Fraktionen fremdeln mit Jamaika
SPAICHINGEN (abra) - Die Überraschung der Fraktionsvorsitzenden der im Gemeinderat vertretenen Bundesparteien über den Wahlausgang ist nach der ersten Hochrechnung nicht groß. Für Tobias Schumacher (CDU) ist das Ergebnis „enttäuschend“und das Ergebnis der AfD bedenklich, vor allem, wenn man sich vergegenwärtige, dass 60 Prozent davon Protestwähler seien. Noch nie sei Deutschland so gut dagestanden wie jetzt. Die AfD habe es geschafft, die Flüchtlingsthematik gebetsmühlenartig immer wieder oben zu halten. Sie habe den Protest kanalisieren können, der früher von den Grünen oder den Linken gekommen sei. Schumacher findet es schade, dass sich die SPD aus der Regierungsverantwortung verabschieden wolle, weil er die große Koalition bevorzugen würde, aber, „ich habe auch viel Sympathie für Jamaika“. Selbstkritik an seiner Partei und ihrem Wahlkampf übt Walter Thesz (SPD): „Unsere Partei hatte das richtige Thema, aber es nicht verstanden, in die Öffentlichkeit zu tragen: soziale Gerechtigkeit.“Aus dem WilliBrandt-Haus sei wenig gekommen, das signalisiert habe, dass die Parteispitze die Kernwählerschaft auch verstanden habe. Mit der Ankündigung, in die Opposition zu gehen, ist Thesz sehr zufrieden: „Auf gar keinen Fall in die Regierung“, sondern in der Opposition das eigene Profil wieder schärfen. Auch in den Wählern der AfD sieht Thesz solche, die aus Protest gewählt haben, weil sie sich von den anderen Parteien nicht mehr vertreten gesehen hätten. Leo Grimm (FDP) wertet das gute Ergebnis der FDP als Konsequenz der Wähler, die gemerkt hätten, was passiere, wenn die Liberalen nicht mehr im Bundestag seien. Das Ergebnis der FDP jetzt sei ein toller Erfolg, der zeige, dass auch eine außerparlamentarische Opposition Wirkung zeigen könne. Die große Koalition sei zurecht abgestraft worden und er hoffe, dass die CDU auch personelle Konsequenzen aus dem Ergebnis ziehen werde – mit einem neuen Kanzler/neuer Kanzlerin. „Ich hoffe, wir gehen in die Opposition“, um sich personell erst einmal zu konsolidieren und vier Jahre GroKo aufzuarbeiten, etwa, dass in Zeiten sprudelnder Steuereinnahmen nichts zurück gegeben werde. Jamaika? Mit der CDU gebe es Schnittmengen, mit den Grünen sei es schwieriger. Das sieht auch Alexander Efinger (Grüne) so. Er freut sich aber, dass das Ergebnis höher als in den Prognosen geworden ist. Jetzt gehe es vor allem darum „zu zeigen, dass die AfD keine wirkliche Alternative ist“und die unzufriedenen Wähler zurück zu holen. „Wir brauche, auch hier in Spaichingen, sozialen Ausgleich, Sozialwohnungen. Denn es gebe auch hier Menschen, denen es nicht so gut geht.