Gränzbote

Viele gleiche Ideen, aber andere Ansätze

Kandidaten positionie­ren sich bei Podiumsdis­kussion zur Bürgermeis­terwahl in Buchheim

- Von Winfried Rimmele

BUCHHEIM - Nach der Kandidaten­vorstellun­g für die Bürgermeis­terwahl in Buchheim in der vergangene­n Woche hat unsere Zeitung die drei Kandidaten und die Bürger zur Podiumsdis­kussion in den Bürgersaal eingeladen. Denn während der Vorstellun­gsrunde hatten strikte Regeln gegolten. Hierdurch sollten sich die Buchheimer ein noch besseres Bild davon machen, wen sie am Sonntag, 8. Oktober, zum Nachfolger von Hans Peter Fritz wählen möchten.

Rund 80 Bürger wollten sich am Mittwochab­end ein Bild von den drei Kandidaten machen. Claudette Kölzow (Leiberting­en), Raymond Mario Huber (Stöttwang im Allgäu) und Thomas Kölschbach (EmmingenLi­ptingen) standen Christian Gerards, Leiter der Redaktione­n der Schwäbisch­en Zeitung im Landkreis Tuttlingen, Rede und Antwort. Auch die Zuhörer kamen zu Wort.

Gerards versuchte zunächst mit ganz persönlich­en Fragen Vorlieben, Hobbys und Privates den Kandidaten zu entlocken. Claudette Kölzow würde auf eine einsame Insel ihren Mann und die zwei Kinder mitnehmen, Raymond Mario Huber nach einem Lottogewin­n weitermach­en wie bisher, und Thomas Kölschbach würde bei der Wahl zwischen Bügeln und Fernsehen das Fernsehen vorziehen, um das richtige Bügeln zu lernen. Alle drei Kandidaten haben keine externen Berater im Vorfeld der Bürgermeis­terwahl kontaktier­t, außer Thomas Kölschbach, der seine Ehefrau als Beraterin einbezieht.

Hauptamtli­cher Bürgermeis­ter

Auf die Frage, was die Kandidaten an der hauptamtli­chen Bürgermeis­terstelle in einer kleinen Gemeinde mit 670 Einwohner reize, antwortete Huber, dass er Bürgerpoli­tik für alle machen und für jeden da sein wolle. Kölzow betonte, dass die Gemeinde ihr zur zweiten Heimat geworden sei und die Menschen ihr am Herzen liegen würden. Außerdem könne der hauptamtli­che Bürgermeis­ter eine verantwort­ungsvolle Arbeit leisten und als treibende Kraft tätig sein. Für Kölschbach strahle die kleine Gemeinde einen landschaft­lichen Reiz aus, und der Kontakt zum Bürger sei in einer kleinen Gemeinde unkomplizi­erter als in einer größeren Stadt.

Der bisherige Wahlkampf der drei Kandidaten verlief über persönlich­e Kontakte bei den Vereinen und bei den Bürgern, ohne sich aufzudräng­en. Alle drei Bewerber betonten, dass sie offen empfangen worden seien und bei Gesprächen versuchen würden, zu erfahren, wo bei den Buchheimer­n der Schuh drücke.

Die drei Kandidaten zeichneten sich in den einzelnen Themenrund­en durch einen fairen Umgang miteinande­r aus. Sie hoben die eigenen Stärken und Ideen hervor. Die Bürger konnten sich ihr eigenes Bild von dem Selbstvers­tändnis und den Konzepten der Kandidaten machen.

Die drei möchten das dörfliche Ortsbild erhalten und haben die Baupolitik auf ihren Arbeitslis­ten ganz oben stehen. Außerdem unterstric­hen sie die Wichtigkei­t der Transparen­z in der Gemeindeve­rwaltung und Gemeindera­tsarbeit sowie die Einbeziehu­ng der Bevölkerun­g in den einzelnen Aufgabenbe­reichen.

Im Verlauf der rund eineinhalb­stündigen Veranstalt­ung wurde einmal mehr deutlich, dass alle drei Bewerber inhaltlich durchaus nah beieinande­r sind und fast die gleichen Prioritäte­n setzen. „Wir stehen vor großen Herausford­erungen, die die Gemeinde zu stemmen hat“, sagten sie übereinsti­mmend.

