Der Wähler erwartet mehr
CDU und SPD sind am Sonntag bei der Bundestagswahl von den Wählern auch im Wahlkreis RottweilTuttlingen abgestraft worden. Das ist auch die Quittung für einen Wahlkampf, der eigentlich keiner war. Es reicht einfach nicht, für den Wahlkampf irgendwelche Ministerpräsidenten oder Minister in den Wahlkreis zu holen oder sich mit dem Spitzenkandidaten ablichten zu lassen.
Der Wähler erwartet mehr – und er möchte in seinen Sorgen und Ängsten ernst genommen werden. Und da hatten CDU und SPD im Wahlkreis, etwa bei der Asylfrage, nicht wirklich viel zu bieten. Das ist sicher auch ein Grund, warum Volker Kauder, der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, bei den Erststimmen herbe Verluste einstecken musste. Trotzdem verteidigte er sein Mandat mit deutlichem Vorsprung vor Georg Sattler von der SPD.
Die Profillosigkeit der Regierungsparteien haben auch im Wahlkreis Rottweil-Tuttlingen vor allem die AfD und die FDP für sich genutzt. Beide Parteien waren vor allem in den sozialen Netzwerken deutlich aktiver als alle anderen Parteien, haben damit ihre Positionen immer wieder unters Wahlvolk gebracht und ein klares Profil herausgebildet. Dass schlug sich auch in den Ergebnissen der Direktkandidaten Marcel Aulila (FDP) und Reimond Hoffmann (AfD) wieder.
Dass Reimond Hoffmann, der eigentlich kaum Präsenz vor Ort zeigte und erst vor wenigen Wochen in den Wahlkreis gezogen ist, ein zweistelliges Ergebnis einfahren konnte, spricht Bände. Da müssen sich vor allem Bündnis 90/Die Grünen und die Linke, aber auch die SPD, fragen, ob sie die richtigen Kandidaten hatten: Von der Schwäche Kauders profitierten sie überhaupt nicht – obwohl etwa die Grünen zulegen konnten.