Die Erinnerung fotografieren
SPAICHINGEN - Der wohl jüngste Verein der Stadt Spaichingen widmet sich einem lange Zeit wenig beachteten Thema. Der etwas sperrige Namen „Initiative KZ Gedenken Spaichingen“ist seit kurzem ein eingetragener Verein und machte jüngst mit der Enthüllung einer Gedenktafel auf sich aufmerksam.
Um den rund 20 Mitgliedern einen ersten Bericht über die seitherigen Aktivitäten zu geben, hat nun Ingrid Dapp zu einer außerordentlichen Versammlung eingeladen. Die Vorsitzende hat in mühevoller Kleinarbeit in verschiedenen Archiven geforscht, sieben Zeitzeugen aus Spaichingen und Umgebung ausfindig gemacht und Kontakte zu anderen Geden kinitiativen geknüpft. Sie bedauerte den plötzlichen Tod von Heiner Geißler, der eigentlich noch bei der Einweihungsfeier beim Martin-Luther-Haus die Gedenkansprache halten wollte.
Wolfgang Schmid, der als Initiator des Gedenkens viele Jahre lang gegen das Vergessen der unseligen Lagergeschichte gekämpft hat, dankte der Vorsitzenden für die umfangreiche Vorarbeit zur Gedenkstätte. Auch der anwesenden Zeitzeugin Liselotte Keil, die als Kind das grausige Lagerleben von der elterlichen Apotheke aus miterlebt hatte, wurde für ihre authentischen Berichte gelobt.
Beat Dorsch, der die noch mageren Finanzen des Vereins verwaltet, berichtet von einem kleinen Guthaben, das durch städtische Zuschüsse und Gelder der Landeszentrale aufgestockt werden soll. Schließlich sind die geplanten Gedenktafeln nicht billig, da sie wetterfest sein müssen.
Albrecht Dapp machte den Vorschlag, sämtliche Schulen in Spaichingen aufzurufen, an einem internationalen Fotoprojekt mit zu machen. Dabei sollen Schüler geeignete Projekte in den verschiedenen Gedenkstätten aufspüren und fotografieren. Die Fotografie als Erinnerungsform wurde vom Lysée ORT in Straßburg angestoßen. Die Auswahl der eingereichten Bilder soll bereits am 5. Dezember 2017 erfolgen.
Kunstlehrer Frank Mrovka hat bereits die Teilnahme des Gymnasiums zugesagt. Um jedoch eine möglichst große Beteiligung der jungen Generation zu erreichen, legt der Verein Wert darauf, dass auch die anderen Schulen - einschließlich der Kreisberufsschule – einbezogen werden. Sie sollen in den nächsten Tagen angesprochen werden. Die Bilder sollen in eine gemeinsame Ausstellung münden, die dann zur Wanderausstellung wird.
Einen breiten Raum in der Mitgliederversammlung nahm in dem Zusammenhang die Frage ein, welche sächlichen Erinnerungsstücke noch an das KZ gibt. Über jeden Hinweis ist der Vorstand dankbar. Auch Fotos vom Abriss der Montagehalle 1993 werden gesucht.
Als nächste Aktion soll der am 9. November stattfindende Solidaritätsweg wieder belebt werden. An jenem geschichtsträchtigen Tag Reichsprogromnacht - soll auf die Verantwortung für Freiden und Menschlichkeit hingewiesen werden.