Gränzbote

„Auslagerun­g des Profi-Sports ist normal“

Ex-DEB-Präsident Ulf Jäkel versucht, im Konflikt zwischen Ringer-Bund und Ringerliga zu schlichten

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TUTTLINGEN - Als Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) hat Ulf Jäkel in den 90er-Jahren die Gründung der Deutschen Eishockey Liga (DEL) initiiert. Nun saß der Steuerbera­ter aus Kaufbeuren beim Gespräch zwischen dem Deutschen Ringer-Bund (DRB) und der Deutschen Ringerliga (DRL) mit am Tisch. „Ringen ist ein toller Sport. Es ist nur schade, dass zu wenig in der Vermarktun­g geschieht.“Im Gespräch mit Redakteur Matthias Jansen sprach Jäkel über die DEL und die Chancen für den Ringkampfs­port.

Welchen Eindruck hatten Sie nach dem Gespräch zwischen Deutschem Ringer-Bund und Deutscher Ringerliga?

Einen positiven. Ich habe mich bei dem Treffen eher als Schiedsric­hter oder Mittler verstanden. Mir ist es wichtig, dass der Ringer-Bund versteht, dass die Auslagerun­g des profession­ellen Sports normal ist.

Als Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes haben Sie die Gründung der DEL vorangetri­eben. Ist die Situation mit dem Ringen vergleichb­ar?

Eigentlich nicht. Die Situation war umgekehrt. Die Initiative ging von mir aus, weil viele Vereine in der ersten und zweiten Bundesliga wirtschaft­lich angeschlag­en waren. Ich war der Überzeugun­g, dass wir die Amateurstr­uktur der gemeinnütz­igen Vereine behalten und zusätzlich eine wirtschaft­lich profession­elle Struktur durch Kapitalges­ellschafte­n schaffen müssen. Andernfall­s wäre der gemeinnütz­ige Verein durch den Geschäftsb­etrieb des Profisport­s gefährdet gewesen. Wir benötigten die Kooperatio­n von Verein mit ausgeglied­erter GmbH. Diese muss dem Verein das notwendige Geld für die Nachwuchsf­örderung geben.

Warum ist die Trennung von Verein und Profisport noch wichtig?

Dadurch wird beispielsw­eise die Vermarktun­g im Fernsehen leichter. Die TV-Sender wollen einen Ansprechpa­rtner, der kompetent und unabhängig ist, und schnell entscheide­n kann. Wenn erst ein Vereinsgre­mium, das nur jedes halbe Jahr einmal tagt, entscheide­n soll, dauert das zu lange. Kleinere Organisati­onsformen machen die Zusammenar­beit leichter.

Wie gefällt Ihnen die Entwicklun­g der DEL heute?

Aus wirtschaft­licher Sicht gefällt mir das gut. In den fast 25 Jahren, in denen es die DEL gibt, hat es nur zwei oder drei Insolvenze­n der Vereine gegeben. Davor waren es pro Jahr fast fünf. Was mir nicht gefällt, ist, dass es keinen Auf- und keinen Abstieg gibt. Darüber haben wir damals lange geredet und sogar bundesweit eine Abstimmung unter den Fans gemacht. Die hatten sich auch für Auf- und Abstieg ausgesproc­hen. Unter meinem Nachfolger ist die Regelung dann abgeschaff­t worden. Aber der Auf- und Abstieg muss rein. In Deutschlan­d wird das anders gesehen als in den USA.

Was wünschen Sie dem DRB und der DRL für die Zukunft?

Redet offen miteinande­r und sucht nach einer gemeinsame­n Lösung. Die DRL will Teile des Sports profession­ell organisier­en, aber unter dem Dach des DRB bleiben. Ich kenne das Problem. Auch wir hatten im Eishockey lange Auseinande­rsetzungen bis es zur Einigung kam. Aber es geht nicht ohne den anderen.

Sind Sie optimistis­ch, dass es zwischen dem Verband und der DRL zu einer Einigung kommt?

Ja, das bin ich. Ich habe die Vertreter des DRB bei dem Gespräch gefragt, wie sie zur DRL stehen. Und sie haben gesagt, dass sie das positiv sehen und dem offen gegenüber stehen. Der Ringer-Bund möchte wissen, welche Regeln gelten und wie die Konzeption der DRL aussieht. Das verstehe ich. Die DRL soll jetzt den Grundlagen­vertrag unterfütte­rn. Dann wird der Text beim DRB vorbesproc­hen und anschließe­nd in den Landesverb­änden beraten.

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