Kein Grashalm schaut mehr heraus
Aktion der Stadt an der Dreifaltigkeitsbergstraße erzürnt Bürger
SPAICHINGEN - Selten gibt es Themen in der Stadt, die so aufregen wie das Verschwinden von Grün. Das geschieht, wenn innerstädtische Grünflächen verschwinden, mit dem Argument, dem Flächenverbrauch entgegen zu stehen. Das geschieht aber vor allem, wenn es um die kleinen städtischen Grünflächen oder Bäume geht, die abgeholzt werden, um einer Neugestaltung zu weichen oder weil sie einem Parkplatz im Wege stehen. Jüngstes Beispiel: In der Dreifaltigkeitsbergstraße hat die Stadt vor kurzem am oberen Teil des Straßenrands alles Grün – meist Büsche – an den Baumscheiben entfernt, abgegraben und auf eine wasserdurchlässige Folie flächig (Granit-)Schotter verteilt. Kein Gräslein schaut mehr heraus.
Nicht im Rat besprochen
Diese Aktion, sie war wie viele weitere nicht im Gemeinderat besprochen worden, hat in den vergangenen Tagen einige Bürger so verärgert, dass sie ihren Protest in Leserbriefen zum Ausdruck gebracht haben. Das Hauptargument: Überall verschwinden Pflanzen und weichen Steinen und Beton. Das sei nicht schön, beeinträchtige das Wohlbefinden der Bürger und sei auch nicht gut fürs Stadtklima. Grün sorgt für einen Hitzeausgleich, Sauerstoff und bindet Regenwasser.
Die Befürchtung, dass durch die Steine die Bäume selbst in Mitleidenschaft gezogen werden könnten, teilt ein von uns befragter Fachmann nicht: Wenn die Humusschicht nicht abgegraben worden sei und die Stadtbäume - wie üblich - gedüngt würden, dann könnten sie gut mit der Schotter-Umgebung leben. Das Aussehen sei allerdings eine ganz andere Sache.
Schotter zur Gestaltung von Gärten Diese „Verschönerungsaktion“der Stadt an der Dreifaltigkeitsbergstraße gefällt nicht allen Bürgern. greift im privaten Bereich immer mehr um sich. Der Grund: Der Pflegeaufwand ist gering und gerade ältere Menschen greifen darauf zurück, wenn sie es nicht mehr schaffen, einen großen Garten zu pflegen.
Imker und Naturschützer hingegen bedauern die Verwüstung der Städte, denn städtische Gärten mit ihren blühenden Pflanzen sind eine wichtige Nahrungsquelle für die Insekten in einer durch Landwirtschaft immer monotoneren Natur.
Warum jedoch die Dreifaltigkeitsbergstraßen-Bäume einen Schotterfuß statt eines grünen bekommen haben, und wenn der Grund Einsparungen der Pflege sei – wie viel dann eingespart werde – auf all diese Fragen an Bürgermeister Hans Georg Schuhmacher bekamen wir keine Antworten.
Ein Leserbriefschreiber hatte jedenfalls moniert, dass im Vorfeld keine anderen Möglichkeiten – etwa die von Baumscheiben-Patenschaften durch Anwohner – ausgelotet worden waren.
Noch sei der untere Teil der Dreifaltigkeitsbergstraße nicht ver-wüstet, so eine Bürgerin. Sie hofft, dass der Protest Wirkung zeigt und die Baumscheiben grün bleiben.