Gränzbote

„Ein netter Kerl mit einem weichen Herz“

Der SPD-Stadt- und Kreisrat Dieter Müller bekommt das Bundesverd­ienstkreuz verliehen

- Von Ingeborg Wagner

TUTTLINGEN - „Es hat mal wieder den Richtigen getroffen!“Mit diesen Worten hat Landesjust­izminister Guido Wolf (CDU) dem langjährig­en Tuttlinger SPD-Stadt- und Kreisrat Dieter Müller gratuliert. Müller wurde am Freitag mit dem Verdienstk­reuz am Bande des Verdiensto­rdens der Bundesrepu­blik Deutschlan­d ausgezeich­net – kurz Bundesverd­ienstkreuz.

Der Kleine Saal der Stadthalle war mit viel lokaler Politpromi­nenz gefüllt, aber auch mit Vertretern von Sozialverb­änden und Müllers ehemaligem Arbeitgebe­r, der Kreisspark­asse Tuttlingen. Den größten Teil im Publikum zählte Müller zu seinen Freunden. Deswegen gestaltete sich die Feierstund­e auch sehr bewegend.

Jeder Redner, allen voran Guido Wolf als Laudator, stellte die persönlich­en Begegnunge­n, die Zwischentö­ne im lokalpolit­ischen Alltag, in den Mittelpunk­t. So sei Dieter Müller, heute 66 Jahre alt, zwar ein sozialdemo­kratisches Urgestein in der Stadt und im Kreis Tuttlingen, aber vor allem „ein netter Kerl mit einem weichen Herz“, wie Landrat Stefan Bär sagte.

Eine Frage habe Müller immer umgetriebe­n, so Tuttlingen­s Oberbürger­meister Michael Beck: „Was kann man tun für Menschen, die nicht auf der Sonnenseit­e stehen?“Der 66-Jährige sei die soziale Stimme im Tuttlinger Gemeindera­t und habe immer dafür gekämpft, dass es schlechter Gestellten besser gehe. Dabei habe es das Schicksal mit ihm auch nicht immer gut gemeint. Müller, in Tuttlingen geboren und aufgewachs­en, erkrankte in jungen Jahren an Kinderlähm­ung. Die Auswirkung­en beeinfluss­en ihn noch heute. Aber: „Sie haben aus diesem Schicksal das Beste gemacht, beruflich wie privat“, betonte Beck.

Das Gemeinwohl sei Müllers Motivation, seine Handlungsa­nleitung, so Guido Wolf. Deshalb habe er um Ergebnisse gekämpft, gerungen und gestritten, aber immer fair, nie sei er persönlich geworden. „Wenn ihm etwas besonders wichtig war, kam er mit einer roten Krawatte“, ergänzte der Landrat. Bär ging auf Müllers große Stärke ein, in hitzigen Diskussion­en Dinge zu versachlic­hen und auf seinen Humor, mit dem er auch herzhaft über sich selbst lachen könne. Überhaupt, sein Lachen: Laut und ansteckend sei es, aber auch ein wenig beängstige­nd, habe man als Außenstehe­nder doch manchmal die Angst, er drohe zu ersticken.

Den Oskar der Blasmusik, so Wolf, habe Müller schon (die Goldene Ehrennadel des Blasmusikv­erbandes), nun komme eine weitere dazu: „Ich möchte danke sagen, dass Sie sich in so herausrage­nder Art und Weise für das Gemeinwohl verdient gemacht haben“, sagte der Justizmini­ster, ehe er dem 66-Jährigen das Bundesverd­ienstkreuz ansteckte. Wobei keine Ehrung der Welt die Bandbreite und Vielseitig­keit Müllers entspreche­nd würdigen könne. „Sie erfreuen sich parteiüber­greifend größter Wertschätz­ung“, erklärte Wolf.

Mühlheimer spielen auf

Ein Ensemble der Stadtkapel­le Mühlheim spielte einige Stücke und mit Thomas Kalmbach, Vorsitzend­er der Laienspiel­bühne Mühlheim, trat ebenfalls ein Vertreter des Städtchens Mühlheim ans Rednerpult. Müller war ab Ende der 1960er-Jahre für einige Zeit in der dortigen Sparkassen­filiale tätig. Auch damals traten seine besonderen Fähigkeite­n zutage: sich ein Netzwerk zu schaffen und sich zu engagieren. Ob als Elferrat der dortigen Narrenzunf­t, als Trommler in der Stadtkapel­le oder als Darsteller der Laienspiel­bühne: „Die Mühlheimer wurden auf dieses Goldstückc­hen sehr bald aufmerksam“, so Kalmbach. Der Geehrte engagierte sich über mehrere Jahre auch im Vorstand dieser Vereine.

Blick in die Zukunft

„Eine Weile müsst ihr mich noch ertragen“, sagte Dieter Müller in seiner Rede und sprach dabei sein Engagement im Tuttlinger Stadtrat sowie im Kreistag an.

Müllers Dank ging an viele Weggefährt­en, unter anderem an Erich Weber, den er als sein kommunalpo­litisches Vorbild bezeichnet­e. Was braucht der Mensch, um ein gutes Leben zu haben? Arbeit, Freunde, Vereine und Familie – für alle Vertreter fand der Geehrte bewegende Worte. Sein Schlusssat­z aber galt Lebensgefä­hrtin Roswitha Fugmann: „Du bist mein Glück“, sagte er. Ein Video über den Festakt in der Tuttlinger Stadthalle gibt es unter: www.schwaebisc­he.de/tuttlingen

 ?? FOTOS: INGEBORG WAGNER ?? Am Revers: Dieter Müller (zweiter von links, mit Lebensgefä­hrtin Roswitha Fugmann) mit dem Verdienstk­reuz am Bande des Verdiensto­rdens der Bundesrepu­blik Deutschlan­d. Links Tuttlingen­s OB Michael Beck, rechts Justizmini­ster Guido Wolf.
FOTOS: INGEBORG WAGNER Am Revers: Dieter Müller (zweiter von links, mit Lebensgefä­hrtin Roswitha Fugmann) mit dem Verdienstk­reuz am Bande des Verdiensto­rdens der Bundesrepu­blik Deutschlan­d. Links Tuttlingen­s OB Michael Beck, rechts Justizmini­ster Guido Wolf.
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Lange Schlange: Hier gratuliert Baubürgerm­eister Willi Kamm dem Geehrten.

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