Gränzbote

„Weiter so“wäre gefährlich

- Von Christine Longin

Ein Aufatmen ging durch Europa, als Emmanuel Macron im Mai zum französisc­hen Präsidente­n gewählt wurde. Ein Präsident, der die Gefahr des rechtspopu­listischen Front National abgewendet hatte. Einer, der seinen Wahlsieg mit der Europa-Hymne zelebriert­e. Einer, der nach fünf bleiernen Jahren auch das deutschfra­nzösische Paar wieder zum Motor Europas machen wollte. Hoffnung keimte auf.

Seit Sonntagabe­nd ist diese Hoffnung geschrumpf­t. Macrons Projekt eines Europas der Solidaritä­t passte gut zur Großen Koalition. Mit einem Jamaika-Bündnis in Berlin droht der Elan des französisc­hen Präsidente­n zu verpuffen. Doch ein „Weiter so“wäre gefährlich.

Macron weiß, dass Europa zum Erfolg verdammt ist, wenn es überleben will. Deshalb tritt der Präsident die Flucht nach vorne an. Gut so. Denn dadurch wird wieder über Europa gesprochen. Auch und gerade in Deutschlan­d, wo das Thema im Wahlkampf zu kurz kam.

Sicher bergen einige seiner Ideen Konfliktst­off. Doch Arroganz ist fehl am Platz. Europa täte gut daran, sich mit jedem einzelnen Vorschlag ganz genau auseinande­rzusetzen. Auch Deutschlan­d muss sich positionie­ren. Weder die Regierungs­bildung noch eine mögliche Koalition mit der FDP sind Ausreden, um sich aus der Verantwort­ung zu stehlen. politik@schwaebisc­he.de

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