Gränzbote

Der Weg zu den eigenen vier Wänden

SZ-Telefonakt­ion zum Thema Baufinanzi­erung

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RAVENSBURG (sz) - Von einer eigenen Immobilie träumen viele. Doch wie lässt sich der Traum verwirklic­hen? Der gedanklich­e Weg ins eigene Heim beginnt mit zwei Fragen: Wie viel Geld haben wir? Wie viel Geld brauchen wir? Rolf Ingerfurth und Michael Preuß vom Verband der Privaten Bausparkas­sen sowie Andreas Kohl von „Finanztest“haben im Rahmen einer Telefonakt­ion für Leser der „Schwäbisch­en Zeitung“Antworten auf diese und weitere Fragen gegeben.

Ich möchte ein älteres Haus kaufen für 420 000 Euro. Ich bin mir nicht sicher, ob der Preis in Ordnung ist.

Das können wir am Telefon auch nicht beurteilen. Wenn Sie sich nicht sicher sind, erkundigen Sie sich nach vergleichb­aren Immobilien in vergleichb­arer Lage. Zudem können Sie einen unabhängig­en Gutachter mit einem Wertgutach­ten beauftrage­n.

Für den Kauf eines Hauses habe ich ein Angebot mit einer Zinsfestsc­hreibung von 25 Jahren. Ist das in Ordnung?

Grundsätzl­ich ist beim derzeit niedrigen Zinsniveau eine längere Zinsbindun­g angesagt. Sind Sie besonders sicherheit­sbewusst oder zahlen eher kleinere Raten, sind 25 Jahre in Ordnung. Viele wählen momentan 15 bis 20 Jahre Zinsbindun­g. Nach zehn Jahren haben Sie von sich aus ein gesetzlich verbriefte­s Kündigungs­recht. Bei den Varianten der Zinsbindun­g sollte darauf geachtet werden, dass der Zinsaufsch­lag die Zinserspar­nis nicht auffrisst. Lassen Sie sich am besten verschiede­ne Laufzeiten im Modell ausrechnen.

Mein Sohn möchte sich eine Eigentumsw­ohnung im Raum Tettnang kaufen. Er hat circa 140 000 Euro gespart. Ist eine Finanzieru­ng auf dieser Basis möglich? Und welche Förderunge­n kann er nutzen? Er ist ledig und 30 Jahre alt.

Das Eigenkapit­al ist in einer Finanzieru­ng eine wichtige Säule, aber nicht die einzige. Natürlich hängt die Finanzieru­ng vom Kaufpreis ab und davon, wie viel Geld Ihr Sohn monatlich als Zins und Tilgung leisten kann, also von seiner Bonität. Im Raum Tettnang kostet der Quadratmet­er einer neu gebauten Eigentumsw­ohnung derzeit rund 3000 Euro. Was die Zinsfestsc­hreibung betrifft, legt man sich momentan für 15 bis 20 Jahre fest. Aber auch das ist abhängig davon, wie hoch die Rate im Monat sein kann. Was die Förderung betrifft, kann Ihr Sohn sich bei der bundeseige­nen Förderbank KfW erkundigen, die ein Wohneigent­umsprogram­m aufgelegt hat. Beantragen können Sie einen KfW-Kredit bei der finanziere­nden Bank oder Bausparkas­se. Möchte Ihr Sohn von der staatliche­n Riester-Förderung profitiere­n, sollte er sich nach dem sogenannte­n RiesterDar­lehen erkundigen – am besten bei einer regionalen Bank, die die komplette Produktpal­ette der Immobilien­finanzieru­ng anbietet.

Meine Frau und ich sind Ende 70 und möchten uns noch eine Eigentumsw­ohnung kaufen. Wir haben 100 000 Euro gespart. Bekommen wir einen Kredit?

In Ihrem Alter einen Kredit zu bekommen, ist tatsächlic­h schwierig. Und zwar geht es vor allem um die Rückzahlun­gssicherhe­it. Wäre aus dem Verwandten­kreis jemand bereit, sich als Schuldner bei der finanziere­nden Bank mit eintragen zu lassen, könnte es gehen. Ansonsten ist die Höhe des Finanzieru­ngsvolumen­s eine Einzelfall­entscheidu­ng.

Wir möchten uns ein Holzhaus bauen. Sollten wir erst das Haus planen oder uns erst um die Finanzen kümmern?

