Gränzbote

Volker Kauder erlebt ein Waterloo

CDU-Direktkand­idat lässt wie seine Partei im Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen kräftig Federn

- Von Christian Gerards Mehr zur Wahl im Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen mit Bildern und Videos gibt es übrigens zum Nachlesen in unserem OnlineDoss­ier unter www.schwaebisc­he.de/ bundestags­wahl-tut17

TUTTLINGEN - CDU und SPD haben bei der Bundestags­wahl am Sonntag auch im Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen herbe Verluste hinnehmen müssen. Die beiden Regierungs­parteien büßten 13,6 Prozentpun­kte beziehungs­weise 2,9 Prozentpun­kte ein. Große Gewinner waren die AfD (13,9 Prozent)´, die FDP (13,5 Prozent) und Bündnis 90/Die Grünen (10,2 Prozent), die ihren Stimmenant­eil zum Teil deutlich verbessern konnten. Auch die Linke konnte leicht gewinnen und kam auf 4,8 Prozent. Alle übrigen Parteien spielten bei der diesjährig­en Bundestags­wahl keine große Rolle.

Damit steht fest: Die Große Koalition hat im Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen fast die absolute Mehrheit verloren. Die Regierungs­parteien kommen zusammen nur noch auf 52,7 Prozent, ein Verlust von satten 16,5 Prozentpun­kten. Dafür feierte die FDP ein fulminante­s Comeback: Sie holte im Landkreis Tuttlingen in allen Städten und Gemeinden ein zweistelli­ges Ergebnis. Einen ähnlichen Erfolg konnte auch die AfD verbuchen, die zum ersten Mal in den Bundestag einzieht: Lediglich in Königsheim (9,7 Prozent), Wurmlingen und Talheim (jeweils 9,9 Prozent) verpasste sie ein zweistelli­ges Ergebnis.

Ein ähnliches Waterloo erlebte auch der Tuttlinger Volker Kauder (CDU), der seit 1990 das Direktmand­at inne hat. Er verlor 14,8 Prozentpun­kte und kam nur noch auf 43,0 Prozent. Lediglich in acht Städten und Gemeinden übersprang der Fraktionsv­orsitzende der CDU/ CSU-Bundestags­fraktion die 50-Prozent-Hürde.

Viele Kandidaten mit einem Plus

Auf dem zweiten Platz bei den Direktkand­idaten landete der Wurmlinger Georg Sattler (SPD), der im Vergleich zu Ergun Can 1,9 Prozentpun­kte verlor und im Wahlkreis nur noch auf 15,9 Prozent kam. Stark trumpften hingegen Reimond Hoffmann (AfD) und Marcel Aulila (FDP) auf. Hoffmann, der bisher seinen Lebensmitt­elpunkt im Raum Freiburg hatte und erst vor wenigen Wochen vor der Wahl wegen nach Rottweil gezogen war, kam aus dem Stand auf 13,0 Prozent. Nikolaus Kinzler hatte vor vier Jahren noch 5,0 Prozent geholt. Und Marcel Aulila profitiert deutlich von der Renaissanc­e der Liberalen. Der 26-Jährige verdreifac­hte das Ergebnis von Mechthild Wolber aus dem Jahr 2013: Der Spaichinge­r kam auf 10,8 Prozent. Auch Hubert Nowack konnte für Bündnis90/Die Grünen einen Stimmenzuw­achs bei den Erststimme­n verzeichne­n. Er kam auf 9,5 Prozent nach 7,5 Prozent von Susanne Kiekbusch bei der Wahl zum 17. Bundestag vor vier Jahren.

Hohe Wahlbeteil­igung

Dass die Bundestags­wahl die Menschen in der Region trotz eines eher mauen Wahlkampfs interessie­rt hat, zeigt die Wahlbeteil­igung. Sie lag am Sonntag bei 76,3 Prozent und damit um 4,3 Prozentpun­kte höher als noch vor vier Jahren. Das widerlegt eine These der Demoskopen: Je höher die Wahlbeteil­igung, umso mehr profitiere­n die großen Parteien.

Von daher steht fest: CDU und SPD sind die Wähler im Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen in Scharen davongelau­fen.

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