Gränzbote

Ganz rechts

- Von Sabine Felker

Trossingen scheint kein Bollwerk der politische­n Mitte zu sein - zumindest lassen die Wahlergebn­isse vom Sonntagabe­nd Schlimmes erahnen. In fast allen Bezirken hat die AfD Ergebnisse weit über dem Bundesdurc­hschnitt erzielen können. Gleichzeit­ig haben einige etablierte Parteien herbe Verluste hinnehmen müssen.

Besonders von der CDU scheinen die Wähler in Scharen zur AfD abgewander­t zu sein, diesen Schuss zumindest lassen die Zahlen zu. Die Frage ist, warum: Denn wer im Landkreis Tuttlingen lebt, der muss sich in aller Regel nicht um drohende Arbeitslos­igkeit sorgen, wer in Trossingen wohnt, hat auch keine Erfahrunge­n mit ernsthaft negativen Begleiters­cheinungen von Flüchtling­sunterkünf­ten gemacht, wie sie aus manch anderen Orten gemeldet werden. Und trotzdem scheinen erschrecke­nd viele Wähler in Trossingen ihre politische Heimat nicht bei den etablierte­n Parteien zu sehen, sondern am äußersten rechten Rand.

Wie auch schon bei der Landtagswa­hl im vergangene­n Jahr drängt sich ein Schluss fast auf: Die überdurchs­chnittlich­en Zahlen hat die AfD wohl auch den Russland-Deutschen in Trossingen zu verdanken. Dieser Gedanke kommt auf, wenn man die einzelnen Ergebnisse der Wahlbezirk­e betrachtet und dort die höchsten AfD-Ergebnisse Trossingen­s findet, wo die meisten Spätaussie­dler vermutlich leben.

Bewiesen ist damit noch nichts, doch wenn dem so ist, dann ist das extra bitter: Die Menschen, die vor zwei Jahrzehnte­n mit offenen Armen in Deutschlan­d empfangen wurden, strafen nun besonders die CDU ab, weil sie mit Angela Merkel an der Spitze die Grenzen 2015 für Flüchtling­e zeitweise geöfnet hat. s.felker-henn@schwaebisc­he.de

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