Volker Kauder erlebt ein Waterloo
CDU-Direktkandidat lässt wie seine Partei im Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen kräftig Federn
TUTTLINGEN - CDU und SPD haben bei der Bundestagswahl am Sonntag auch im Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen herbe Verluste hinnehmen müssen. Die beiden Regierungsparteien büßten 13,6 Prozentpunkte beziehungsweise 2,9 Prozentpunkte ein. Große Gewinner waren die AfD (13,9 Prozent)´, die FDP (13,5 Prozent) und Bündnis 90/Die Grünen (10,2 Prozent), die ihren Stimmenanteil zum Teil deutlich verbessern konnten. Auch die Linke konnte leicht gewinnen und kam auf 4,8 Prozent. Alle übrigen Parteien spielten bei der diesjährigen Bundestagswahl keine große Rolle.
Damit steht fest: Die Große Koalition hat im Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen fast die absolute Mehrheit verloren. Die Regierungsparteien kommen zusammen nur noch auf 52,7 Prozent, ein Verlust von satten 16,5 Prozentpunkten. Dafür feierte die FDP ein fulminantes Comeback: Sie holte im Landkreis Tuttlingen in allen Städten und Gemeinden ein zweistelliges Ergebnis. Einen ähnlichen Erfolg konnte auch die AfD verbuchen, die zum ersten Mal in den Bundestag einzieht: Lediglich in Königsheim (9,7 Prozent), Wurmlingen und Talheim (jeweils 9,9 Prozent) verpasste sie ein zweistelliges Ergebnis.
Ein ähnliches Waterloo erlebte auch der Tuttlinger Volker Kauder (CDU), der seit 1990 das Direktmandat inne hat. Er verlor 14,8 Prozentpunkte und kam nur noch auf 43,0 Prozent. Lediglich in acht Städten und Gemeinden übersprang der Fraktionsvorsitzende der CDU/ CSU-Bundestagsfraktion die 50-Prozent-Hürde.
Viele Kandidaten mit einem Plus
Auf dem zweiten Platz bei den Direktkandidaten landete der Wurmlinger Georg Sattler (SPD), der im Vergleich zu Ergun Can 1,9 Prozentpunkte verlor und im Wahlkreis nur noch auf 15,9 Prozent kam. Stark trumpften hingegen Reimond Hoffmann (AfD) und Marcel Aulila (FDP) auf. Hoffmann, der bisher seinen Lebensmittelpunkt im Raum Freiburg hatte und erst vor wenigen Wochen vor der Wahl wegen nach Rottweil gezogen war, kam aus dem Stand auf 13,0 Prozent. Nikolaus Kinzler hatte vor vier Jahren noch 5,0 Prozent geholt. Und Marcel Aulila profitiert deutlich von der Renaissance der Liberalen. Der 26-Jährige verdreifachte das Ergebnis von Mechthild Wolber aus dem Jahr 2013: Der Spaichinger kam auf 10,8 Prozent. Auch Hubert Nowack konnte für Bündnis90/Die Grünen einen Stimmenzuwachs bei den Erststimmen verzeichnen. Er kam auf 9,5 Prozent nach 7,5 Prozent von Susanne Kiekbusch bei der Wahl zum 17. Bundestag vor vier Jahren.
Hohe Wahlbeteiligung
Dass die Bundestagswahl die Menschen in der Region trotz eines eher mauen Wahlkampfs interessiert hat, zeigt die Wahlbeteiligung. Sie lag am Sonntag bei 76,3 Prozent und damit um 4,3 Prozentpunkte höher als noch vor vier Jahren. Das widerlegt eine These der Demoskopen: Je höher die Wahlbeteiligung, umso mehr profitieren die großen Parteien.
Von daher steht fest: CDU und SPD sind die Wähler im Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen in Scharen davongelaufen.