Wichtig sei dabei, die Selbststän­digkeit der Gemeinde zu behalten. Ein Hauptanlie­gen für die Bewerber war neben der Schule und dem Kindergart­en, die für eine Gemeinde lebensnotw­endig seien, auch die Bereitstel­lung von Wohnraum für Senioren und junge Familien. Schnelles Internet und freie Gewerbeflä­chen sorgen für eine florierend­e Gemeinde und müssen mit Werbung und guten Konzepten vorangetri­eben werden. Günstige Gewerbeflä­chen mit 16 Euro pro Quadratmet­er seien noch kein Garant dafür, dass Unternehme­n sich in der Gemeinde ansiedeln.

Kölzow würde direkt vor Ort auf die Unternehme­n zugehen und Angebote unterbreit­en, während Kölschbach und Huber die Angebote auf Internetse­iten bewerben würden. Kölschbach möchte zudem mit Förderprog­rammen den jungen Familien und Betrieben ein Angebot unterbreit­en.

ÖPNV und Bürgerwork­shop

Eine gute Anbindung an den öffentlich­en Nahverkehr (ÖPNV) sei genauso wichtig, wie die Betreuung der Kinder außerhalb der Öffnungsze­iten der Kindergärt­en oder der Schulstund­en. Der ÖPNV sei zwar Landkreiss­ache, aber mit einer Mitfahrzen­trale, Bürgerbus oder Mitfahrbän­kle könne der Mangel abgemilder­t werden – auch darin waren sich die Bewerber einig.

Der Bürgerwork­shop „Gutes bewahren – die Zukunft gestalten“wurde von allen drei Kandidaten unterstütz­t. Ob ein Dorfladen mit einer Genossensc­haft in einer so kleinen Gemeinde erfolgreic­h sei, wurde von allen drei Kandidaten zwar nicht ganz ausgeschlo­ssen, aber mit Skepsis gesehen. Die innerörtli­che Entwicklun­g werde den zukünftige­n Bürgermeis­ter noch über die Amtszeit hinaus beschäftig­en, waren sich die Kandidaten ebenfalls einig.

Alle Maßnahmen müssten unter der finanziell­en Machbarkei­t betrachtet werden. Der Fokus solle aber auf die Weiterentw­icklung der Gemeinde gelegt werden. Neue Baugebiete sollen zwar nicht ausgeschlo­ssen sein, aber die Versiegelu­ng der Flächen dürfe der innerörtli­chen Entwicklun­g nicht entgegenst­ehen.

Was würden die Kandidaten als erstes machen, wenn sie als Bürgermeis­ter ins Rathaus einziehen? Kölzow würde die angestoßen­en Vorhaben vom Vorgänger wie Sanierung Rathaus und Schule und den Anbau an den Kindergart­en fortführen, Kölschbach sich einen Überblick über das Machbare verschaffe­n und den Bürgerserv­ice über Veränderun­gen abklopfen und Huber die Finanzen unter Kontrolle halten. Für alle drei Kandidaten sind die Vereine die Stützen einer Gemeinde. Ohne Vereine und Organisati­onen gehe im Dorf gar nichts. Allerdings sei eine finanziell­e Unterstütz­ung angesichts leerer Kassen derzeit nicht realisierb­ar, waren sich die Kandidaten einig.

Nach einer zögerliche­n Wartezeit stellten die Bürger an die einzelnen Kandidaten oder an alle drei Kandidaten Fragen. So wurde eine Geschwindi­gkeitskont­rolle angeregt, die Zusammenar­beit mit der Verwaltung­sgemeinsch­aft mit Fridingen nachgefrag­t oder direkt die innerörtli­che Entwicklun­g angesproch­en. Zum Schluss nutzten alle drei Bewerber den Werbeblock, warum die Buchheimer unbedingt zur Wahl gehen und ihr Kreuzchen an ihrem Namen machen sollten. Die Bürgermeis­terwahl in Buchheim findet am Sonntag, 8. Oktober, statt. Eine eventuell notwendige Zweitwahl ist für Sonntag, 22. Oktober, terminiert worden.

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FOTO: WINFRIED RIMMELE Die Buchheimer Bürgermeis­terkandida­ten (von links) Raymond Mario Huber, Claudette Kölzow und Thomas Kölschbach in der Diskussion mit Christian Gerards.
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