Wo die AfD in der Region stark ist
In vielen Gemeinden in Region hat die AfD zweistellige Ergebnisse geholt. In einem Pfullendorfer Wahlbezirk kam die Partei auf 27,9 Prozent, in Reichenbach (Kreis Tuttlingen) waren es 22,6 Prozent, in Neufra (Kreis Sigmaringen) 18 Prozent. In Bopfingen waren es 17,4 Prozent. In Bad Wurzach (Kreis Ravensburg) wurde die AfD zweitstärkste Kraft, bleibt aber mit 12,5 Prozent unter dem Bundesergebnis.
Im Wahlkreis 293 am Bodensee, in dem AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel antrat, kam die Partei bei den Zweistimmen auf 10,4 Prozent – ein Plus von 5,9 Prozentpunkten im Vergleich zu 2013. Auch bei den Erststimmen holte Weidel 10,4 Prozent. Das Direktmandat holte dort Lothar Riebsamen (CDU) mit 41,4 Prozent der Stimmen. (sz) bereits Ansprüche für sich und Gauland auf die Fraktionsführung an: „Jetzt müssen wir liefern – und jetzt werden wir liefern“, gibt sie sich kämpferisch. Ihre Partei wolle im Bundestag jetzt „erst mal Oppositionsarbeit machen“und „die Bundesregierung kontrollieren“, kündigt Weidel an. Zudem wolle die AfD nun einen „Untersuchungsausschuss Angela Merkel initiieren“. Dies sei „das Erste, was wir tun werden“, sagt sie.
AfD-Vizevorsitzende Beatrix von Storch eilt am Sonntag von Interview zu Interview. „Die MerkelDämmerung hat eingesetzt. Darüber werden wir jetzt reden“, sagt sie in jede Kamera, die Republik werde nun wieder patriotischer. Vorstandsmitglied Georg Pazderski lehnt sich zufrieden zurück: „Wir haben alles erreicht, was wir erreichen wollten.“
Asselborn entsetzt über „Neonazis im Bundestag“
LUXEMBURG (dpa) - Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn hat sich entsetzt über das Abschneiden der AfD gezeigt. „70 Jahre nach Kriegsende sitzen wieder Neonazis im Bundestag“, sagte Asselborn am Sonntagabend. In vielen europäischen Staaten hätten Rechte in der jüngeren Vergangenheit wieder Fuß gefasst. „Wenn es in Deutschland passiert, ruft es wegen der Geschichte aber besonders Angst hervor.“Asselborn forderte: „Alle demokratischen Parteien in Deutschland müssen nun zusammenstehen, egal ob sie in der Regierung oder der Opposition sind.“
Knobloch nennt AfD-Erfolg einen „Alptraum“
MÜNCHEN (lby) - Für die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, ist der Erfolg der AfD ein „wahr gewordener Alptraum, eine historische Zäsur“. Erstmals sei eine rechtsextreme Partei fraktionsstark im Bundestag vertreten, teilte Knobloch am Sonntagabend in München mit. Sie sei in großer Sorge um die Demokratie. „Das verändert die politische Debatte und Kultur und beeinträchtigt das Ansehen Deutschlands in der Welt.“Die AfD verkörpere die schlechtesten Seiten der Bundesrepublik.
Ungewohnte Parteienvielfalt im Bundestag
BERLIN (dpa) - Sieben Parteien ziehen in das neue Parlament ein. Zuletzt gab es das 1953. Von 1949 bis 1953 hatten elf Parteien Sitz im Bundestag – bis heute Rekord. Die seit jeher in einer Fraktionsgemeinschaft verbundenen CDU und CSU sind eigenständige Organisationen. 1953 hatte sich die Zahl der Parteien auf sieben reduziert. Vier Jahre später waren es nur noch fünf. Von 1961 an waren CDU, CSU, SPD und FDP mehr als 20 Jahre „unter sich“gewesen. Mit dem Einzug der Grünen 1983 war die Zahl der Parteien von vier auf fünf gestiegen. Von 1990 bis 2013 waren sechs Parteien im Parlament vertreten: CDU, CSU, SPD, FDP, Grüne und PDS, später die Linke. 2013 reduzierte sich die Zahl der Parteien auf fünf, weil die FDP aus dem Bundestag schied.
Künftiger Bundestag könnte größter aller Zeiten werden
BERLIN (AFP) - Der künftige Bundestag könnte der größte aller Zeiten werden. Eine am Sonntagabend von der ARD veröffentlichte Hochrechnung geht von 690 Sitzen im neuen Parlament aus. Der hohe Anstieg gegenüber den derzeit 630 Parlamentariern erklärt sich aus der großen Zahl der erwarteten Überhangs- und Ausgleichsmandate. Den bislang größten Bundestag gab es 1994 mit 672 Abgeordneten.