien unter finanziellen Gesichtspunkten unmöglich, brachte es Ratsmitglied Henning Piechottka auf den Punkt.
Hermann Maier, der im Vorfeld mit Günter Deeg gegen den Verkauf des Johannes-Brenz-Gemeindehauses gekämpft hatte, nutzte zu Beginn der Sitzung die Gelegenheit für einen letzten Appell: Dass wenigstens eines der zur Disposition stehenden Gemeindehäuser im Besitz der Kirche bleiben könne. Pfarrer Torsten Kramer, erster Vorsitzender des Gremiums, erklärte, dass nun ein Grundsatzbeschluss über den Verkauf der Häuser kommen müsse, um die Planungen des Neubaus beim Oberkirchenrat voranbringen zu können. Ohne die Genehmigung aus Stuttgart sei eine weitere Planung, die auch konkrete Bauideen beinhalten soll, nicht möglich. Vielleicht, so Kramer, könnte es gelingen, einen Käufer oder gar Erbpächter für das Bonhoeffer-Haus zu finden, der der evangelischen Kirche nahe stehe, um „zu wissen, wen wir als Nachbarn haben“. Es gebe bereits Vorgespräche, doch noch sei alles offen. Wenn es gelingen würde, das Haus zu vermieten, dann „können wir es in 20 oder 30 Jahren, wenn die Kirche wieder reich ist, wieder selbst nutzen“.
Ein anderer Besucher der Sitzung fühlte sich vom Oberkirchenrat „vorgeführt“, weil dieser den Trossingern die Entscheidungen aufzwänge. „Wir sind keine Freikirche. Dort müssen alle Gemeindeglieder alles finanzieren und das ist deutlich mehr, als das, was wir mit unserer Kirchensteuer zahlen“, hielt Ratsmitglied Elko Baumgarten dagegen.
Der grobe Plan der Trossinger: Das neue Gemeindehaus soll auf 30 auf 15 Meter gebaut werden. Ein Foyer soll die Besucher begrüßen, ein Saal mit 145 Quadratmetern an einen Gruppenraum mit 60 Quadratmetern anschließen, so dass durch flexible Wände ein großer Saal entstehen kann. Im oberen Stockwerk sollen Gruppenräume für das Jugendwerk, die Jugendschaar, variable Gruppenräume und ein Büro für Seelsorgegespräche sowie Materialräume entstehen. Der Beschluss wird also von einer großen Mehrheit getragen, doch das Bild der absoluten Geschlossenheit, um das der Rat im Vorfeld stets bemüht war, konnte nicht ganz aufrecht gehalten werden.