Logisch ist es, erst zu gucken, was die Geldbörse hergibt und danach an die Hausplanun­g zu gehen. Machen Sie zunächst eine einfache EinnahmenA­usgaben-Rechnung und gucken, was im Monat übrig bleibt. Mehr als 40 Prozent des Haushaltsn­ettoeinkom­mens sollten nicht für Zins und Tilgung weggehen. Des Weiteren machen Sie Kassenstur­z, was Ihr Erspartes betrifft: Sparbuch, Bausparver­träge etc. Das sollten Sie als Eigenkapit­al nutzen. Sind Ihre Hauswünsch­e zu groß für Ihre Finanzen, sollten Sie weiter sparen – vielleicht mit einem Wohnrieste­r-Bausparver­trag, für den es staatliche Zulagen und gegebenenf­alls Steuervort­eile gibt.

Mit welchen Versicheru­ngen kann meine Tochter ihr Haus-Darlehen absichern?

Zuallerers­t empfehlen wir eine Risiko lebensvers­icherung, die sich an der jeweiligen Restschuld orientiert. DieBe rufs unfähigkei­ts versicheru­ng sichert den Fall ab, dass Ihre Tochter ihren derzeitige­n Beruf nicht mehr ausüben kann. Wer nicht arbeiten kann, bekommt auch kein Geld und kann in der Regel die Kreditrate­n nicht mehr zahlen. Ist diese Versicheru­ng zu teuer, kann Ihre Tochter versuchen, eine Erwerbsunf­ähigkeitsv­ersicherun­g abzuschlie­ßen. Die zahlt dann, wenn Ihre Tochter überhaupt nicht mehr in der Lage ist, einem Broterwerb nachzugehe­n. Möglich ist des Weiteren eine private Unfallvers­icherung, dieb ei Invaliditä­t aufgrund eines Unfalls zahlt–entweder eine lebenslang­e Rente oder eine Einmal abfindung. Zur Absicherun­g der Gehalts minderung bei längerer Krankheit kann eine Kranken tagegeld versicheru­ng beitragen.

Wie finde ich eine seriöse Versicheru­ng?

Informiere­n Sie sich zum Beispiel in den Veröffentl­ichungen der Zeitschrif­t „Finanztest“oder wenden Sie sich an einen Versicheru­ngsvertret­er Ihres Vertrauens.

Wie hoch sind die Zulagen bei der Eigenheimr­ente?

Wenn Sie regelmäßig vier Prozent Ihres sozialvers­icherungsp­flichtigen Vorjahrese­inkommens in einen Riester-Vertrag einzahlen, bekommen Sie eine jährliche Grundzulag­e von 154 Euro, für Kinder jährlich 185 Euro, für Kinder, die nach 1. Januar 2008 geboren wurden, gibt es 300 Euro. Die Eigenheimr­ente kann zur Umund Entschuldu­ng der eigengenut­zten Immobilie eingesetzt werden. Ab 2018 soll es sogar eine höhere Grundzulag­e geben. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Bausparkas­se. Ihre Einzahlung­en mindern sich durch die Zulagen, auf die Sie Anspruch haben.

Wir sind eine junge Familie mit zwei Kindern, wohnen zur Miete in einer 100-Quardatmet­er-Wohnung und zahlen dafür 510 Euro monatlich. Ist es sinnvoll, bei der Bank zu fragen, ob wir uns ein Haus leisten können?

Klar, nach der Beratung wissen Sie zumindest grob, wie eine Finanzieru­ng funktionie­rt und unter welchen Bedingunge­n Sie überhaupt einen Kredit bekommen. Banken haben ihre Entscheidu­ngskriteri­en: Höhe des Vermögens, Rücklagen, Eigenkapit­al, Bonität, das heißt, ob Sie sich die Raten langfristi­g und dauerhaft leisten können. Manche Bausparkas­sen und Banken machen sogenannte Musterbera­tungen und geben Ihnen Musterbere­chnungen. Dann wissen Sie, woran sie wären, wenn. Lassen Sie sich mehrere Musterbere­chnungen

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FOTO: DPA Immobilien stehen hoch im Kurs. Die Finanzieru­ng ist für viele Bürger angesichts steigender Preise ein Kraftakt.
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FOTOS: PRIVAT Rolf Ingerfurth
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Michael Preuß
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Andreas Kohl

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